Das Vermächtnis von Thrandor - Die silberne Klinge
wenn wir ihm eine ähnliche Strafe zukommen ließen.«
»Ich spreche nicht von deinem Gefährten. Er ist doch verletzt, oder?«, bemerkte Chorain kalt.
Bek nickte.
»Dann würde er nur die gesamte Mission gefährden. Ich brauche dich. Hast du Interesse?«
In Bek loderte Wut auf, als er in Chorains eisige Miene starrte. »Wenn Jez nicht dabei ist, dann lautet meine Antwort nein. Mein Verlangen nach Rache ist nicht so groß, dass ich ihn allein zurücklassen würde. Ihr müsst wohl ohne mich auskommen.«
Chorain zögerte nicht. »Also gut, dann will ich dich nicht länger von deiner Zelle fernhalten. Wenn du im Lauf der kommenden Woche deine Meinung ändern solltest, dann sag dem Kampfleiter Bescheid und ich werde dafür sorgen, dass wir noch einmal miteinander sprechen können. Wenn nicht, kannst du dir sicher sein, dass du diese Arena niemals lebend verlassen wirst.« Damit stand der Kommandant auf und umrundete den Tisch, um den Raum zu verlassen.
»Wartet … Sir«, sagte Bek rasch.
»Ja? Hast du deine Meinung schon geändert?«
»Nein, Sir. Es ist nur … Nach wem soll ich fragen?«
»Frag einfach nach dem Kommandanten«, antwortete Chorain ausweichend. »Der Kampfleiter wird wissen, wen du meinst.«
Chorain öffnete die Tür und trat mit betont gemessenen Schritten auf den Flur. Maasich und Hammar waren überrascht, dass der Offizier so schnell wieder verschwand. Sie hatten erwartet, das Gespräch würde etwas länger dauern. Schweigend sahen sie zu, wie Chorain davonstolzierte, und traten dann Bek entgegen, der mit nachdenklicher Miene in der Tür stand.
»Das ging ja fix«, sagte Hammar. Er war zu neugierig, was wohl ein Legionenführer von Bek gewollt haben konnte, um seine Zunge zu zügeln. »Was wollte er?«
»Er wollte, dass ich jemanden für ihn töte«, erklärte Bek freiheraus.
»Und hast du zugestimmt?«, fragte Maasich.
»Nein«, erwiderte Bek nüchtern. »Ich töte, wenn ich muss, aber ich bin kein Auftragsmörder.«
»Gut«, erklärte Hammar schroff. »Ich hatte noch nie viel übrig für das Militär, aber wenn sie jetzt auch noch kommen, damit wir das Töten für sie übernehmen, beweist das doch nur, was sie für eine Verschwendung von Steuergeldern sind.«
Bek sah zu Hammar auf, verwundert über seine leidenschaftlichen Worte, und bemerkte, dass Maasich breit grinste.
»Schön, dass deine Ansichten mit dem Alter milder werden, Hammar«, spottete Maasich. »Es gab Zeiten, da hättest du noch etwas richtig Radikales gesagt.«
Hammar grunzte nur verächtlich und winkte dann Bek den Gang hinunter zu den Unterkünften.
Maasich lachte.
Draußen stieg Chorain auf das geliehene Pferd und ließ zu, dass sich ein zufriedenes Lächeln auf seinen Lippen ausbreitete. Er hatte den Köder ausgelegt, und jetzt musste er nur noch dafür sorgen, dass dieser Köder so begehrenswert wie
möglich erschien. Die Abmachung, die er mit Garvin, dem Kampfleiter, getroffen hatte, würde die Verlockung unwiderstehlich machen. Er musste sich nur zurücklehnen und warten. Die nächsten Spiele würden den Köder so attraktiv machen, dass Bek quasi gezwungen sein würde anzubeißen. Und dann musste Chorain den Köder nur noch einholen.
Als der Kommandant schließlich gemächlich von der Arena wegritt, löste sich ein Schatten von der Mauer und folgte ihm die breite Straße hinunter. Chorain war viel zu beschäftigt, um es zu bemerken.
Jenna konnte kaum glauben, dass die Wächter und die Gendarmen vieler Dörfer immer noch nach ihr suchten, aber nach all den Wochen war ihre Beschreibung auch jetzt noch im Umlauf. Offensichtlich hielten die Behörden sie nach wie vor für schuldig an den furchtbaren Morden, die der von ihr verfolgte Dämon begangen hatte.
Als Jenna das erste Mal ein Dorf betreten hatte, sah sie sich gezwungen, schnell wieder davonzurennen. Ein kleiner Junge hatte mit einem runden Leinensack gespielt, der prall mit alten Fetzen gefüllt war, um einen Ball zu ergeben. Diesen Ball prellte er gerade gegen eine Mauer, als er Jenna entdeckte, einen Schrei ausstieß und panisch davonrannte.
»Sie ist hier! Die Bogenfrau, sie ist hier!«
Jenna hatte nicht gewartet, bis man sie gefangen nahm. Sie war schnellstens auf demselben Weg geflohen, den sie gekommen war. Dann hatte sie den Ort in einem weiten Bogen umrundet und alle möglichen Tarnungen aufgewandt, um nicht noch einmal entdeckt zu werden. Ab da hatte Jenna es eine Woche lang vermieden, irgendwem zu begegnen. Sie war nach Süden, in
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