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Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin

Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
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gewarnt: »Sei dir deines Zieles sicher, sonst wirst du selbst zur Gejagten.« Die Wahrsagerin hatte noch mehr gesagt, aber es wollte Jenna einfach nicht mehr einfallen. Es war auch nicht weiter wichtig, befand sie. Wichtig war ihr Ziel und das war der Gorvath. Die bloße Vorstellung, dass es so etwas wie Dämonen überhaupt gab, kam ihr geradezu lachhaft vor. Andererseits, überlegte sie belustigt, wenn ihr noch vor Kurzem jemand gesagt hätte, dass sie mit einem Magier auf einem einsamen Berggipfel in einer Blase aus magischer Energie sitzen und sich an magisch erhitzten Steinen wärmen würde, so hätte sie ihn vermutlich auch für verrückt erklärt.
    Jenna wappnete sich innerlich für die Aufgabe, die vor ihr lag: einen Dämon aufzuspüren, der seine Gestalt verändern und ihr die Seele rauben konnte, sobald sie ihm auch nur in die Augen sah. Vielleicht hatte der Gorvath auch Fähigkeiten, von denen sie noch gar nichts ahnte. Jenna kam zu dem Schluss, dass ihr nichts anderes übrig blieb, als dem seltsamen Pfad, den sie eingeschlagen hatte, zu folgen. Sie konnte nur hoffen, dass Perdimonn recht hatte und eine höhere
Macht sie leitete. Göttliche Eingebung konnte nicht schaden, wenn sie diesem Biest gegenübertrat.
    »Gut, Perdimonn, ich gehe auf die Jagd und du erledigst deine Aufgaben. Ein magisches Hilfsmittel, das mich zu dem Dämon führt, ist bestimmt eine große Hilfe. Mir wäre es lieber, ich hätte eine Zauberwaffe wie Calvyns Schwert, aber ohne ihr Ziel wäre sie ja ziemlich nutzlos.«
    Perdimonn nickte und legte den Mantel ab. »Trägst du eine Kette oder einen Armreif?«
    »Nein. Ich habe mich nie für Schmuck erwärmen können«, erwiderte Jenna, neugierig, was der alte Magier vorhatte.
    Perdimonn brummte und begann, am Kragen seines Mantels zu zupfen. Nach etwa einer Minute hatte er ein Lederbändchen gelöst. Er zog an den Enden, um zu testen, wie stark es war.
    »Hm, das müsste gehen«, sagte er. »Hast du vielleicht etwas anderes aus Silber bei dir? Es ist egal, was.«
    »Silber«, überlegte Jenna. »Sehe ich aus wie jemand, der mit Silber im Rucksack durch die Lande reist?«
    Trotzdem durchwühlte sie ihre Taschen. Eine ihrer Haarspangen war silbern, doch Perdimonn gab sie ihr kopfschüttelnd zurück.
    »Ein bisschen Silber ist drin, aber überwiegend ist sie aus Zinn.«
    »Woher weißt du das?«
    »Silber fühlt sich anders an. Vertrau mir. Ich weiß, wovon ich rede.«
    Jenna fand nichts mehr, was auch nur annähernd wie Silber aussah, und Perdimonn seufzte tief.
    »Ich hatte gehofft, es wäre nicht nötig, aber es geht nicht anders«, sagte er traurig und streifte einen schweren Silberring vom Mittelfinger seiner linken Hand ab.

    Es dauerte eine Weile, bis er den Ring über den Knöchel geschoben hatte, doch dann legte er ihn sich auf die Hand und untersuchte ihn eingehend.
    »Das reicht noch nicht«, murmelte er vor sich hin und entfernte einen weiteren schmaleren Ring vom kleinen Finger der rechten Hand.
    Nachdem er den kleineren neben den größeren Ring gelegt hatte, schien es Jenna, als verliere sich der alte Mann in der Betrachtung der beiden Schmuckstücke auf seinem Handteller. Für Jenna sah es aus, als durchströmten ihn Erinnerungen an die Herkunft der beiden Ringe oder als hielte er eine Art Zwiesprache mit ihnen. Die Minuten verstrichen. Perdimonn saß regungslos und entrückt da.
    Die Zeit kroch dahin.
    Was macht er nur, fragte sich Jenna und rutschte unbehaglich hin und her. Wird er den ganzen Tag so dasitzen, als wäre er zu Stein erstarrt? Immerhin war er in dem Felsen eingeschlossen, weiß Tarmin, wie lange.
    Gerade als Jenna das Schweigen brechen wollte, begann Perdimonn zu sprechen. Die Worte klangen fremd, wie willkürlich aneinandergereihte Silben, die nicht so sehr wegen einer bestimmten Bedeutung, sondern wegen ihrer Wirkung gesprochen wurden.
    So ging es mehrere Minuten lang, während derer Perdimonn völlig reglos die Silberringe anstarrte. Dann lehnte er sich behutsam nach vorn und legte die Ringe auf die ebene Fläche eines der glühenden Steine, immer weiter die seltsamen Worte sprechend. Perdimonn schloss die Augen und legte die Stirn in Falten.
    Bald schon begannen die Silberringe, in der Hitze des Steins zu schmelzen. Doch das Metall verflüssigte sich nicht etwa zu einer Lache. Als die Ringe vollständig geschmolzen waren, erzitterte das Material und formte sich in Sekundenschnelle
zu einem Pfeil. Auf der Mitte des Schaftes saß eine winzige Öse. In diesem

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