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Das Vermächtnis von Thrandor - Der Auserwählte

Das Vermächtnis von Thrandor - Der Auserwählte

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Der Auserwählte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
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Fremden neugierig beäugten. Manche standen auch einfach am Zaun ihres Vorgärtchens und gafften. In der Schenke würde am Abend einiges los sein, überlegte Calvyn grinsend, während er sich in Hakkaaris Sattel schwang. Sie hatten dem Dörfchen reichlich Stoff für Tratsch geliefert.
    Jenna saß ebenfalls auf und trabte gleich mit ihrer Fuchsstute an, um sich neben Meister Jabal zu setzen. Der Magier musterte sie fragend von der Seite.
    »Meister Jabal?«
    »Ja, Jenna? Was gibt es?«
    »Meister, Calvyn und ich haben, seit wir Shandar verlassen haben, eine ungute Vorahnung. Wir fürchten, dass es mit unseren Freunden zu tun hat, die dort festgehalten wurden. Wenn Ihr es gestattet, würde ich gern einen kurzen Abstecher zur Burg Keevan machen, wo Calvyn und ich ausgebildet wurden.«
    »Wo ist denn diese Burg und was versprecht ihr euch davon?«, fragte Jabal nachdenklich.

    »Die Burg liegt etwa vier bis fünf Stunden von hier entfernt, Meister Jabal. Ich könnte in Erfahrung bringen, ob unsere Freunde zurückgekehrt sind. In ein oder zwei Tagen hätte ich euch wieder eingeholt, spätestens im Levansbrück.«
    Der Meister dachte eine Weile über Jennas Ansinnen nach. Sein Blick verlor sich in der Ferne, doch dann schüttelte er den Kopf.
    »Tut mir leid«, erwiderte er, »aber ich halte das für keine gute Idee. Mir wäre nicht wohl dabei. Es fühlt sich falsch an. Und du würdest mit diesem Abstecher auch nichts erreichen. Was würdest du denn tun, wenn deine Freunde nicht auf der Burg wären und niemand etwas von ihnen gehört hat? Würdest du einen weiteren Rettungstrupp zusammenstellen wollen und nach Shandrim reisen, um nach ihnen zu suchen? Und wenn sie auf der Burg sind, was hättest du dann erreicht? Nichts. Nein, ich glaube, für den Moment ist es besser, wenn du hierbleibst. Ich fürchte, wenn du gingest, könnte etwas Schlimmes geschehen.«
    »Aber Meister, ich könnte …«
    »Nein, Jenna. So lautet die Antwort und damit ist die Sache erledigt«, erklärte Jabal nachdrücklich.
    Jenna neigte den Kopf und ließ sich zu Calvyn und Lomand zurückfallen. Calvyn hob fragend eine Augenbraue und Jenna schüttelte kaum wahrnehmbar den Kopf. Calvyn wollte sich keinen Ärger mit den Magiern einhandeln, doch gleichzeitig regte sich sein Widerspruchsgeist und Zorn wallte in ihm auf.
    In diesem Augenblick fragte Lomand: »Calvyn, weshalb machen wir diese Reise?«
    Mit dieser schlichten Frage rückte Lomand alles wieder zurecht. Natürlich, ihre Aufgabe war es, nach Mantor zu gelangen und Perdimonn im Kampf gegen Selkor beizustehen.
Das Leben vieler Menschen hing davon ab, dass sie Erfolg hatten. Bek, Jez und die anderen mussten, so schwer es für Calvyn und Jenna auch war, hinter dieser Aufgabe zurücktreten.
    Calvyn seufzte schwer. Seine Züge entspannten sich. »Ihr habt recht, Lomand. Sagt, könnt Ihr Gedanken lesen?«, fragte er lächelnd.
    »Völlig überflüssig«, erwiderte Lomand mit seinem brummenden Bass. »Dein Gesicht ist wie ein offenes Buch, Calvyn. Konzentriere dich darauf, was jetzt wirklich wichtig ist. Wenn du das tust, erschließt sich der Weg von allein.«
    Sie hatten das Dorf jetzt hinter sich gelassen, und da der Weg eben und gut einsehbar war, ließen die Magier ihre Pferde antraben. Während die sanften grasbewachsenen Hügel an ihnen vorüberzogen, dachten Calvyn und Jenna an ihre letzte Reise nach Mantor. Es war ein langer Marsch gewesen, der sie in die Schlacht geführt hatte. Sie waren in der Unterzahl gewesen und hatten lange nicht gewusst, ob Mantor überhaupt noch in thrandorischer Hand war. Was hatte sich nicht alles verändert seit damals, da sie als frisch gebackene Gefreite im Baron Keevans Heer gedient hatten! Diesmal wartete in Mantor nur ein einziger Gegner, von dem aber eine erheblich größere Gefahr ausging als vom gesamten Nomadenheer jener Tage. Magier und magische Gegenstände, Hüter und Machtschlüssel – alles verschwamm zu einem Wirrwarr, die Vernunft wurde verwoben in ein Netz aus Möglichkeiten. Eine Schlacht zwischen zwei Heeren, mit all den Grausamkeiten, die mit ihr einhergingen, wäre diesem Kampf vorzuziehen, überlegte Calvyn grimmig.
    »Au!«, rief Jenna plötzlich und fasste sich an die Brust.
    »Was ist denn?«, fragten Calvyn und Lomand wie aus einem Mund.

    »Ach, es ist nur der Pfeil, den Perdimonn mir gegeben hat«, sagte sie mit einem entschuldigenden Blick. »Er zwickt mir dauernd in die Haut. Ich trage ihn vielleicht besser über dem Waffenrock.

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