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Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin

Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
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Bek«, sagte Derra, als er schon die Klinke in der Hand hatte.
    Er drehte sich um.
    »Wegen dem Streich …«
    »Tut mir leid, Sergeantin, keine Zeit. Rekruten, Waffentraining, Befehle«, sagte er rasch und war aus der Tür, ehe Derra noch etwas sagen konnte.

11
    Jenna hätte fast getanzt vor Glück. Zum ersten Mal seit Wochen lagen nicht mehr nur schneebedeckte zerklüftete Berggipfel vor ihnen, soweit das Auge reichte. Dort, wo Perdimonn und Jenna angehalten hatten, um sich an der neuen Aussicht zu erfreuen, führte der Weg sanft bergab. Verglichen mit den Pfaden, mit denen die beiden Wanderer in den vergangenen vierzehn Tagen hatten vorliebnehmen müssen, sah er geradezu bequem aus.
    Der Klingenpass war seinem Namen und seinem Ruf voll und ganz gerecht geworden. Über Meilen fiel der Berg neben dem beängstigend schmalen Pfad mehrere hundert Fuß ab, während auf der anderen Seite steile Felsen den
Weg begrenzten. Mehrmals wurde Jenna von Schwindelanfällen geplagt und musste sich flach gegen den Fels drücken. Nur dem ruhigen und gleichmäßigen Schritt, mit dem Perdimonn sein altes Pferd über den gefährlichen Pfad führte, war es zu verdanken, dass sie sich überhaupt darauf konzentrieren konnte, einen Fuß vor den anderen zu setzen.
    Abends schützte Perdimonn sie mit einer Kuppel aus magischer Energie vor dem Absturz und sorgte mit glühenden Steinen für Wärme. So hatten sie es in den Nächten und bei der Rast relativ bequem. Auf der Wanderung dagegen gab es keinen Schutz vor den Elementen, auch wenn Jenna es mehr als einmal bedauerte.
    Das Wetter war wechselhaft. Eiskalte Winde fegten oft heftige Schneestürme über die Berge, wichen dann aber unvermittelt herrlichem Sonnenschein und einer milden Brise. Wenn der Pfad in den Wolken verschwand, konnten sie kaum die Hand vor Augen sehen. Doch Perdimonn führte Jenna ohne Zögern durch die Unbilden der Elemente.
    Wasser gab es in den Bergen reichlich. Wenn ihre Feldflaschen leer waren, fanden sie an so gut wie jedem Rastplatz Eis oder Schnee, den sie in dem Topf auf Perdimonns magischen Steinen schmolzen. Jenna war allerdings überrascht, wie viel Schnee sie für eine ausreichende Menge Wassers brauchten. Außerdem war das Wasser nie besonders warm, selbst wenn sie es zum Kochen brachten. Perdimonn erläuterte wortreich, das liege an der Höhenlage, doch Jenna konnte seine Erklärung auch nicht ansatzweise nachvollziehen. Daher beschloss sie, dass es leichter wäre, die Tatsache einfach hinzunehmen.
    An Lebensmitteln hatte Jenna vor ihrem Aufstieg ins Gebirge so viel eingepackt, wie ihr Rucksack und die Gürteltaschen fassten. Doch das reichte bei Weitem nicht aus, die beiden Wanderer auf Dauer satt zu bekommen. Im Gebirge
war das Nahrungsangebot nicht gerade üppig, doch auch dieses Problem löste Perdimonn. Er schien eine Art sechsten Sinn zu haben: Immer wieder blieb er unvermittelt stehen, hieß Jenna, den Bogen zu spannen, und lenkte ihre Aufmerksamkeit mit geflüsterten Anweisungen und Handzeichen auf ein Beutetier, das er ausgemacht hatte. Wenn sie es erst im Blick hatte, enttäuschte sie ihn nicht und traf sicher ihr Ziel.
    Meist erlegte sie Schneehasen, manchmal gleich mehrere am Tag. Wenn der Pfad schmal war und am Fels entlangführte, konnten sie keine Beute machen. Doch an einer etwas breiteren Stelle entdeckte Perdimonn einmal eine Bergziege. Zu ihrem Unmut hatte Jenna selbst unter seiner Anleitung Schwierigkeiten, sie zu sehen. Doch dann schickte sie ihren Pfeil auf seine tödliche Flugbahn und streckte das Tier nieder, ehe es fliehen konnte. Der Aufstieg zur toten Ziege, die in der Eiseskälte rasch gefror, kostete Jenna Zeit, und sie verlor sie erneut aus dem Blick. Wieder musste sie sich von Perdimonn die Richtung weisen lassen. Erst, als sie schon fast darüber stolperte, erkannte Jenna das steingraue und weiße Fell der Ziege. Später tröstete sie Perdimonn, dass sogar erfahrene Bergführer Schwierigkeiten hatten, die gut getarnten Bergziegen auszumachen. Es sei nur ein Trick, behauptete er, den er sich in den vielen Jahren seiner Wanderungen angeeignet habe. Jenna war das ein schwacher Trost, denn sie wurde das Gefühl nicht los, dass Perdimonn ohne ihre Fähigkeiten als Bogenschützin auch gut zurechtgekommen wäre.
    Hin und wieder nahm Jenna den Talisman in die Hand und überprüfte, ob der Gorvath immer noch in die gleiche Richtung unterwegs war. Der kleine Pfeil deutete unverändert nach Norden, was bedeutete, dass sie das Gebirge

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