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Das Vermächtnis von Thrandor - Der Auserwählte

Das Vermächtnis von Thrandor - Der Auserwählte

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Der Auserwählte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
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Bürger, die in der Schlacht von Thrandor Verwandte oder Freunde verloren haben, verstummen zu lassen. Immerhin sind die Soldaten freiwillig ins Heer eingetreten und haben sich den Sold des Kaisers gern in die Taschen gesteckt. Das Heer ist dazu da, Schlachten zu schlagen, und dabei gibt es auch Tote. Nun, die Zeit des Wartens ist vorbei. Sie hat sich gelohnt, denn jetzt kenne ich die wahren Feinde meiner Regentschaft. Jetzt kann ich sie mit einem Handstreich vernichten. Gleichzeitig werde ich den Bewohnern von Shandrim zeigen, weshalb das Heer hier ist und wozu es fähig ist.«
    Der Kaiser hielt inne und nahm noch einen Schluck Wein. Allein diese kleine Geste ließ Femke erneut erschauern. Vielleicht verliert der Kaiser ja den Verstand, überlegte sie. Vielleicht fällt er darum so merkwürdige Entscheidungen. Wenn es so war, dann würde das erklären, warum sie in den vergangenen Wochen in seiner Gegenwart so ein mulmiges Gefühl hatte. Doch als sich ihre Blicke trafen, sah Femke in seinen Augen nicht Wahnsinn, sondern Kälte und
berechnende Bosheit. Das flößte ihr mehr Angst ein als die Vorstellung, dass er den Verstand verloren haben könnte. Aber wie kam sie eigentlich darauf, dass es Bosheit war? Er hatte Femke schließlich nie etwas getan. Vielleicht war sie es ja, die den Verstand verlor, musste Femke erwägen.
    »Wenn du zurückkehrst, Femke, wird sich Shandrim verändert haben. Morgen werde ich sieben Legionen hierher beordern und sämtliche wehrtauglichen Männer der Stadt einberufen lassen. Sollen die Frauen und Kinder auf die Straße gehen – die Männer jedenfalls werden dem Heer beitreten. Wer sich weigert, wird an der Stadtmauer aufgeknüpft. Und Mariza, Sammaris und Daraffa werden für ihren Verrat hängen.«
    Deshalb also hatte Shalidar sich mit dem Heeresvertreter getroffen, dachte Femke, enttäuscht, weil sie nicht selbst draufgekommen war. Der Kaiser hat ihn als Mittelsmann eingesetzt, um mit den Heerführern Kontakt aufzunehmen, bevor sie die Stadt mit Gewalt einnehmen.
    »Möchtet Ihr, dass ich Shalidar rufen lasse?«, fragte Femke in dem Versuch, dem Kaiser vorzumachen, dass ihr seine militärischen Absichten die ganze Zeit bekannt gewesen waren.
    »Was soll ich mit Shalidar?«, erwiderte der Kaiser aufrichtig erstaunt. »Das Heer kann die Gouverneure festnehmen und hängen. Dafür brauche ich keinen Auftragsmörder.«
    »Oh, ich weiß auch nicht«, stammelte Femke und kam sich schrecklich dumm vor. »Ich dachte nur. Da habe ich wohl etwas durcheinandergebracht, Eure Majestät.«
    Femke war nun völlig verwirrt. Unter dem durchdringenden Blick des Kaisers konnte sie keinen klaren Gedanken fassen. Wenn der Kaiser Shalidar nicht als Mittelsmann benutzte, welche Rolle spielte der Auftragsmörder dann?
Die Sache war wohl doch erheblich komplizierter, als sie angenommen hatte.
    »General Surabar wird mit diesen lächerlichen Aufständen schon fertig. Wenn die Rebellenführer erst bestraft und die Männer zum Heer eingezogen sind, werden unsere vereinten Streitkräfte in Thrandor einmarschieren. Diesmal werden wir uns keine Fehler erlauben. Diesmal wird Thrandor unser sein«, erklärte der Kaiser im Brustton der Überzeugung.
    Femke überraschte die Einschätzung des Kaisers nicht. General Surabar hatte einen geradezu legendären Ruf als Oberbefehlshaber. Nur eine Handvoll Männer waren jemals in den Rang eines Generals erhoben worden, denn für gewöhnlich wurden die Legionen von Kommandanten geführt, und wenn mehr als eine Legion an einem Feldzug beteiligt war, so einigten sich die jeweiligen Kommandanten auf eine Strategie. Dieser gemeinsame Plan wurde umgesetzt, indem jeder Kommandant seinen Teil des Plans durchführte. Diese Befehlsordnung war in der jüngeren Geschichte nur einmal durchbrochen worden: als beim Angriff auf Thrandor erstmals Zauberer die Streitkräfte befehligten. Femke konnte sich kaum vorstellen, dass der Kaiser diesen Fehler in nächster Zukunft noch einmal begehen würde.
    »Für dich, Femke, habe ich eine überaus wichtige und schwierige Aufgabe. Ich bin nicht sicher, wo sie dich hinführen wird, und empfehle dir deswegen, ausreichend Proviant mitzunehmen. Du sollst auch genug Gold bekommen, damit du zurechtkommst.«
    »Gold, Eure Kaiserliche Majestät? Für die Erledigung meiner Aufgaben habe ich noch nie Gold gebraucht«, entgegnete Femke überrascht.
    »Aber ich habe dich auch noch nie so weit weggeschickt.
Ich möchte, dass du den thrandorischen Kämpfer Bek

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