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Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin

Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
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Apfelschimmels und einem leisen Schnarchen herrschte Stille.
    Als Jenna nur ein kleines Stück entfernt die Gestalt entdeckte, die in einen grauen Mantel gehüllt war und friedlich schlief, setzte sie sich ruckartig auf. Noch in der Bewegung fielen ihr die verletzten Rippen wieder ein und sie machte sich innerlich auf den Schmerz gefasst. Zu ihrer großen Überraschung blieb er aus.
    Sie stupste versuchsweise gegen die Rippen, erst zaghaft, dann stärker. Es tat nicht weh.
    »Das muss ein Traum sein«, sprach sie laut mit sich selbst. »Gleich wache ich im Schlafsaal von Burg Keevan auf. Jemand stößt mich in die Rippen, weil ich zu spät zum Appell komme.«
    »Ich fürchte, nein«, sagte eine verschlafene Stimme, und die Gestalt im Mantel stützte sich auf die Ellbogen.

    Der Mann war alt, Jenna hätte nicht sagen können, wie alt. Der Kopf war oben kahl und hatte an den Seiten und hinten einen Kranz aus stahlgrauem Haar. Auf dem braunen wettergegerbten Gesicht breitete sich ein sanftes Lächeln aus und die blauen Augen strahlten Freundlichkeit und Wärme aus.
    »Ich freue mich, dich endlich kennenzulernen, Jenna«, fuhr der Alte fort, da Jenna noch nicht recht wusste, was sie sagen sollte. »Ich schulde dir großen Dank. Es ist bestimmt alles andere als einfach gewesen herzukommen. Aus den Verletzungen, die du mitgebracht hast, muss ich schließen, dass du einiges mitgemacht hast.«
    Jenna war noch immer sprachlos. Sie hatte sich gezwickt, war aber nicht aufgewacht. Es war also kein Traum. Ihr lagen so viele Fragen auf der Zunge, aber es gelang ihr nicht, auch nur eine davon auszusprechen, geschweige denn, einen zusammenhängenden Satz herauszubringen.
    »Du hast bestimmt viele Fragen«, sagte der alte Mann, als könne er ihre Gedanken lesen. »Ich werde mich bemühen, sie alle zu beantworten. Aber vorher sollten wir etwas essen und trinken, oder was meinst du?«
    Jenna nickte. Sie zog den Rucksack heran und holte Kekse, Wasser, getrocknetes Dahl und einen kleinen Topf heraus, in dem sie das Wasser erwärmen konnte. Erst in diesem Moment sah sie, wo die behagliche Wärme herkam. Es war kein Feuer.
    Mehrere kleine, übereinandergesetzte Steine in der Mitte der windstillen Blase glühten rot. Jenna fiel die Kinnlade herunter und sie machte große Augen. Das war Magie.
    Der alte Mann lächelte und bat sie um Kekse.
    »Es tut mir leid, dass ich im Moment zu unserem Proviant nichts beisteuern kann«, sagte er aufrichtig. »Ich kann nur für Schutz und Wärme sorgen. Sei aber versichert, ich
werde mich bei der nächstmöglichen Gelegenheit erkenntlich zeigen, Jenna. Ich schulde dir schon so viel.«
    Jenna fand endlich die Sprache wieder.
    »Hast du meine Rippen geheilt?«, fragte sie, obwohl sie die Antwort schon kannte.
    Der alte Mann nickte.
    »Ohne diesen seltsamen Schutzschild und das ungewöhnliche Feuer wäre ich wohl an Unterkühlung gestorben. Also stehe ich auch tief in deiner Schuld. Das bisschen Nahrung und Wasser kann ich leicht entbehren. Es ist das Mindeste, was ich tun kann.«
    »Ja, aber du wärst ja nicht in dieser misslichen Lage, wenn ich dich nicht gerufen hätte. Ich bin dir unendlich dankbar, dass du bereit warst, für mich so weit ins Vortaff-Gebirge vorzustoßen. Und du hast auch noch meine alte Freundin Sachte mitgebracht!«
    »Nach allem, was ich erlebt habe, sollte ich mich nicht wundern, dass das auch noch dein Pferd ist. Du hast mich also wirklich gerufen? Aber wer bist du und warum hast du mich kommen lassen? Du hast gesagt, Calvyn sei in großer Gefahr. Welche Gefahr und wo ist er?«, wollte Jenna wissen, aus der die Fragen plötzlich nur so heraussprudelten.
    Sorge und Schmerz verdüsterten die Miene des alten Mannes.
    »Du wirst von mir erfahren, was ich weiß, aber wo Calvyn ist, vermag ich nicht zu sagen. Ich kann mich nicht mehr mit ihm verbinden. Jenna, lass uns erst etwas essen. Du bist bestimmt hungrig, und du kannst dir gar nicht vorstellen, wie lange ich schon nichts mehr gegessen und getrunken habe.«
    Jenna hätte zu gern gewusst, was er mit »verbinden« meinte, zwang sich aber zu Geduld.
    Der Alte, der sich überraschend geschmeidig bewegte,
stellte Jennas Vorräte auf einen flachen Stein. Mit geübter Hand gab er Dahl und Wasser in den Topf und stellte ihn auf die glühenden Steine, die eine gleichmäßigere Wärme verbreiteten als jedes Lagerfeuer.
    Während dieser Vorbereitungen beantwortete er die Fragen, die Jenna besonders beschäftigten.
    »Erst will ich dir sagen, wer

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