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Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin

Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
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Freunde und viele Einwohner meines Dorfes brutal ermordet. Seither plagen mich Albträume, und ich kann nicht vergessen, wie ich mit einem Fremden und den wenigen Überlebenden des Blutbads die Leichen verscharrt habe. Gestern habe ich in der Schlacht noch mehr Freunde und Kameraden verloren – auch das war das Werk dieses Mannes. Ich habe mich mit einer Inbrunst nach diesem Tag der Rache gesehnt, wie vielleicht nur wenige in diesem Raum sie jemals gespürt haben …«
    Calvyns Stimme bebte vor Erregung. Er sah kurz zu Boden, räusperte sich und blickte dann dem König in die Augen. »Doch trotz meines Hasses auf diesen Mann und meiner Abscheu vor seinen Taten bin ich wahrscheinlich auch der Einzige, der weiß, was ihn dazu getrieben hat. Deshalb muss ich ihn verteidigen. Eure Majestät. Ich weiß, es klingt unglaublich, doch ich bin davon überzeugt, dass Demarr seine Soldaten nicht aus freiem Willen gegen uns geführt hat, ja, dass er jenes Heer, mit dem er in Euer Reich eingefallen ist, nicht einmal gesammelt hat.«

    Im Thronsaal erhob sich ein wütendes Murren, Rufe wurden laut, doch der König gebot mit einer Geste zu schweigen. Die Zuhörer verstummten. Eines war gewiss: Alle Augen hingen nun an Calvyns Lippen. Sogar Demarr sah ihn jetzt an, aber seine Miene war wie versteinert.
    Calvyn trat in die Mitte des Saals, wenige Schritte von Demarr entfernt.
    »Wer trägt denn deiner Meinung nach die Schuld, wenn nicht Demarr?«, fragte der König. Seine Stimme war ruhig, doch die zusammengepressten Lippen verrieten unterdrückten Zorn.
    »Nicht so sehr wer, Eure Majestät, sondern was!«, erwiderte Calvyn mit fester Stimme. »Seit zweihundert Jahren liegt in diesem Lande ein Bann auf jeglicher Magie. Das hat uns gestern fast den Sieg gekostet. Demarr kann für seine Taten nicht zur Verantwortung gezogen werden, weil ein magisches Amulett ihn geistig und körperlich in seiner Gewalt hatte. Dieser Talisman wurde vor langer Zeit von einem Magier hergestellt und getragen. Er war so böse und verderbt, dass sein Name zur Legende wurde: Derrigan Darkweaver.«
    »Geschwätz!«, rief ein recht beleibter Adliger abschätzig.
    »Genau!«, stimmte ein anderer ihm zu.
    »Meine Herren, darf ich fragen, ob Ihr gestern auf dem Schlachtfeld wart?«, fragte Calvyn höflich, aber bestimmt.
    Aus den hinteren Reihen war ein verhaltenes Kichern zu hören. Die beiden Adligen blieben die Antwort schuldig.
    »Wenn Ihr dort gewesen wärt, so hättet Ihr dies gesehen.« Er zog schwungvoll sein Schwert, murmelte » Ardeva « und das Schwert entflammte. Ein Raunen ging durch den Thronsaal.
    Calvyn blieb trotzig mit leicht gespreizten Beinen stehen und hielt das Schwert hoch in die Luft, damit jeder es sehen konnte. Blaue Flammen züngelten an der Klinge entlang.

    »Ich glaube, das reicht, junger Mann«, übertönte der König mit fester Stimme das Murmeln und Flüstern, das sich im Saal erhoben hatte. »Du hast uns mitgeteilt, was du zu sagen hattest. Doch nun verstößt du gegen ein Gesetz, das seit zwei Jahrhunderten Geltung hat. Hüte dich, Gefreiter Calvyn. Du hast gestern meine Wertschätzung erworben, doch sei dir ihrer nicht allzu sicher.«
    »Verzeiht, Eure Majestät«, sagte Calvyn, ließ die Flammen versiegen und steckte das Schwert in die Scheide. »Doch ich spürte, dass mich die werten Anwesenden ohne diese kleine Vorführung wohl für verrückt erklären würden. Ich will damit zum Ausdruck bringen, dass das Verbot der Magie Euer Königreich geschwächt hat, es anfällig gemacht hat für Dunkle Zauberei. Ich gebe zu, Eure Majestät, das Gesetz absichtlich gebrochen zu haben. Doch Demarr kann man diesen Vorwurf nicht machen, denn der Talisman hatte ihn mit seiner bösen Kraft völlig in seiner Gewalt. Ich habe erlebt, wie er reagierte, als die Macht der Magie nachließ. Die Erinnerungen an das, was er unter dem Einfluss des Amuletts getan hat, werden eine schlimmere Strafe für ihn sein, als Ihr sie je aussprechen könntet, dessen bin ich gewiss.«
    »Wo ist denn dieser Talisman jetzt, Gefreiter? Ich sehe keinen magischen Gegenstand. Wo ist der Beweis?«, fragte jemand aus einer der höheren Sitzreihen zu Calvyns Linken.
    »Der shandesische Magier Selkor hat den Talisman auf dem Schlachtfeld in seinen Besitz gebracht. Er ist ein Magier von großem Wissen und gewaltiger Macht. Mit meinen magischen Fähigkeiten könnte ich nichts gegen ihn ausrichten. Schon das sollte jedem hier im Raum zu denken geben. Ihr habt mit eigenen Augen

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