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Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin

Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
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hoffte, dass sie Wachmänner im Umgang mit ihren Furcht einflößenden Waffen nicht allzu gut ausgebildet waren. Ein Schwert war gut und schön, aber mit einer Pike dieser Länge konnte man es schon allein wegen ihrer Reichweite nicht so leicht aufnehmen.
    In dem großen Zelt flackerte Licht, und man konnte menschliche Schatten erkennen, es war jedoch unmöglich zu sagen, wie viele. »Halt! Wer stört Lord Shanier und Lord Cillverne?«
    Die Wachmänner drehten sich akkurat um neunzig Grad und bildeten mit ihren Piken ein Kreuz, das den Eingang versperrte. Die vier waren darauf nicht so schnell gefasst gewesen, daher blieb ihnen nur die Flucht nach vorn. Sie zogen blitzschnell ihre Schwerter und stürzten sich auf die Wachleute.
    Die Wachen schwangen ihre Piken zur Seite, um den Angriff abzuwehren, waren aber nicht schnell genug. Dem einen schlug Bek mit dem Schwert die Waffe aus der Hand, woraufhin Eloise durch die entstandene Lücke brach und den Wachmann mit dem Schwert durchbohrte. Derra packte die Waffe des anderen und hielt sie fest, sodass Jez ebenfalls zum tödlichen Schlag ausholen konnte. Der Kampf hatte jedoch reichlich Lärm gemacht und in den Zelten unterhalb waren bereits Rufe zu hören.
    Nun war Eile geboten. Vor allem galt es, rasch aus dem Lager zu kommen.
    Beks betrat das Zelt als Erster, dicht gefolgt von den anderen dreien. Kaum waren sie durch den Eingang, blieben
alle vier wie angewurzelt stehen. Es war, als wären sie plötzlich sämtlicher Energie beraubt. Mit hängenden Schultern, müde und niedergeschlagen standen sie da.
    »Calvyn«, murmelte Bek tonlos.
    Das große Zelt war unglaublich luxuriös eingerichtet. Dicke Teppiche mit Mustern, die angelegt schienen, den Geist zu verwirren und das Auge zu täuschen, bedeckten den Boden. Vier hochlehnige Stühle aus wertvollem Akarholz standen um einen großen Tisch. Große Holzvitrinen, gefüllt mit Kristallgläsern und Ziergegenständen von unglaublicher Vielfalt und Kostbarkeit, reihten sich an Bücherregale mit prächtigen Lederbänden. Ein Sekretär mit Schreibfeder, Tintenfass und einem halb beschriebenen Blatt Papier füllte eine Ecke des Zeltes, ein kleiner Baum in einem Topf eine andere. Die Thrandorier hatten jedoch nur Augen für die beiden schwarz gekleideten Gestalten, die sich rechts und links des massiven Akarholztisches gegenüberstanden.
    »Was war denn das, Shanier?«, fragte Cillverne. »Hat Euch schon wieder jemand Calvyn genannt?«
    Cillverne war neugierig, das konnte Shanier sehen, und er wollte ihn wohl auch ärgern.
    »Und wenn schon, Cillverne«, erwiderte er, um eine unbewegte Miene bemüht. »Immerhin ist das mein Geburtsname.« Er weidete sich an dem kaum vernehmlichen Laut des Erstaunens, der dem anderen Zauberer bei diesem Eingeständnis entfuhr. »Was wollt ihr guten Leute von mir?«
    »Wir bringen dir dein Schwert«, sagte Derra mit zusammengebissenen Zähnen, noch immer wie erstarrt.
    »Ah! Mein Schwert, wie freundlich. Es war wohl eher die Magie, mit der ich es belegt habe, als euer freier Wille, die euch hierhergeführt hat, nicht wahr? Aber alle Achtung, dass ihr es bis ins Herz des Lagers geschafft habt, ohne geschnappt zu werden.«

    In diesem Moment trat hinter den vier Thrandoriern ein Soldat in blank polierter Rüstungsuniform ins Zelt.
    »Kommandeur Chorain, gut, dass Ihr kommt«, sagte Shanier kühl.
    »Mylord, wir haben Kampfgeräusche gehört und die toten Wachen gefunden. Ich habe etwa vierzig Männer um das Zelt gestellt, doch als ich Eure und Lord Cillvernes Stimmen hörte, nahm ich an, dass Ihr die Lage im Griff habt«, stellte der Kommandeur nüchtern fest.
    »Gut, Chorain. Ihr könnt bis auf zehn Leute alle abziehen. Dann möchte ich alle Männer sehen, die in den letzten, sagen wir, zwei Stunden Wachdienst hatten. Zwanzig Peitschenhiebe für jeden, das soll ihnen eine Lehre sein. Der diensthabende Offizier bekommt fünfzig – die Männer sollen nicht denken, sie müssten die Schuld allein auf sich nehmen. Und ich will nicht noch einmal erleben, dass Besucher einfach unangemeldet in mein Zelt spazieren. Ist das klar?«
    »Jawohl, Mylord.«
    »Gut. Schick mir die zehn Soldaten in etwa fünf Minuten herein. Die guten Leute hier haben sich solche Mühe gegeben herzufinden, da ist es wohl das Mindeste, dass wir uns noch ein wenig unterhalten.«
    »Jawohl, Mylord. Ich kümmere mich darum.«
    »Das will ich hoffen, Chorain, denn andernfalls landest du mit denen Wachleuten am Schandpfahl.«
    Chorain

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