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Das Vermächtnis von Thrandor - Der Auserwählte

Das Vermächtnis von Thrandor - Der Auserwählte

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Der Auserwählte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
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Perdimonn hat ihn wohl nicht für einen flotten Ritt gemacht.«
    Jenna zog den silbernen Pfeil am Lederbändchen hervor und rieb dann leicht über die schmerzende Stelle, wo der Pfeil ihre Haut gestochen hatte.
    Jenna war keine geübte Reiterin, und es fiel ihr schwer, im Takt mit dem Pferd leicht zu traben. Immer wieder plumpste sie hart in den Sattel, sodass ihr schon bald das Hinterteil wehtat. Da das Reiten ihre ganze Aufmerksamkeit erforderte, hatte sie keine Gelegenheit, einen Blick auf den Pfeil zu werfen. Sonst wäre ihr aufgefallen, dass die Spitze direkt auf ihren Körper zeigte.
    Die Magier behielten das flotte Tempo den ganzen Nachmittag über bei. Als es Abend wurde, waren kein Dorf und keine Unterkunft in Sicht. Akhdar machte schließlich halt und sie errichteten neben einem Wäldchen am Wegesrand ein Lager. Calvyn, Jenna und Lomand, die mittlerweile Übung darin hatten, stellten im Handumdrehen das Zelt auf. Bald war auch ein Windschutz errichtet, das Feuer knisterte, in einem großen Kessel dampfte Dahl und es wurde Brot, Käse und gesalzenes Fleisch herumgereicht. Nahe am Feuer lagen Steine, die ihnen später im Zelt die Füße wärmen sollten.
    Jenna und Calvyn aßen schweigend. Jenna spürte, dass sich Calvyn noch um Bek, Derra und die anderen sorgte, und ihr erging es nicht anders. Nach dem Essen gab sie den anderen Bescheid, dass sie zum nahe gelegenen Bach gehen und sich den Staub von der Reise abwaschen wolle.
    Der Mond war fast voll. Trotzdem brauchte Jenna, als sie sich vom Lagerfeuer entfernte, eine Weile, bis sich ihre Augen
an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Doch dann beschleunigte sie ihren Schritt und streckte die vom Reiten steifen Glieder.
    Im Wäldchen war es unheimlich still. Als Jenna kurz anhielt und lauschte, konnte sie in der Ferne die Stimmen der Magier hören, die sich am Feuer unterhielten. Unwillkürlich vermied es auch Jenna, Geräusche zu machen. Gedd hatte ihr beigebracht, wie man sich lautlos durch den Wald bewegt, und Jenna nutzte die Gelegenheit, das zu üben. Gedd fände es sicher lustig, dachte sie, doch ihr war die Umgebung unheimlich. Je mehr sie sich einredete, dass sie in Thrandor war und hier mit ziemlicher Sicherheit keine Gefahren lauerten, desto unruhiger wurde sie.
    Bald hörte Jenna das Rauschen des Baches. Sie freute sich darauf, sich den Schmutz von der Haut zu waschen, auch wenn das Wasser wahrscheinlich eiskalt war. Was gäbe sie für ein dampfendes Bad und duftende Seife! Schon bei dem Gedanken daran lief ihr ein angenehmer Schauer über den Rücken. Doch vorerst musste sie mit einem kleinen Stück Kernseife und einem Fetzen Stoff vorliebnehmen.
    Das Mondlicht fiel durch die Bäume und warf geisterhafte Schatten. Das Wasser des Bächleins wirkte trotz des silbrigen Mondscheins rabenschwarz, doch dort, wo es über die Steine plätscherte, sah Jenna, dass es glasklar war. Sie setzte sich ans Ufer, zog Stiefel und Socken aus, wappnete sich innerlich gegen die Eiseskälte und stellte die nackten Füße ins Wasser.
    Obwohl es so kalt war, empfand es Jenna als Wohltat, den Schmutz der Reise loszuwerden, und sie wackelte eine Weile wohlig mit den Zehen. Dann zog sie die Füße aus dem Wasser und kniete sich ans Ufer. Sie tauchte den Lappen ins Wasser und seifte ihn ein. Dabei fiel ihr Blick auf den silbernen Talisman, der an dem Lederbändchen baumelte.

    Es sah aus, als schwenke die Pfeilspitze zwischen zwei Zielen hin und her. Dann begann der Pfeil zu beben. Jenna ließ Lappen und Seife fallen. Entsetzt erkannte sie, was das zu bedeuten hatte.

5
    Femke wartete vor der Tür zum kaiserlichen Arbeitszimmer. Einmal mehr hatte sie ein ungutes Gefühl. Noch vor wenigen Wochen hätte sich Femke darauf gefreut, dem Kaiser Bericht zu erstatten. Warum sie sich nun plötzlich davor fürchtete, war ihr selbst ein Rätsel. Ein Rätsel, dessen Lösung sich bereits schattenhaft abzuzeichnen begann, aber noch konnte Femke es nicht fassen. Es fehlten nur noch wenige Teile, dann hätte sie das Puzzle zusammengesetzt, dessen war sich Femke sicher.
    Der Auftragsmörder Shalidar war eines der Teile, die noch nicht passten, egal wie sie es auch drehte. Nachdem sie sich von ihrer Flucht über die Dächer erholt hatte, war sie ihm weitere zwei volle Tage gefolgt – ohne jedes Ergebnis. Shalidar war nicht noch einmal in das Stadtviertel zurückgekehrt, wo sie ihn zuerst beobachtet hatte. Mehr als das, er hatte mit niemandem gesprochen, der auch nur entfernt mit dem Heer zu tun

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