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Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin

Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
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nicht mehr sicher, ob er sie richtig eingeschätzt hatte. In diesem Moment klopfte es laut. Die Augen des Bäckers huschten zur Tür und zurück zu Jenna. Eine Sekunde lang blieb er wie angewurzelt stehen, dann trat ein Ausdruck der Entschlossenheit in sein Gesicht. Er legte einen Finger an die Lippen und deutete auf eine Zimmertür.
    »Einen Moment!«, rief er, packte eine der langstieligen Brotschaufeln und ging zur Haustür.
    Jenna öffnete leise die Zimmertür, schlüpfte hindurch und zog sie behutsam hinter sich zu. Im Raum war es dunkel, doch dank der schmalen Lichtstreifen, die durch die geschlossenen Fensterläden drangen, erkannte Jenna, dass es sich um das Wohnzimmer des Bäckers handelte. Sie wagte kaum zu atmen, während sie an der Tür lauschte.
    Gerade hatte sie die Tür hinter sich zugezogen, da hieß der Bäcker an der Haustür jemanden willkommen.
    »Guten Morgen, Schlagetot Malkos. Du bist früh dran heute. Hast du gerade Dienstbeginn oder bist du schon fertig?«
    »Ich fange gerade an, Parmon.«
    »Und da brauchst du schon Brot? Ihr Dorfwächter kommt doch sonst immer erst nach Dienstschluss«, sagte der Bäcker und betonte fast unmerklich das Wort »Dorfwächter«.
    »Wir wollen kein Brot kaufen, Parmon. Uns wurde gesagt, eine fremde Frau habe vor wenigen Minuten deine Bäckerei betreten. Wir müssen sie zu einem Vorfall gestern Abend befragen.«
    »Ein Vorfall, Malkos? Das klingt nicht gut. Aber ich
fürchte, ihr habt sie verpasst. Ein freundliches Mädchen mit einem schwarzen Langbogen, die meint er doch?«
    »Verkauf mich nicht für dumm, Parmon. So viele fremde Frauen sind früh am Morgen ja wohl nicht unterwegs. Natürlich meine ich die. Wo ist sie?«
    »Wie ich schon gesagt habe, Malkos, die ist schon weg. Sie kam herein, kaufte einen Laib Brot und ging wieder. Sie war nicht einmal eine Minute hier. Höfliches Mädchen. Hat mich mit Bäckermeister angeredet.«
    »Weißt du, wo sie hinwollte?«
    »Das hat sie mir nicht gesagt. Warum? Was hat sie denn getan?«
    »Sie ist gestern Abend im Lustigen Landmann auf drei Männer losgegangen.«
    Der Bäcker stieß einen gedehnten Pfiff aus.
    »Diese halbe Portion? Dann muss sie gefährlicher sein, als sie aussieht. Die bringt doch bestimmt nicht mehr auf die Waage als ich! Wen hat sie denn angegriffen?«
    »Merklin, Toni und Bradder«, antwortete eine zweite Stimme.
    »Ha! Wirklich?«, lachte der Bäcker. »Na, dann brauche ich wohl nicht zu fragen, ob die drei wieder zu tief ins Glas geschaut haben. Aber selbst wenn sie besoffen waren – so ein schmächtiges Mädchen gegen die drei … da gehört schon was dazu. Hat sie denn einen verletzt?«
    »Ziemlich schwer sogar«, sagte Malkos unfreundlich. »Aber wenn sie nicht hier ist, suchen wir besser weiter. Komm, wir gehen.«
    »Viel Glück. Weit kann sie ja nicht gekommen sein.«
    Jenna hörte die Tür ins Schloss fallen und Sekunden später steckte der Bäcker den Kopf durch die Wohnzimmertür. Er sah sie mit ernster Miene an.
    »Komm, du musst verschwinden, und zwar schnell.
Wenn sie dich nicht finden, kommen sie bestimmt zurück. Dann solltest du möglichst weit weg sein. Da drüben ist die Hintertür.«
    »Hab Dank, Bäckermeister. Ich stehe tief in deiner Schuld. Aber bevor ich gehe, sage mir doch bitte noch, wo Niederfenn liegt und wann der Mann zu Tode kam. Es ist wichtig. Ich bin hinter einem gefährlichen Tier her. Das könnte den Mann getötet haben.«
    Der Bäcker wurde kreidebleich. »Ein gefährliches Tier! Dafür brauchst du also den Langbogen! Was ist das für ein Tier? Ist es etwa eine große Bergkatze? Eine Seherin hat mir einmal geraten, Bergkatzen aus dem Weg zu gehen. Wenn ich eine zu Gesicht bekäme, hätte mein letztes Stündlein geschlagen.«
    Jenna schüttelte den Kopf. »Nein, keine Bergkatze, aber mindestens so gefährlich. Bitte, wo ist das Dorf? Und wann hat man den Mann gefunden?«
    Der Bäcker stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. »Natürlich. Niederfenn liegt etwa zehn Meilen nordwestlich, und der Mann wurde … also … das war vor vier Tagen, ja, vor vier Tagen wurde er gefunden, am Abend. Jetzt musst du aber wirklich gehen. Schnell, hier entlang.«
    Der Bäcker nahm Jenna bei der Hand und führte sie durch die Backstube zu einer Tür, die in eine, wie Jenna in der Eile feststellte, blitzblank geputzte Küche führte. Durch eine weitere Tür liefen sie in einen schmalen Flur und zur Hintertür der Bäckerei.
    Parmon bedeutete Jenna, sich flach an die Wand zu

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