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Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin

Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
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Seele zu befreien. Sie war so weit gekommen, da wollte sie sich von ihrer Angst nicht in Bockshorn jagen lassen.
    Jenna nahm die Sehne ihres Akarholzbogens zur Hand, drückte den Bogen behutsam zusammen und hängte die Sehne auf beiden Seiten ein. Anschließend sah sie nach, ob die Sehne die richtige Spannung hatte.
    Mit der gleichen Sorgfalt überprüfte sie, ob die Befiederung und die Pfeilspitzen fest mit dem Schaft verbunden waren. Ein Pfeil, der nicht völlig in Ordnung war, verfehlte leicht sein Ziel.
    Jenna wünschte, sie hätte ein paar von Perdimonns Goldmünzen für ein neues Schwert ausgeben können. Sie hätte gern Ersatz gehabt für die Klinge, die sie beim Überfall auf ihren Spähtrupp verloren hatte. Doch weil die Leute sie schon wegen ihres Langbogens misstrauisch beäugt hatten, hatte sie es nicht gewagt, ihr Waffenarsenal weiter aufzustocken.
    Da sie daran nun nichts mehr ändern konnte, sorgte sie
dafür, dass die Waffen, die sie hatte, einsatzbereit waren. Nachdem sie auch noch das Gürtelmesser gewetzt hatte, marschierte Jenna weiter, gen Westen, wie der Talisman es ihr vorgab.
    Wieder wanderte sie den ganzen Tag, machte nur kurz Halt und aß von den rasch schwindenden Vorräten in ihrem Rucksack. Schon am nächsten Tag würde sie ein Dorf ansteuern müssen, um sich mit Nahrungsmitteln einzudecken, wenn sie ihre Zeit mit der Jagd auf den Dämon und nicht auf Wild verbringen wollte.
    Sie war nah dran, das spürte sie.
    Als die Sonne schon fast hinter dem Horizont verschwunden war, sah sich Jenna nach einem geeigneten Platz für die Nacht um. Sie war müde, passte aber weiter auf wie ein Luchs, denn der Dämon konnte nicht weit sein. Da tauchte im Wald ein kleines Dorf vor ihr auf. Noch war es nicht so dunkel, dass die bereits entzündeten Laternen weithin zu sehen gewesen wären.
    Obwohl Jenna eine gute Strecke zwischen sich und den Lustigen Landmann gebracht hatte, wusste sie nicht, ob man hier wohl von dem Zwischenfall gehört hatte. Deshalb wollte sie lieber nicht im Dorf nach einem Bett für die Nacht fragen. Da es östlich des Dorfes keine geeignete Stelle für ein Lager gab, ging sie um die Ortschaft herum und suchte auf der anderen Seite einen Lagerplatz. Dank der einbrechenden Dunkelheit und dem dichten Unterholz konnten die Dorfbewohner sie nicht sehen.
    Ein plötzliches Prickeln an ihrem Hals veranlasste Jenna, den kleinen Silbertalisman unter dem Kittel zurechtzurücken. Doch das Kribbeln blieb. Überrascht holte Jenna den kleinen Pfeil hervor und ließ ihn vor sich in der Luft baumeln. Die Sicht war schlecht, doch der Anblick raubte ihr den Atem.

    Der Pfeil zitterte nicht nur aufgeregt, sondern er zeigte auch genau auf das Dorf.
    Jenna stellten sich die Nackenhaare auf. Ein eiskalter Schauer lief ihr über den Rücken.
    Der Gorvath war hier.
    »Ganz ruhig«, sagte sie und zwang sich, langsam und gleichmäßig zu atmen. »Ich bin nicht den weiten Weg gekommen, um dann vor lauter Anspannung danebenzuschießen.«
    Aber so einfach war es eben auch nicht.
    Als sie einen Pfeil aus dem Köcher zog und einlegte, zitterten ihr die Hände und der Pfeil schlug klappernd gegen den Bogen. Rasch legte sie die Hand darauf und bemühte sich, keine weiteren verräterischen Geräusche zu machen.
    Wenn der Dämon im Dorf war, konnte er jede mögliche Gestalt haben, überlegte sie. Sie konnte nicht gleichzeitig den Talisman hochhalten und schießen und entschloss sich, mit dem magischen Silberpfeil den genauen Aufenthaltsort des Gorvaths auszumachen und darauf zu warten, dass er sich wieder weiterbewegte, um ihn zu töten. Der Gorvath zog seit mehreren Wochen nach Westen, daher war anzunehmen, dass er diese Richtung auch weiter beibehalten würde. Wenn sich Jenna westlich vom Dorf auf die Lauer legte, hatte sie die beste Chance auf einen Schuss.
    Jenna kroch weiter um das Dorf herum, nun noch vorsichtiger, damit niemand sie bemerkte. Zwischen den Bäumen war es nicht so einfach, einen Punkt zu finden, der ihr freie Sicht bot. Doch dann fand Jenna einen Felsblock, der ihr bis zur Taille reichte und nicht mehr als fünfzig Schritt von den Häuschen am westlichen Dorfrand entfernt war.
    Während Jenna das Dorf umrundet hatte, hatte auch die Pfeilspitze die Richtung geändert. Sie zeigte unbeirrt ins Herz der Siedlung.

    Der Gorvath war wirklich dort.
    Hinter dem Felsen setzte Jenna ihren Rucksack ab und entfernte die Gürteltaschen. Falls sie schnell handeln musste, wollte sie Bewegungsfreiheit haben.

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