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Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin

Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
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Gestalt Demarrs wurde von zwei königlichen Wachen in den Raum gestoßen.
    Die Besucher auf den Rängen sogen scharf die Luft ein. Viele hatten wohl bis dahin gar nicht gewusst, wer der Anführer des Feindes war.
    »Du elender Verräter …«
    »Haltet ein, Graf Dreban!«, unterbrach der König den Adligen, der aufgesprungen war, und brachte das Raunen, das sich erhoben hatte, zum Verstummen.
    »Demarr wird noch heute zur Verantwortung gezogen, und Ihr werdet zu gegebener Zeit Gelegenheit haben, Eure Anklagepunkte und Fragen vorzubringen. Letztlich obliegt die Entscheidung allerdings mir. Ich will unvoreingenommen richten, auch in einem auf den ersten Blick so eindeutigen Fall wie diesem. Ihm wird Gerechtigkeit widerfahren, dessen seid gewiss. Nun nehmt Platz, damit wir fortfahren können.«

    Widerstrebend setzte sich der Graf wieder hin, das Gesicht feuerrot vor unterdrücktem Zorn.
    Demarr, noch immer in seiner abgerissenen Thobe, wurde vor den König gezerrt und auf die Knie gestoßen. Ungepflegt und erbärmlich sah er aus, ein Schatten seiner selbst, ein gebrochener Mann.
    »Nun, Demarr, zum zweiten Mal kniest du nun vor mir und wieder wirst du des Hochverrats beschuldigt. Was ich jetzt wirklich wissen will, ist Folgendes: Wie kam es dazu, dass du nur drei Jahre nach deiner Verbannung aus Thrandor Oberbefehlshaber der vereinten Stämme von Terachim wurdest? Und warum hast du beschlossen, ausgerechnet in das Land deiner Geburt einzufallen?«
    Der König hielt inne und wartete auf eine Antwort. Im Saal war es totenstill. Doch Demarr schwieg, reglos, den Kopf gesenkt.
    »Komm schon, Demarr. Erzähl uns deine Geschichte«, wiederholte der König, diesmal energischer.
    Ein Wachmann stieß Demarr mit der Spitze seines blitzblank polierten Stiefels leicht an. In Demarr kam Bewegung und er hob langsam den Kopf. Mit glasigen Augen sah er den König an.
    »Der Talisman«, krächzte er mit trockener Kehle. Dann, als hätten ihn diese beiden Worte völlig erschöpft, sank ihm der Kopf wieder auf die Brust.
    »Bringt ihm Wasser«, befahl der König, ohne den Blick von Demarr zu wenden. Krider eilte davon.
    »Was ist mit dem Talisman, Demarr? Du willst doch nicht etwa die Verantwortung für deinen Feldzug auf einen unbelebten Gegenstand schieben? Komm, erzähl uns deine Geschichte.«
    Demarr rührte sich nicht. Krider brachte einen Krug Wasser und flößte Demarr einige Schlucke ein, der sich
jedoch weiter ausschwieg, nicht willens oder schlicht unfähig, auf die wiederholten Fragen des Königs zu antworten. Schließlich sah der König keine andere Möglichkeit, als ihn vor die Wahl zu stellen. »Demarr, entweder du beantwortest jetzt sofort meine Fragen oder ich bin gezwungen, dich wegen Hochverrats zu verurteilen und im Eilverfahren hinrichten zu lassen.«
    Auf diese Erklärung trat eine beklemmende Stille ein. Die Zeit schien zu gefrieren, während die Anwesenden auf die Antwort des einstigen Grafen warteten.
    Doch es kam keine.
    »Nun denn …«, seufzte der König.
    »Haltet ein, Eure Majestät. Ich werde für ihn sprechen.«

2
    Als Demarr den Thronsaal des Königs betrat, wurde Calvyn von einem Gefühl ergriffen, das er weder zu beschreiben noch zu beherrschen vermochte. Es war nicht nur Mitleid mit der elenden Gestalt, die da zusammengesunken und mutlos vor ihnen kauerte. Noch war es allein die Tatsache, dass er glaubte, für das, was hier geschah, irgendwie verantwortlich zu sein. Nein, eine völlig andere Regung stieg in ihm auf und steigerte sich zu einer Gewissheit, die ihn zwang, sich zu äußern.
    »Ich werde für den ehemaligen Grafen sprechen«, wiederholte Calvyn entschlossen und erhob sich.
    »Setz dich, Gefreiter. Sofort«, knurrte Hauptmann Strexis neben ihm.

    »Lass ihn gewähren, Hauptmann«, befahl der König mit erhobener Hand. »Ich möchte hören, was der Soldat zu sagen hat. Der gestrige Tag hätte ohne ihn ein böses Ende nehmen können. Wir wären heute nicht hier versammelt und Demarr wäre noch in Freiheit. Sprich, Gefreiter Calvyn. Was hast du zur Verteidigung dieses Mannes zu sagen, der so viel Blutvergießen und Leid über unser Königreich gebracht hat?«
    Calvyns Herz begann zu rasen und er spürte einen dicken Kloß im Hals. Er rang nach Worten.
    »Eure Majestät«, stammelte er und ordnete die Gedanken, die ihm durch den Kopf jagten. »Ich habe wohl mehr gute Gründe, Vergeltung an diesem Mann zu fordern, als jeder andere hier. In seinem Namen wurden vor drei Jahren meine Eltern, meine

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