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Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin

Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
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der Uniform. Fesha reichte ihr den Bogen, den er aufgehoben hatte, damit niemand versehentlich drauftrat.
    »Gut, zurück an die Arbeit, die Vorstellung ist vorbei«, befahl Derra mit fester Stimme.
    Das ließ sich niemand zweimal sagen. Der kleine Auflauf löste sich auf. Die Soldaten kehrten zu ihrem jeweiligen Übungsplatz zurück und nahmen das Training wieder auf, während Derra Jenna in die Krankenstube begleitete.
    »Sergeantin Derra, ich …«
    »Nicht jetzt, Jenna. Das kann warten. Lass erst den Arzt seine Arbeit tun. Wir können uns später unterhalten. Wenn du aus der Krankenstube entlassen wirst, melde dich sofort bei mir. Solange dein Kopf nicht wieder klar ist, lasse ich mich auf keine Diskussion ein. Verstanden?«

    »Verstanden, Sergeantin.«
    Der diensthabende Arzt war keine große Hilfe. Es wäre völlig sinnlos gewesen, ihm von ihrem wiederkehrenden Traum zu berichten, überlegte Jenna später, als sie auf dem Weg zu Sergeantin Derra war. Seine erste Frage hatte gelautet, ob sie zum Essen auch regelmäßig Schwarze Tollkirsche eingenommen habe. Der Mann führte offenbar sämtliche Beschwerden weiblicher Kämpfer auf Schwangerschaft und Verhütung zurück und Jenna wehrte sich heftig gegen seine Unterstellungen. Da die Küche des Barons zu allen Mahlzeiten Tollkirschen anbot, die nachweislich eine Schwangerschaft verhinderten, galt es als unverantwortlich, das Verhütungsmittel nicht zu nehmen. In der Frage des Arztes schwang daher der Vorwurf mit, Jennas Pflichtbewusstsein ließe zu wünschen übrig. Nach dem Wortschwall, den er damit ausgelöst hatte, war er auch noch so unvorsichtig gewesen, Jenna zu fragen, ob es »die gewisse Zeit des Monats« sei.
    Jenna verließ die Krankenstube mit einem Fläschchen Schlaftrunk und der Genugtuung, ihrer aufgestauten Wut Luft gemacht zu haben. Der Besuch war also keine reine Zeitverschwendung gewesen. Wenn allerdings die Begegnung auf dem Gipfel mehr als ein Traum gewesen war, hatten ihre Schlafprobleme wahrscheinlich ohnehin ein Ende. Nun musste Jenna nur noch Sergeantin Derra überzeugen, sie ziehen zu lassen.
    Derra war noch immer auf dem Waffenübungsplatz. Als sie Jenna sah, bedeutete sie ihr mit einem kurzen Blick, ihr zu folgen. Ohne sich noch einmal umzusehen, ging sie geradewegs in ihre Dienststube, die sie nach Sergeant Bretts Tod bezogen hatte. Jenna war neu, dass Derra zur offiziellen Ausbilderin ernannt worden war, hielt sie für diese Aufgabe aber hervorragend geeignet.

    Derra hielt Jenna die Tür auf. Jenna blieb kurz stehen und hob die Hand zum Salut, ehe sie in den spärlich eingerichteten Raum trat. Quer vor der hinteren linken Ecke stand ein großer, schwerer Holztisch mit einem hochlehnigen Stuhl, an der rechten Wand eine lange Holzbank. Darüber hinaus ließen keinerlei Möbelstücke oder persönliche Gegenstände darauf schließen, dass dies Derras Dienststube war.
    »Setzt dich auf die Bank, Jenna«, sagte Derra und ließ Jennas Dienstrang ausnahmsweise weg.
    Als Derra die Tür schloss, schwächte sich das Klirren des Schwerttrainings zu einem gedämpften Hintergrundgeräusch ab.
    »So ist es doch gleich viel besser. Wenigstens müssen wir jetzt nicht mehr schreien, um uns zu verständigen«, sagte Derra mit einem Grinsen, das Jenna fast so bedrohlich fand wie den gewohnten missbilligenden Blick.
    Zu Jennas Überraschung setzte sich Derra nicht hinter ihren Schreibtisch, sondern nahm auf der Bank neben ihr Platz. Jenna verwirrte die unerwartete freundliche Geste.
    Jenna schlug das rechte Bein über das linke, dann das linke über das rechte, faltete die Hände auf dem Schoß und legte sie dann flach auf die Knie. Derra gab vor, ihre Nervosität nicht zu bemerken.
    »Wie ich sehe, hast du in der Krankenstube etwas Passendes bekommen«, sagte sie. »Hatte denn dein Schwächeanfall etwas mit dem zu tun, worüber du mit mir reden willst?«
    »Nein, Sergeantin … oder, ja, gewissermaßen«, stotterte Jenna, die nicht recht wusste, wo sie anfangen sollte.
    Doch dann beichtete sie ihr alles und sparte dabei auch nicht ihr letztes Gespräch mit Calvyn und ihrer Gefühle für ihn aus. Sergeantin Derra hörte erst höflich, dann aufmerksam
zu und bei Jennas Bericht von ihrem letzten Flug zum Berggipfel lehnte sie sich gespannt vor. Als Jenna fertig war, zog sie die Augenbrauen nach oben, stieß einen kurzen Pfiff aus und lehnte sich wieder an die Wand.
    »Tja, entweder hast du deine blühende Fantasie und dein Talent, wilde Geschichten zu

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