Das Vermächtnis von Thrandor - Der Auserwählte
verheerende Wirkung erzielen.«
»Das kann ich mir vorstellen«, erklärte Calvyn beeindruckt.
»In einer Schlacht ist diese Kunst natürlich völlig nutzlos«, räumte Bek grinsend ein. »Da könntest du niemals mit zwei Schwertern kämpfen, weil du dich ja unmöglich mit den Kameraden rechts und links so genau abstimmen kannst. Baron Keevan wird mir sicher auch nicht gestatten, in einem Turnier mit einem zweiten Schwert anzutreten. Trotzdem will ich die Kunst nicht einfach vernachlässigen, jetzt, wo ich sie mir einmal angeeignet habe. Es käme mir wie ein Verrat an Hammars Bemühungen vor, verstehst du?«
»So ähnlich wie mein Laufen für Derra«, gluckste Calvyn.
Bek grinste breit. »So ähnlich. Nur werde ich das Gefühl nicht los, dass ich es eines Tages noch brauchen werde. Als hätte ich das aus einem anderen Grund trainiert als für den Kampf mit Serrius. Merkwürdig …«
»Was?«
»Na ja, es ist nur so ein Gefühl. Als führe mich das Schicksal auf einem vorbestimmten Pfad. Aber ich habe keine Ahnung, wohin es geht und zu welchem Zweck.«
»Was du nicht sagst! Das Gefühl kann ich mir überhaupt nicht vorstellen«, erwiderte Calvyn sarkastisch.
14
Ein Prickeln gespannter Erwartung strömte durch Selkors Adern. Er stand am Fuße des Berdurch Selkors Adern. Er stand am Fuße des Berges, auf dessen Gipfel der Thron der Götter saß. Die Stimmen in seinem Kopf flüsterten nun fast unablässig, trieben ihn beharrlich an. Er musste sich beherrschen, sein Pferd nicht im Galopp den Berg hinaufzujagen.
Die Zeit war gekommen, da Selkor der Welt seine Macht beweisen konnte. Er würde tun, was noch keinem Magier vor ihm gelungen war. Das Schicksal leitete ihn, das spürte er. Wenn er das Tor öffnete und den Göttern die Rückkehr in diese Welt ermöglichte, würde er einen ewigen Platz an ihrer Seite erhalten. Welcher der größten Magier, die in den Geschichtsbüchern erwähnt wurden, konnte schon behaupten, ein Gott zu sein? Genau das jedoch war ihm versprochen worden. Das Wispern von großer Kraft und Wahrhaftigkeit erfüllte seinen Geist mit Ideen, was er mit dieser Machtfülle würde erreichen können.
Millionen würden ihn anbeten. Könige würden vor ihm knien und ihn um eine Berührung oder seinen Segen bitten. Mit dem Tor würde er auch die Tür zum ewigen Leben aufstoßen, und er müsste sich nicht mehr damit abmühen, den Fluch der verstreichenden Zeit zu besiegen. Wenn die magische Öffnungsformel wie gewünscht verlief, so gehörten das Altern und alle bisherigen Ärgernisse bei Sonnenuntergang der Vergangenheit an. Alle bis auf eins: Perdimonn. Er würde noch dafür bezahlen, dass er sich ihm in den Weg gestellt hatte.
Selkor lächelte bei dem Gedanken grimmig in sich hinein. »Ach, Perdimonn«, murmelte er zufrieden. »Es wird dir noch leidtun, dass du mir versagt hast, was immer schon mein Schicksal war.«
Als Gott würde er Perdimonn befehlen, ihm das Geheimnis, das er hütete, zu enthüllen. Der Alte würde sich unter seinem Blick krümmen vor Schmerz. Selkors Macht würde alles übersteigen, was sich ein Sterblicher überhaupt vorstellen konnte. Perdimonn würde nicht verhindern können, dass Selkor ihm die Macht des Schlüssels entriss. Es wäre vielleicht recht unterhaltsam, den alten Kerl ein bisschen durch die Gegend zu jagen. Umso größer wäre das Vergnügen, den Erdhüter schließlich genau da zu haben, wo er ihn haben wollte. Aber Selkor hatte lang genug Katz und Maus mit ihm gespielt. Nein. Er würde kurzen Prozess mit Perdimonn machen.
Vor Selkor tauchte der Pfad auf, der zum Gipfel führte. Der Magier brauchte keine irdischen Wegweiser. Die Stimmen wiesen ihm beständig die Richtung und schrillten warnend, wenn er auch nur um Haaresbreite vom vorgegebenen Weg abwich.
»Nicht mehr weit, nicht mehr weit«, flüsterten sie. »Noch ein kurzer Aufstieg und du wirst ewig leben.«
Vor ihm führte der Pfad durch einen natürlichen Torbogen aus Fels und dann zu einem merkwürdig geformten Absatz, wonach er steil zum Gipfel aufstieg. Ein Blick auf die Felswände ringsum bestätigte Selkor, dass es der einzig gangbare Weg war. Da er aber für sein Pferd ungeeignet war, saß Selkor kurz vor dem steinernen Bogen ab, nahm dem Tier Trense, Sattel und Satteltaschen ab und ließ es frei, denn was für einen Nutzen sollte ein Pferd für einen Gott noch haben? Allein wegen dieser kleinen Verzögerung brachten die Stimmen in seinem Kopf lautstark ihr Missfallen
zum Ausdruck, und es
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