Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin
Unterstützung wir jetzt noch um unser Leben kämpfen würden.«
Ein zustimmendes Murmeln ging durch den Raum.
»Eure Majestät, leider gibt es noch mehr schlechte Nachrichten«, fiel der Soldat ein.
»Was denn?«, fragte der König ungläubig.
Der Soldat zögerte.
»Nun spuck es schon aus, Mann.«
»Es heißt, dass die Shandeser magische Kräfte einsetzen, Eure Majestät. Das ist zwar nicht verbürgt …«
»Selkor?«, fragte der König, an Calvyn gewandt.
»Das bezweifle ich, Eure Majestät. Er mag mächtig sein, aber er ist auch ein Mensch. Gestern war er noch in Mantor. Ich bezweifle, dass er an zwei Orten gleichzeitig sein kann.«
»Vielleicht hätte ich deine Warnungen ernster nehmen sollen, Demarr«, sagte der König zu seinem Gefangenen, der noch immer wie ein Häuflein Elend vor ihm kauerte.
»Hätte ich auf dich gehört, müssten wir uns jetzt nicht mit diesem Chaos herumschlagen. Das entschuldigt natürlich nicht dein verräterisches Handeln vor drei Jahren, für das du bereits verurteilt worden bist. Und trotz der mutigen Worte, die der Gefreite Calvyn zu deiner Verteidigung vorgebracht hat, kann ich dir nicht verzeihen, dass du die Terachiten gegen mein Königreich geführt hast. Am liebsten würde ich dem Henker befehlen, dich augenblicklich hinzurichten. Kaum einer in diesem Raum würde das bedauern. Aber ich gehöre nicht zu denen, die es sich leicht machen. Du bist nicht der Einzige, der in den letzten Jahren falsche Entscheidungen getroffen hat. Auch ich habe Fehler gemacht, und dich zu verbannen, war einer davon. Daher will ich jetzt nicht übereilt einen Entschluss fassen, der nicht mehr rückgängig zu machen wäre. Deshalb gebe ich dir eine letzte Chance: Du sollst dem Norden dienen, den du immer so geliebt hast, dass du bereit warst, alles für ihn zu riskieren.«
Der König wandte sich an Baron Keevan. »Keevan, ich gebe Demarr in Eure Hände. Er soll als Gefreiter in Eurem Heer dienen, ohne Aussicht auf Beförderung. Wir werden in den nächsten Monaten alle Schwertkämpfer brauchen, die wir auftreiben können. Wenn er Euch Ärger macht, so habt Ihr mein Einverständnis, ihn zu töten.«
Der Baron zwang sich zu einem Lächeln. »Sehr wohl, Eure Majestät«, erwiderte er steif.
»Die Audienz ist beendet. Anton, Keevan und die Kommandanten aus Nordthrandor bleiben da, um Kriegsrat zu halten«, ordnete der König an. »Gefreiter Calvyn, ich sagte, ich würde dich belohnen, und ich halte mein Wort. Du erhältst hundert Goldstücke und die Zusage, auf Wunsch in der Königlichen Garde zu dienen, solange ich König bin. Was das Verbot der Magie angeht, so räume ich zwar ein,
dass es überdacht werden muss, will aber auch in dieser Frage nichts übereilen. Aus diesem Grund bleibt das Gesetz vorerst in Kraft. Ist das klar?«
»Ja, Eure Majestät. Habt Dank, Eure Majestät«, sagte Calvyn überglücklich. Er überlegte bereits, was er mit hundert Goldstücken alles anfangen konnte.
»Ich gebe das Gold dem Baron mit. Sorgst du dafür, dass Demarr zu seiner neuen Einheit kommt?«
»Sofort, Eure Majestät.«
Calvyn verbeugte sich tief. Dann führten Jenna und er, gefolgt von Baron Keevans Boten, Demarr aus dem Thronsaal. Durch die Korridore und die riesige Eingangshalle gingen sie zum Palasttor, wo sie von der Garde aufgehalten wurden.
»Wo bringt ihr den Gefangenen hin, Gefreite?«, fragte der Korporal rechts des Tors.
»Der König hat ihn auf freien Fuß gesetzt, Korporal. Er soll in Baron Keevans Heer dienen und mit uns nach Norden ziehen«, erwiderte Calvyn.
»Das muss ich mir erst bestätigen lassen. Meines Wissens soll er hingerichtet werden.«
»Selbstverständlich, Korporal. Sobald Ihr das getan habt, könntet Ihr bitte einen der Königlichen Gardisten abstellen, uns ins Lager zu begleiten? Andernfalls, fürchte ich, werden wir an jedem Kontrollpunkt aufgehalten.«
Der Hauptmann nickte und eilte davon.
»Ich bin gleich wieder da«, flüsterte Calvyn Jenna zu. »Ich will mir nur den Wandteppich da drüben genauer ansehen, solange wir warten.«
Jenna hob fragend eine Augenbraue, sagte aber nichts. Calvyn durchquerte die Eingangshalle und seine Schritte hallten laut auf dem Steinboden wider.
Als Calvyn vor dem Wandbild stand, das den Sieg über
Darkweaver zeigte, fiel ihm zunächst die unglaubliche Detailfreude auf, mit der der Künstler ans Werk gegangen war. Die Tiefe der Farben gab ihm das Gefühl, direkt in die monumentale Kulisse einzutauchen. Die Schatten, die die Berge
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