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Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin

Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
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überqueren musste. Zunächst hatte es Jenna ihrer Einbildung
zugeschrieben, dass sie das Gefühl hatte, der kleine Pfeil zeige jeden Tag ein bisschen weiter nach Westen. Als sie aber am Nordrand der Bergkette standen, war es eindeutig: Der Talisman deutete nach Nordwest.
    Diese neue Entwicklung erfüllte Jenna mit einer Woge der Hoffnung, in die sich ein Anflug von Furcht mischte. Wenn die Richtungsangabe der Pfeilspitze immer genauer wurde, bedeutete das, dass sie zu dem Dämon aufholte. Jenna konnte sich nicht vorstellen, dass der Gorvath es besonders eilig hatte. Was sollte er auch vorhaben? Er war gegen seinen Willen in diese Welt gezerrt worden und wahrscheinlich damit beschäftigt, sich Nahrung zu beschaffen.
    Die Landschaft, die sich nun vor Jenna und Perdimonn auftat, war fruchtbar und üppig. Obwohl Jenna keine größeren Siedlungen oder Städte ausmachen konnte, waren die Spuren der Landwirtschaft in diesem Teil Südshandars allgegenwärtig. Auf einigen Feldern war wohl Weizen oder Gerste geerntet worden. Soweit sie es aus der Entfernung sehen konnte, grasten auf den eingezäunten Weiden Nutztiere, überwiegend Schafe.
    »Na, Jenna, wie gefällt dir Shandar?«, fragte Perdimonn.
    »Ein angenehmer Anblick, das will ich nicht bestreiten«, beeilte sich Jenna zu antworten. »Nach der Plackerei der vergangenen Wochen würde es mir gar nichts ausmachen, wenn ich nie wieder in ein Gebirge käme.«
    Perdimonn lachte still vergnügt in sich hinein. Jenna legte nachdenklich die Stirn in Falten.
    »Aber ich kann mir nicht helfen, ich bin trotzdem ein bisschen enttäuscht«, fügte sie einen Augenblick später hinzu.
    »Enttäuscht? Warum?«, fragte Perdimonn.
    »Ich habe es mir einfach anders vorgestellt. Ich meine, wir hätten genauso gut einen großen Bogen beschreiben
können, dann blickten wir jetzt auf Nordthrandor. Dort sieht es nämlich genauso aus. Nur der Sonnenstand sagt mir, dass das nicht sein kann.« Jenna gingen die Worte aus, deshalb wiederholte sie nur: »Na ja, ich habe es mir einfach anders vorgestellt.«
    Perdimonn lachte. »Ich weiß schon, was du meinst. Es wäre doch nützlich, wenn jedes Königreich und jedes Land anders aussähe. Dann würden die Menschen vielleicht aufhören, sich dauernd über Grenzen zu streiten, und die Könige würden sich damit zufriedengeben, über ihr ureigenes Reich zu herrschen. Das Vortaff-Gebirge war immer die natürliche Grenze zwischen Shandar und Thrandor. Es ist nur schade, dass es nicht bis zum Meer reicht. Dann würden sich die beiden Völker vielleicht damit begnügen, miteinander Handel zu treiben, statt sich ständig um das Gebiet zwischen Gebirge und Meer zu zanken.«
    Jenna war völlig seiner Meinung, wollte in diesem Fall aber lieber kein Händler sein.
    »Aber da es ist, wie es ist, liebe Jenna, können wir dich nicht in diesen Kleidern durch Shandar wandern lassen«, sagte Perdimonn mit einem Blick auf ihren Waffenrock. »Baron Keevans Farben stehen dir gut, aber hier könnten sie dich ins Gefängnis oder gar ins Grab bringen. Wir besorgen dir besser früher als später neue Kleider.«
    Perdimonns Blick schweifte über das Land und blieb an einem Wäldchen zu ihrer Linken hängen.
    »Unter den Bäumen da kannst du dich ein bisschen ausruhen, währenddessen besorge ich dir passende Kleidung«, sagte er. Ohne Jennas Antwort abzuwarten, setzte er sich in Gang. »Komm, Sachte, altes Mädchen«, forderte er die Stute auf. »Machen wir, dass wir loskommen, sonst schaffen wir es nicht bis Einbruch der Nacht.«
    Das Pferd schnaubte und stapfte mit gewohnt sicheren
Schritten los. Jenna blieb noch einen Moment stehen, aufs Neue erstaunt über die scheinbar unerschöpflichen Kräfte des alten Magiers. Jenna schätzte ihn auf mindestens sechzig; wahrscheinlich war er älter. Trotzdem hatte er ihr in den vergangenen Wochen gezeigt, was Marschieren hieß. Und nun sollte sie sich ausruhen, während er die Einkäufe tätigte.
    Es waren noch mehrere Stunden Wegs, bis sie den Wald, den Perdimonn für ihr Nachtlager ausgesucht hatte, erreichten. Eine weitere halbe Stunde brauchten sie, um eine gute Stelle zu finden. Sie befand sich neben einer Quelle, aus der das Wasser wunderbar frisch aus dem Boden sprudelte, um in einem steinigen Bachbett durch den Wald zu plätschern.
    Perdimonn nahm noch etwas Wasser und ein paar Streifen gekochtes Bergziegenfleisch zu sich, während er Sachte an der Quelle trinken ließ. Dann ermahnte der alte Magier Jenna, den Wald nicht zu

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