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Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin

Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
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Stöße seinen Körper. Ein Wagen! Er lag auf dem Boden eines Pferdewagens. Die Geräusche, die er hörte, waren Hufgetrappel und das Poltern von Wagenrädern auf einem steinigen Weg.
    Und Stimmen.
    Neben dem Wagen war leises Gemurmel zu vernehmen. Dann drangen, diesmal aus nächster Nähe, zwei Stimmen an sein Ohr, die seltsamerweise von oben kamen. Wahrscheinlich vom Kutschersitz, dachte Calvyn und richtete seine Aufmerksamkeit auf die Unterhaltung.
    Zunächst konnte er kaum etwas verstehen, da die beiden leise und mit einem fremdartigen Akzent sprachen. Nach einigen Minuten jedoch konnte Calvyn einzelne Worte ausmachen,
und nach und nach gelang es ihm, dem Gespräch zu folgen.
    Die eine Stimme konnte er besser hören als die andere, nicht weil sie lauter oder höher war, sondern weil sie merkwürdig widerhallte. Als sich Calvyns Ohren einmal daran gewöhnt hatten, erklangen die Worte des Mannes wie ein Echo in seinen Kopf. Um der anderen Stimme zu folgen, die dünn und tonlos war, musste er sich jedoch angestrengt konzentrieren.
    Die Unterhaltung hatte sich um die Überfälle und den Erfolg ihrer Taktik gedreht, so viel hatte Calvyn verstanden. Nun gelang es ihm, mit dem Geist aufzunehmen, was seinen Ohren entging.
    »Ah!«, rief die volle Stimme gerade. »Unser junger Gefangener ist endlich aufgewacht.«
    »Was? Woher weißt du das? Er hat sich doch gar nicht bewegt«, sagte das Stimmchen. »Der hat sich kein bisschen bewegt, seit wir ihn auf den Wagen geworfen haben.«
    »Das verstehst du nicht. Glaub mir, er ist wach. Ich spüre, dass sein Geist uns zuhört.«
    »Ihr meint, er hat dieselben Fähigkeiten wie Ihr, Mylord? Ist das möglich?«
    »Nicht dieselben, aber ähnliche. Deshalb bringen wir ihn ja nach Shellia. Die Lords des Inneren Auges werden entscheiden, was mit ihm geschehen soll. Es wird sie erstaunen, dass nicht alle Thrandorier ohne Macht sind.«
    »Die Lords des Inneren Auges!« Angst und Ehrfurcht klangen aus diesen Worten. »Ist er denn so mächtig?«
    »Unsinn! Aber bedenke, was geschieht, wenn Thrandor erst Magier und Zauberer gegen unsere Überfälle einsetzt.«
    Der andere wollte wohl gerade antworten, wurde jedoch unterbrochen: »Schweig still. Wir wollen ihm nicht zu viel verraten.«

    Calvyns Gedanken rasten. Nach und nach kam die Erinnerung zurück. Der Spähtrupp, der Überfall, die unsichtbaren Gegner, die seine Männer niederstreckten. Als er das Schwert zog, glühte es, ein sicheres Zeichen dafür, dass böse Kräfte am Werk waren.
    Er entzündete sein Schwert mit dem magischen Wort und sah durch die Flammen schemenhaft die Gestalten, die seine Soldaten angriffen. Mit einem Hechtsprung stürzte er sich auf einen der Schatten und durchbohrte ihn mit tödlicher Wucht. Sofort umzingelten ihn von allen Seiten unheimliche Gegner, schimmernde Trugbilder, körperlos und gespenstergleich. Die blutige Zerstörung, die sie anrichteten, war jedoch grausame Realität. Calvyn kämpfte um sein Leben.
    In dem Augenblick, als er den Rückzugsbefehl brüllte, sah Calvyn eine Gestalt im dunklen Kapuzenmantel mit dem Finger auf ihn zeigen. Zuerst dachte er, es sei Selkor, aber die Gestalt war kleiner und kräftiger. Da spürte Calvyn einen rasenden Schmerz im Hinterkopf und fiel zu Boden … fiel in ein tiefes Meer des Schmerzes, der ihn in einer Woge der Dunkelheit verschlang.
    Was immer ihn am Kopf getroffen hatte, war keine Magie gewesen, sondern etwas sehr Handfestes, überlegte Calvyn, denn die Beule, die unter dem Knoten der Augenbinde so unangenehm pochte, war unzweifelhaft echt.
    »Ich kümmere mich um unseren neugierigen jungen Freund«, sagte die volle Stimme dann.
    Instinktiv spannte sich Calvyn an und biss die Zähne zusammen, um sich für den, wie er meinte, unvermeidlichen Schlag zu wappnen. Doch stattdessen dröhnten plötzlich die Worte » Du musst schlafen « durch seinen Geist, gefolgt von einem tiefen Lachen, obwohl seine Ohren nur das Poltern der Wagenräder hörten.

    Dann nahm ein Bild vor Calvyns innerem Auge Gestalt an. Er stand an einem Sandstrand und blickte hinaus aufs Meer. Die Wellen brachen sich am Strand und in gleichmäßigem Rhythmus folgten dem dunklen graugrünen Wellenkamm weiße Schleier aus Schaum. Da erhob sich in der Ferne eine gewaltige Woge und brauste mit Macht über das Meer auf ihn zu. Wachsende Panik schnürte Calvyns Brust ein, jede Faser seines Körpers hieß ihn, kehrtzumachen und schnellstens zu fliehen. Doch seine Beine versagten ihm den Dienst, und so

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