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Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin

Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
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drücken, und öffnete die Tür, die auf einen kleinen Garten mit einem niedrigen Zaun hinausging. Der Bäcker sah sich rasch um und winkte Jenna dann heraus.
    »Nimm das«, sagte er und drückte ihr einen Laib Brot in die Hand. »Wenn sie dich schnappen, kann der Dorfwächter
wenigstens nicht behaupten, ich hätte ihn angelogen.«
    »Danke schön, Parmon. Warte …«, sagte Jenna und griff in ihren Geldbeutel.
    »Keine Zeit. Geh, und möge der Schöpfer dich beschützen.«
    Jenna nickte ihm dankbar zu, rannte durch den Garten, sprang über den Zaun und verließ das Dorf. Dabei nutzte sie jede Deckung, die sie finden konnte, um nicht doch noch von einem Frühaufsteher erwischt zu werden.
    Das Glück war auf ihrer Seite. Soweit sie es beurteilen konnte, beobachtete niemand ihren hastigen Aufbruch. Während sie weitermarschierte, kam ihr aber der unangenehme Gedanke, dass sie in nächster Zeit wieder im Freien würde übernachten müssen, zumindest bis sie den Bezirk verlassen hatte. Da in dieser Gegend jeder jeden kannte, machte sie besser einen großen Bogen um menschliche Behausungen.
    Keinweiches Bett, keine saubere Bettwäsche, keine Abendessen in der Schänke. Wie ärgerlich, dass sie die Geduld verloren hatte. Sie hätte genauso gut aufstehen und gehen können, dann hätte sie den Dorfwächtern und Gendarmen keinen Grund gegeben, nach ihr zu suchen. Sie hätte ihren Eintopf stehen lassen müssen, aber dafür wäre ihr nicht ausgerechnet jetzt, da sie den ersten Hinweis auf den Dämon erhalten hatte, die örtliche Gerichtsbarkeit auf den Fersen.
    Im Rückblick war Derras Ratschlag, unnötigen Streitigkeiten aus dem Weg zu gehen und sich zu beherrschen, völlig vernünftig gewesen. Doch hinterher war man immer schlauer. Und nun brachte sie die späte Einsicht auch nicht weiter.
    Der beste Verbündete, dachte Jenna, war jetzt ein schnelles Marschtempo. Lästig war allerdings, dass sie die Wege
meiden musste. Auch fürchtete Jenna, in der Eile unvorbereitet auf den Dämon zu treffen. Doch diese Gefahr musste sie in Kauf nehmen.
    Jenna wanderte immer an den Hecken der Ackerränder entlang, um nicht gesehen zu werden, und bediente sich damit einer Marschtechnik, die sie in der Rekrutenausbildung erlernt hatte. Am frühen Nachmittag schätzte sie, dass sie ungefähr neuneinhalb Meilen zurückgelegt hatte. Sie ließ nun größere Vorsicht walten, denn nach Niederfenn konnte es nicht mehr weit sein.
    Sanfte Hügel prägten die Landschaft, die nach Westen hin immer stärker bewaldet war. Schon allein der Name des Dorfes ließ Jenna vermuten, dass es in einer Senke lag und aus der Entfernung nicht unbedingt zu sehen war. Parmons Anweisung, zehn Meilen nach Nordwesten zu gehen, war auch reichlich ungenau, denn schon bei einer geringfügigen Abweichung konnte sie das Dorf leicht verfehlen.
    Jenna nahm den silbernen Talisman zur Hand und glich die Richtung der Pfeilspitze mit dem Stand der Sonne ab. Noch immer zeigte er in etwa nach Nordwesten. Da sie in Niederfenn ohnehin kaum etwas erfahren würde, sondern im Gegenteil Gefahr lief, von der örtlichen Gendarmerie gefasst zu werden, folgte Jenna dem Pfeil.
    Als sich die Sonne dem Horizont näherte, machte sich Jenna auf die Suche nach einem Lagerplatz für die Nacht. Sie war sich sicher, Niederfenn hinter sich gelassen zu haben, wusste aber nicht, ob sie nördlich oder südlich daran vorbeigewandert war. Es spielt auch keine Rolle. Der Dämon war noch immer vor ihr, und falls er den Mann in Niederfenn tatsächlich getötet hatte, holte sie rasch auf.
    Jenna schlief nicht gut in dieser Nacht. Sie übernachtete in einem niedrigen Wäldchen in einem selbst gebauten Unterschlupf. Mehrmals wurde sie von einer Bewegung oder
einem Geräusch wach. Die natürlichen Laute der Nacht klangen in ihren Ohren plötzlich bedrohlich, und Jenna wurde das Gefühl nicht los, dass sie beobachtet wurde. Dennoch verging die Nacht ohne Zwischenfälle, und als sie am nächsten Tag die Umgebung des Lagers absuchte, fand sie nichts Ungewöhnliches.
    Als sie den magischen Pfeil auspendeln ließ, schien es ihr, als zeige er diesmal stärker nach Westen als nach Nordwesten. Eine so große Richtungsänderung in so kurzer Zeit ließ vermuten, dass Jenna nicht mehr weit vom Gorvath weg sein konnte.
    Noch immer hatte sie keine Ahnung, in welcher Gestalt der Dämon auftrat und ob sie mit ihren Waffen etwas gegen ihn ausrichten konnte. Trotzdem war Jenna entschlossener denn je, den Gorvath zu töten und Calvyns

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