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Das Vermächtnis von Thrandor - Der Auserwählte

Das Vermächtnis von Thrandor - Der Auserwählte

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Der Auserwählte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
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Stadtwächter, bis nur noch zwei Männer übrig waren. Gelangweilt marschierten sie auf und ab und vertrieben sich die Zeit bis zum Schichtende mit einem Schwätzchen.
    Die Lage auf der Straße normalisierte sich. Die ersten Passanten gingen noch eiligen Schrittes vorüber und sahen sich nervös nach den Soldaten um, als hätten sie Angst, unvermittelt verhaftet zu werden. Doch im Laufe des Nachmittags wurden die Leute mutiger, und als sich am frühen Abend Nebel über die Stadt senkte, lief das Volk durch die Stadt, als sei nichts geschehen.
    Der Nebel war ein zweifelhafter Segen für Femke. Einerseits würde sie dadurch auf dem Dach nicht mehr so leicht zu entdecken sein. Andererseits konnte sie auch nur noch schwer erkennen, was unter ihr auf der Straße vorging. Die kühle, feuchte Luft kroch Femke mittlerweile bis in die Knochen. Schon bald überlegte sie, ob sie ihren Beobachtungsposten nicht besser aufgeben und in ihre warme Kammer im Palast zurückkehren sollte. Doch so schnell gab
Femke nicht auf. Hartnäckig, wenn auch mit klappernden Zähnen blieb sie auf dem Dach liegen.
    Da endlich öffnete sich die Tür unter ihr. Eine Gestalt trat auf die Straße. Da sie in einen dunklen Kapuzenumhang gehüllt war, konnte Femke nicht erkennen, ob es sich überhaupt um Shalidar handelte. Doch selbst wenn er es nicht war, so war derjenige vermutlich in Shalidars Pläne eingeweiht.
    Mit steifen Gliedern zwang sich Femke in die Hocke und beobachtete, wohin sich die Gestalt wandte. Dann kroch sie lautlos über die Dächer und versuchte, sich einen Vorsprung gegenüber dem Verfolgten zu verschaffen. Jetzt galt es, möglichst rasch wieder auf die Straße zu kommen. Das flachste Haus in Reichweite befand sich noch einige Gebäude vor ihr. Femke musste sich beeilen, wenn ihr Plan aufgehen sollte.
    Als sie gerade losrannte, meldete ihr Gehirn, dass die Gestalt einen völlig anderen Gang hatte als Shalidar. Der kaiserliche Auftragsmörder bewegte sich ähnlich einem Raubtier immer auf den Fußballen. Der Gang des Mannes unter ihr dagegen wirkte eher … militärisch! Genau, das war ein Soldat. Aber von welcher Einheit war er und was hatte er mit Shalidar zu schaffen?
    Femke brachte ihre steifen Muskeln in Gang und flog bald nur so von Dach zu Dach. Dann plötzlich, mitten im Sprung zwischen zwei Dächern, hatte sie das Gefühl, als bliebe die Zeit stehen. Sie sah einen weißen Lichtblitz aufleuchten und hing einen Wimpernschlag lang auf halbem Weg zwischen den beiden Häusern in der Luft. Genauso plötzlich setzte sich die Welt wieder in Bewegung und Femkes Sprung endete mit einem krachenden Sturz auf das Dach. Sie klatschte auf den Bauch und rutschte unaufhaltsam abwärts. Sie wusste, dass ein Sturz von einem so hohen
Dach nahezu sicher tödlich ausgehen würde. So siegte ihr Überlebensinstinkt über jeglichen Gedanken, nicht entdeckt zu werden. Femke streckte verzweifelt Arme und Beine in alle Richtungen aus, um auf dem glatten Untergrund irgendeinen Halt zu finden.
    Kurz blieb ihr rechter Fuß am Sims hängen, rutschte dann jedoch darüber hinaus ins Leere. Immerhin bremste das ihren Fall so weit, dass es ihr gelang, sich mit dem linken Oberarm und den Fingern der rechten Hand festzuklammern. Mit den Beinen baumelte sie nun in schwindelerregender Höhe über einer Gasse.
    Normalerweise, wenn sie nicht so durchgefroren und erschrocken gewesen wäre, hätte sich Femke wohl mit Leichtigkeit wieder hochgezogen. Aber bei dem Versuch, das rechte Bein nach oben zu schwingen, verloren ihre klammen Finger den Halt und sie hing nur noch auf den linken Oberarm gestützt über dem Abgrund. Femke keuchte vor Anstrengung. Schließlich bekam sie mit der freien Hand den Sims wieder zu fassen und zwang den rechten Fuß Stück für Stück an der Wand nach oben, bis sie ihn auf den Sims stemmen und sich – zitternd vor Anstrengung und Angst – vollends auf das Dach hochziehen konnte. Mehrere Minuten lang saß sie keuchend da und fragte sich, was bei diesem einfachen Sprung eigentlich passiert war. Etwas Merkwürdiges, war ihre Diagnose.
    Es war nicht mehr daran zu denken, der verhüllten Gestalt weiter zu folgen. Femke hatte blaue Flecken am ganzen Körper und mehrere blutende Kratzer und Schrammen. Das Geheimnis um Shalidar musste warten. Unterkühlt, niedergeschlagen und zerschunden machte sich Femke auf den Rückweg zum Palast.

3
    »Eloise, sieh nach, wer da kommt«, befahl Derra und versicherte sich mit einem kurzen Blick, dass ihre

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