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Das Vermächtnis von Thrandor - Der Auserwählte

Das Vermächtnis von Thrandor - Der Auserwählte

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Der Auserwählte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
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so entspannt und zuversichtlich gaben. Anders als bei gewöhnlichen Kämpfern, die meist abergläubisch und voll Angst auf alles Übernatürliche reagierten, empfanden diese beiden keinerlei Furcht vor der Magie, ja, sie verfügten vielmehr über einen speziellen Schutz vor magischen Angriffen.
    »Dann wollen wir doch mal sehen, ob ihr schon einmal verzaubert worden seid«, murmelte Selkor und kratzte mit einem Ast Zeichen in die Erde. Dann stimmte er einen tiefen, melodischen Singsang an. Die beiden Wächter drehten leicht den Kopf, um zu lauschen.
    Selkors Baritonstimme, die mal lauter, mal leiser wurde, hatte eine fast hypnotische Wirkung. Wie das sanfte Rollen der Brandung am Strand oder die friedliche Melodie eines
plätschernden Baches sprach tief aus Selkors Gesang die Aufforderung, die Augen zu schließen und zu schlafen. Da sich jede Strophe des Singsangs geringfügig von der vorhergehenden unterschied, waren die Zuhörer unbewusst dazu angehalten, nach Veränderungen zu suchen, und gerieten so immer tiefer in den Sog der Verzauberung. Mit einem zufriedenen Lächeln stellte Selkor fest, dass ihm die Wächter schon nach kurzer Zeit aufmerksam zuhörten.
    Jetzt habe ich sie. Jetzt dauert es nicht mehr lange, dachte er im Stillen.
    Doch da täuschte er sich. Und zwar gewaltig. Die Männer schenkten ihm in der Tat ihre ganze Aufmerksamkeit, doch die beabsichtigte Wirkung, nämlich dass sie ihre Waffen niederlegten und einschliefen, stellte sich nicht ein. Nach einer Viertelstunde gab der Magier auf.
    »Ach, mach doch weiter«, bat einer der Wächter höhnisch. »So ein schönes Konzert haben wir hier schon furchtbar lange nicht mehr gehört.«
    Selkor sah ihn mit einer Mischung aus Abscheu und Misstrauen an. Ein Verdacht beschlich ihn.
    »Sind wir uns schon einmal begegnet?«, fragte er. »Du kommst mir irgendwie bekannt vor.«
    Die beiden Wächter sahen einander an und auf dem Gesicht des Angesprochenen zeigte sich ein wehmütiges Lächeln.
    »Ach, der Preis des Ruhms«, seufzte der andere und lachte dann.
    »Nein, ich glaube nicht, dass wir uns schon einmal begegnet sind. An einen Magier, der sich zu billiger Zauberei herablässt, würde ich mich erinnern. Die meisten Magier, die ich kenne, betrachten die übrigen Künste als unter ihrer Würde.«
    Selkor grummelte, nicht ganz überzeugt davon, und
musterte die beiden Wächter zum ersten Mal eingehend. Der, der ihm bekannt vorkam, war kleiner als sein Gefährte und sein Haar etwas heller. Beide waren schlank und drahtig, doch das herausragende Merkmal des einen, der Selkor so merkwürdig bekannt vorkam, war sein reich verziertes Schwert.
    Für Selkor, der sich nie für Waffen hatte erwärmen können, war ein Schwert ein Schwert. Doch dass die Klinge, die dieser merkwürdige junge Mann bei sich trug, etwas Besonderes war, erkannte sogar er. Sie hatte die Form eines länglichen Blattes – anders als die gerade Klinge seines Gefährten – und schimmerte silbern. Das Schwert des anderen Wächters sah dagegen ganz gewöhnlich aus. Er fragte sich, ob es vielleicht das Schwert war, das ihm bekannt vorkam. Wenn er so ein ungewöhnliches Schwert schon einmal gesehen hätte, müsste er sich doch daran erinnern, schalt sich Selkor. Nach Jahren der Gedächtnisschulung, die seine Merkfähigkeit zu einer seiner größten Stärken gemacht hatte, ärgerte es ihn, dass er sich einfach nicht erinnern konnte. Wer waren die beiden Männer nur?
    Jedenfalls sind das keine normalen Wächter, stellte Selkor grimmig fest. Ich darf jetzt nichts überstürzen.
    Also schluckte er seinen Ärger darüber, kurz vor dem Ziel noch aufgehalten zu werden, herunter und dachte nach.

    »Herein!«, befahl Vallaine, als es an der Tür zu seinem Arbeitszimmer zweimal laut klopfte.
    Die Tür ging auf und der Auftragsmörder Shalidar trieb drei eingeschüchterte Männer in den Raum.
    »Die Verräter, Eure Kaiserliche Majestät«, verkündete Shalidar.

    »Ach, ja! Sehr gut, Shalidar. Wirklich sehr gut.« In Vallaines Augen glitzerte Bosheit. Mit abschätzigem Blick musterte er das armselige Trio. »So, und was machen wir nun mit diesen undankbaren und unzuverlässigen Individuen?«
    Vallaine erhob sich, ging um den Schreibtisch herum zum Getränkeschränkchen und schenkte sich ein Glas Rotwein ein. Es war zwar noch helllichter Vormittag, die zehnte Stunde war noch nicht angebrochen, doch einen solchen Anlass galt es zu feiern.
    »Normalerweise würde ich die Herren zu einem edlen Tröpfchen

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