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Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin

Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
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genommen hat. Aber jetzt hältst du es in der Hand.«
    »In der Zauberei geht es vor allem um Trugbilder, Bek. Pech für Cillverne, dass ich darin geschickter bin, als er es jemals war. Als ich das Schwert auf den Tisch legte, ließ ich es unsichtbar werden, nur eine Illusion natürlich, und gleichzeitig erschuf ich an derselben Stelle ein falsches Schwert. Das Schwert, das ich über den Tisch geschoben habe, war die ganze Zeit ein Trugbild. Hätte er sich als Zauberschüler mehr angestrengt, hätte Cillverne das gemerkt. Aber aus einem mir unverständlichen Grund sind die shandesischen Zauberer nicht in der Lage, ihren Schimären auch Stofflichkeit zu verleihen. Wenn man ihre Illusionen anfassen will, hat man nichts als Luft in der Hand oder eben das, was darunter liegt.«
    Bei diesen letzten Worten marschierten mehrere Soldaten in Reih und Glied ins Zelt.
    »Kolonnenführer, lass die Leute hier entwaffnen und nimm sie mit. Ich fürchte, Lord Cillverne war ein Verräter. Ich war gezwungen, ihn zu töten. Beseitigt seine Leiche an einer geeigneten Stelle.«

    »Ja, Mylord.«
    Auf ein Zeichen des Kolonnenführers nahmen die Männer Derra, Bek, Jez und Eloise alles ab, was ihnen als Waffe hätte dienen können. Einer brachte die Sachen sofort aus dem Zelt.
    »Du hast jetzt die volle Verantwortung, Kolonnenführer. Stell sie unter schwere Bewachung, bis ich entschieden habe, was mit ihnen geschehen soll.«
    Die vier Thrandorier entdeckten innerhalb von Sekunden ihren Kampfgeist wieder. Derra und Bek handelten als Erste, Jez und Eloise nur einen Wimpernschlag später. Kurz darauf lagen mehrere shandesische Soldaten, von der Wucht und Geschwindigkeit des Angriffs völlig überrascht, am Boden. Die übrigen Soldaten zogen noch ihre Waffen, als die vier Angreifer schon ohnmächtig zu Boden sanken.
    »Ist es denn zu viel verlangt, dass ihr zu neunt vier unbewaffnete Männer und Frauen in Schach haltet?«, sagte Shanier verärgert.
    »Äh … nein, Mylord«, erwiderte der Kolonnenführer schuldbewusst.
    »Bringt sie weg.«
    »Jawohl, Mylord.«
    Die unverletzten Shandeser luden sich die Thrandorier auf die Schultern und verließen das Zelt.
    »Kolonnenführer!«, rief Shanier, als die letzten Männer Lord Cillvernes Leiche wegschafften.
    »Ja, Mylord?«
    »Stimmt es, dass sich der Kaiser für die Kämpfe in der Arena begeistert?«, fragte Shanier und rieb sich sanft die Schläfen. Mit dem letzten Stoß geistiger Energie, mit dem er Derra und den anderen das Bewusstsein geraubt hatte, hatte er sich rasende Kopfschmerzen eingehandelt.

    »Ja, Mylord. Es heißt, dass er fast jede Woche die Arena von Shandrim aufsucht.«
    »Gut. Dann lass die beiden Männer fesseln und noch heute nach Shandrim bringen. Und diesmal keine Fehler, hörst du? Bringt sie in die Arena, da sollen sie zur Unterhaltung des Kaisers kämpfen. Behaltet die Frauen vorerst hier.«
    »Ja wohl, Mylord.«
    Der Kolonnenführer wandte sich zum Gehen.
    »Und, Kolonnenführer …«
    »Ja, Mylord?«
    »Wenn jemand diese Frauen auch nur anfasst, ohne dass ich es befehle, stirbst du einen Tod, den du deinem schlimmsten Feind nicht wünschen würdest.«
    »Jawohl, Mylord«, erwiderte der Kolonnenführer, der bei dem Gedanken erblasste.

    Jenna öffnete langsam die Augen. Sie sah alles verschwommen und eine matte Wärme umgab sie. Muskeln, die sie normalerweise anspannte, wenn sie morgens aufstand, sprachen nicht an, und es fiel ihr sogar schwer, die Tränen aus den Augen zu blinzeln.
    Sie lag im Bett, so viel war sicher, aber in welchem?
    Die Decke des niedrigen Raums wurde von schweren Holzbalken getragen, zwischen denen eine weiß gestrichene Bretterdecke angebracht war. Burgunderrote Vorhänge, die vor einem kleinen quadratischen Fenster hingen, schwächten das Tageslicht ab.
    Alles war Jenna fremd.
    Auf einem ebenfalls schlichten, aber soliden Holztischchen befanden sich ein Krug Wasser und ein Stapel weißer
Leinenstreifen. Auch die restliche Einrichtung der Kammer – eine kleine Kleiderpresse und ein Holzstuhl – gaben Jenna keinerlei Hinweis darauf, wo sie war. Nur ihren Bogen, der mit schlaffer Sehne an der Kleiderpresse lehnte, erkannte sie wieder.
    Als Jenna versuchte, sich auf die Ellbogen zu stützen, zuckte ihr ein stechender Schmerz durch den Bauch. Sie stöhnte und sank zurück auf das weiche Lager. Wieder füllten sich ihre Augen mit Tränen.
    Da öffnete sich die Tür am Fußende des Bettes einen Spaltbreit und das Gesicht eines Mädchens lugte um die

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