Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin

Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
Vom Netzwerk:
munkelt, dass du ihn vor dem König verteidigt hast. Sag mir, dass das nicht wahr ist.«
    Calvyn blickte Bek ernst in die Augen. »Ich fürchte, es ist wahr, Bek. Frag mich bitte nicht, warum. Ich bin selbst noch nicht im Reinen mit mir.«
    Bek hielt seinen Blick und grinste Calvyn dann schief an.
    »Na ja, ich dich habe nie völlig verstanden, Calvyn, aber deiner Urteilskraft habe ich immer vertraut. Hoffentlich brockt er dir nicht mehr Ärger ein, als er wert ist. Wenn du Hilfe brauchst, gibt mir Bescheid.«
    »Danke, Bek. Das weiß ich zu schätzen«, sagte Calvyn und knuffte ihn freundschaftlich. »Und falls dich Kaan ärgert …«, fügte er grinsend hinzu.
    »Dann verpasste ich ihm auf dem Übungsplatz eine tüchtige Tracht Prügel«, lachte Beck.
    Die beiden Freunde kamen auf ihre neuen Aufgaben zu sprechen und unterhielten sich über die Vorbereitungen auf den bevorstehenden Marsch nach Norden. Unterdessen setzte die Dämmerung ein und die geisterhaften Nebelschwaden über dem Tal lösten sich in den ersten Sonnenstrahlen auf. Mit einem Klaps auf die Schulter und der Bitte, Jenna, Tyrrak und den anderen Grüße auszurichten, ging Bek seine Leute wecken. Calvyn nahm einen letzten Schluck von seinem inzwischen fast kalten Dahl, leerte den Rest in die Wiese, spülte den Becher mit Wasser aus der Feldflasche aus und verstaute ihn dann wieder im Rucksack.
    Der frische Morgen entzog Calvyns Körper das letzte bisschen Wärme. Mit klappernden Zähnen machte er sich im Laufschritt auf den Weg zu seinem Trupp, um warm zu werden und den Kreislauf in Gang zu bringen. Sein Weckruf wurde zwar mit Stöhnen und Nörgeln aufgenommen, doch, kaum wach, machten sich seine Leute mit geübter Routine daran, das Lager abzubrechen und sich für den langen Marsch nach Hause zu rüsten.
    Als Calvyn eine Stunde nach Sonnenaufgang Sergeantin Derra seinen Trupp zum Morgenappell vorstellte, verspürte er einen gewissen Stolz. Vor ihm standen in drei sauberen Reihen die Gefreiten. Ihre Schwerter funkelten wie neu, und nur die tieferen Einkerbungen, die sich mit dem Wetzstein
nicht hatten entfernen lassen, ließen erkennen, dass die Waffen erst jüngst im Einsatz gewesen waren.
    Derra begutachtete die Soldaten mit kritischem Blick.
    »Rührt euch!«, befahl sie. Ihre Miene verriet weder Anerkennung noch Missbilligung. »Die Hauptleute lassen wissen, dass wir am Mittag losmarschieren. Korporal, sorge dafür, dass dein Trupp am späten Vormittag abmarschbereit ist. Anschließend haben sich alle beim Wagenmeister zu melden, um beim Verladen der gestern sichergestellten Waffen zu helfen.«
    »Jawohl, Sergeantin«, erwiderte Calvyn.
    »Zack, zack, Leute! Bewegt euch, sonst steht womöglich kein Zuhause mehr, in das wir zurückkehren könnten«, fügte sie hinzu und marschierte weiter zum nächsten Trupp, der bereits auf seinen Appell wartete.
    Baron Keevans Soldaten und die Überlebenden aus den anderen Nordeinheiten machten sich marschbereit. Bei der hektischen Betriebsamkeit verging der Morgen wie im Flug. Calvyns Trupp erledigte die von Derra angeordneten Aufgaben fristgerecht, und als die Sonne ihren Zenit erreicht hatte, standen seine Soldaten bereit und warteten auf den Marschbefehl.
    Calvyn hatte Demarr an diesem Vormittag besonders im Auge behalten. Wie erwartet rempelten ihn mehrere Truppmitglieder scheinbar unabsichtlich an und ließen abschätzige Bemerkungen fallen. Andere behandelten ihn einfach wie Luft. Demarr ließ sich nichts anmerken.
    Allein Jenna war freundlich zu ihm. Als sie ihm half, einen Stoß Pfeile aufzusammeln, den ihm jemand aus dem Arm gestoßen hatte, warf ihr Demarr einen dankbaren Blick zu. Der Vorfall ließ in Calvyn die Alarmglocken schrillen und die Eifersucht traf ihn tief ins Herz.
    Solange die Sticheleien der Truppmitglieder nicht ausuferten,
so nahm sich Calvyn vor, wollte er sich nicht einmischen. Sollten sie Demarr doch eine Weile das Leben schwer machen. Bei Tarmin, er hatte es schließlich verdient. Allerdings würde Calvyn mit Jenna reden müssen, damit sie nicht zwischen die Fronten geriet.
    Doch das Gespräch mit Jenna musste er erst auf den Nachmittag und dann sogar auf den Abend verschieben. Es sickerte durch, dass sich der König Baron Antons Plan zu eigen gemacht hatte. Er schickte jeden Soldaten, den er erübrigen konnte, nach Norden, damit sie die shandesischen Eindringlinge zurückschlugen. Ein kleiner Verband, den er persönlich anführen wollte, sollte den Terachiten nach Kortag folgen.

Weitere Kostenlose Bücher