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Das Vermächtnis von Thrandor - Der Auserwählte

Das Vermächtnis von Thrandor - Der Auserwählte

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Der Auserwählte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
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kostete Selkor einige Entschlossenheit und Selbstbeherrschung, diese notwendigen Handgriffe zu Ende zu führen.
    Während das Pferd zu den sanft ansteigenden Hangwiesen am Fuße des Berges hinuntertrabte, suchte Selkor die wenigen Dinge aus den Satteltaschen, die er mitnehmen wollte, und machte sich auf den Weg, unablässig angetrieben von den inneren Stimmen. Doch als er den Torbogen durchschreiten wollte, erfuhr er einen doppelten Schock.
    Zunächst setzten die Stimmen in seinem Kopf unvermittelt aus. Selkor hielt sich überrascht die Ohren zu, als ihn die Stille zu überwältigen drohte. In diesem Augenblick traten einige Schritte von ihm entfernt zwei Gestalten auf den Weg.
    Selkor hielt inne. Es kostete ihn einige Sekunden, die Fassung wiederzuerlangen. Zwei Männer, beide mit einem Schwert in der Hand, marschierten Schulter an Schulter auf ihn zu. In ihren Augen lag tödliche Entschlossenheit.
    »Wer seid ihr und warum bedroht ihr mich?«, fragte Selkor laut. Er konnte nicht verhindern, dass Furcht in seiner Stimme mitschwang.
    »Wir sind die Wächter des Vergessenen Berges«, erwiderten die Krieger im Chor. »Wer bist du, der du den Pfad zum Thron der Götter beschreiten willst?«
    »Ich bin der Auserwählte. Es ist mein Schicksal, auf diesen Berg zu steigen und den Göttern zu begegnen«, erklärte Selkor, der seine Beherrschtheit langsam wiedergewann.
    Die beiden Männer tauschten einen kurzen Blick und sahen Selkor dann mit unbewegtem Blick an. »Du lügst«, erwiderten sie im Chor. »Du verfügst nicht über alle vier Schlüssel. Du bist ein Schwindler. Wenn du noch einmal versuchst, dieses Tor zu durchschreiten, werden wir dich töten.«

    »Mit euren Schwertern vielleicht?«, fragte Selkor verächtlich. Seine Selbstsicherheit war nun vollends zurückgekehrt.
    Er wartete die Antwort nicht ab, sondern leitete, ohne Mitleid zu empfinden, eine Feuerformel durch Darkweavers Amulett. Eine glühend heiße Stichflamme schoss daraus hervor. Sie hätte die beiden Männer sofort töten müssen, doch zu Selkors Überraschung krümmte sie ihnen kein Haar. Zunächst vermutete er, die beiden hätten einen magischen Schutzschild errichtet, doch dann erkannte er die beunruhigende Wahrheit: Der vernichtende Feuerstrahl löste sich zwei Schritt vor ihnen einfach in Luft auf.
    Die beiden Wächter marschierten weiter auf Selkor zu. Ihr eisiger Blick bohrte sich mit kalter Verachtung in ihn. Selkor wich im gleichen Tempo zurück, um eine sichere Distanz zu ihnen beizubehalten. Einen Moment lang hielt er den Feuerstrahl aufrecht, doch dann ließ er ihn mit einem verärgerten Schnippen seiner Finger abbrechen. Es gab keinen Zweifel: Die beiden Wächter fürchteten sich nicht vor Magie.
    Als die Krieger stehen blieben, folgte Selkor ihrem Beispiel. Er musterte sie und zermarterte sich das Gehirn, was als Nächstes zu tun sei. Die Männer wussten, dass er nicht die Macht über alle vier Schlüssel besaß – woher, war ihm ein Rätsel. Da sie gegen Magie offenbar gefeit waren, versuchte es Selkor auf andere Weise. Über die Jahre hatte er es in fast allen arkanen Künsten mehr oder weniger zur Vollendung gebracht. Für die Zauberei hatte er eine besondere Schwäche und so wollte er sich nun Zugang zum Geist der Wächter verschaffen.
    Selkor atmete tief ein und schickte seine gesamte geistige Kraft aus, um die beiden zu lähmen. Doch zu seiner Verblüffung stieß sein Geist auf nichts, was er hätte in seine
Gewalt bringen können. Es war, als seien die beiden Krieger reine Trugbilder, nur dazu aufgestellt, furchtsame Zeitgenossen abzuschrecken.
    Merkwürdig, dachte Selkor, sehr merkwürdig. Was ist das für eine Daseinsform, die unempfindlich ist gegen Magie und nicht einmal einen Geist hat? Sind das Dämonen in Menschengestalt? Oder etwa Untote?
    Eines war sicher: Wer oder was diese beiden Gestalten auch sein mochten, sie würden ihn nicht einfach den Berg hinaufspazieren lassen. Einen Augenblick war Selkor versucht, sie mittels der drei Elemente, über die er verfügte, hinwegzufegen. Aber nein, schalt er sich innerlich. Ich muss meine Kräfte schonen, damit ich das Tor öffnen kann. Ich muss darüber nachdenken, wie ich sie ohne viel Anstrengung beiseiteschaffen kann. Und so setzte sich Selkor mit gekreuzten Beinen auf den Boden und überlegte.
    Die beiden Wächter blieben schweigend und reglos unter dem Felsbogen stehen. Es schien sie nicht zu kümmern, was Selkor vorhatte. Es kam ihm äußerst merkwürdig vor, dass sie sich

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