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Das Vermächtnis von Thrandor - Die silberne Klinge

Das Vermächtnis von Thrandor - Die silberne Klinge

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Die silberne Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
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kutschierten, fiel Jenna als Erstes auf, wie viele Straßenkünstler und Gaukler die Aufmerksamkeit der Vorbeikommenden zu gewinnen versuchten.
    Überall taten Männer und Frauen unaufhörlich seltsame Dinge, um die Blicke und das Geld der Passanten auf sich zu ziehen. Eine Frau löschte eine brennende Fackel nach der anderen mit dem Mund, drehte sich dann plötzlich zur Seite und spuckte eine riesige Stichflamme aus. Der Mann neben ihr vollführte abenteuerliche Kunststücke mit bunten Stricken und mehrere junge Kerle rannten durch die Menge und jonglierten mit einer unfassbaren Anzahl von Gegenständen:
Bälle, Stäbe und Obst flogen von einer Hand in die andere und wurden mit faszinierender Leichtigkeit zwischen den Passanten hindurch ausgetauscht.
    Jenna war wie gebannt, und der Händler merkte, dass sie seinen Geschichten nicht mehr lauschte.
    »Und, ist dein Freund dabei?«, fragte er sie grinsend.
    Auf einmal ergab die Haltung des Händlers gegenüber Magiern einen Sinn. Er dachte wohl, Perdimonn sei einer dieser Straßengaukler. Kein Wunder, dass er gedacht hatte, Jenna habe einen Witz gemacht, als sie den Magierrat erwähnte. Wenn dies also das geduldete Gesicht der Magie war, dann könnte es sich als wirklich schwierig erweisen, den Rat der Magier und Perdimonn zu finden.

7
    An den Flanken des riesigen Vulkans war noch immer Lava herabgelaufen, als Kapitän Ferdand seine Wellenkönigin zögernd ans Ufer der Insel Kaldea gesteuert hatte. Wenn Perdimonn nicht versprochen hätte, das Schiff mit seiner Zauberkunst zu schützen, hätte Ferdand niemals eingewilligt, sich der Insel zu nähern. Perdimonn hatte trotz der offensichtlichen Gefahr darauf beharrt, an Land zu gehen.
    Der Hafen – zugleich die einzige größere Ansiedlung auf der Insel – war durch einen Strom geschmolzenen Gesteins gewissermaßen zweigeteilt worden. Immer noch kroch Lava wie eine fauchende orangeschwarze Riesenschlange in Richtung Meer. Auf ihrer Spur brannten unkontrolliert Feuer, und dort, wo der Lavastrom ins Hafenwasser glitt, erhob sich ständig
eine kleine Dampfwolke. Immer wieder kam es vollkommen unerwartet zu brodelnden Dampfexplosionen, wenn sich das glühende Gestein zischend in den Hafen ergoss.
    Dicke aschgraue Wolken hingen über der Insel und erstickten das Sonnenlicht zu einem Halbdunkel, das weder Nacht noch Tag ähnelte. Tief in seinem Innern grollte der Berg mit feuriger Kehle. Das ständige Poltern, das sich anhörte wie ein entferntes Gewitter, zehrte an den Nerven der Mannschaft und hielt die abergläubischen Matrosen an Bord der Wellenkönigin in seinem Bann.
    Die Erde sei in Zorn geraten, murmelten sie sich zu. Die Götter der Unterwelt kämpften und spien ihre Wut durch diesen Vulkan nach draußen. Die Männer hatten ohne Ausnahme beschlossen, so viel Abstand wie möglich zwischen sich und der Insel Kaldea zu wahren, und Ferdand hatte all seine Durchsetzungskraft aufbieten müssen, bis seine Männer schließlich bereit gewesen waren, Perdimonn ans Ufer zu bringen.
    Nachdem das Beiboot den alten Magier am Nordrand des Hafens abgesetzt hatte, möglichst weit vom Lavastrom entfernt, war Perdimonn nicht verwundert gewesen zu sehen, dass die Crew jeden Fetzen Segel gesetzt hatte, sobald das Boot zum Schiff zurückgekehrt war. Er hatte nicht beobachtet, wie die Wellenkönigin verschwand, sondern sich sofort ins Innere der Insel aufgemacht, um zu der Höhle am Berghang zu gelangen, in der er Arred vor vielen Jahren zum letzten Mal getroffen hatte.
    Der Höhleneingang war nicht zugänglich gewesen. Ein Lavastrom ergoss sich aus dem Gang, der zur Wohnung des Hüters führte. Perdimonn war besorgt, aber nicht bestürzt gewesen, denn wenn jemand in dieser feindseligen Umgebung überleben konnte, dann war es der Hüter des Feuers. Da es nicht viel zu verlieren gab, hatte es Perdimonn mit einem Bringspruch versucht. Er hatte nicht etwa die Absicht
gehabt, Arred rüde herbeizuschleifen, sondern wollte ihn vielmehr durch ein magisches Zupfen am Mantelsaum darauf hinweisen, dass jemand auf ihn wartete.
    Welches Ergebnis Perdimonn auch erwartet hatte – bestimmt nicht jenes, das er schließlich erzielt hatte. Der Lavastrom vor Arreds ehemaliger Höhle schien sich zu verformen. Das flüssige Gestein vereinte sich zu einem menschlichen Umriss mit kaum erkennbaren Armen und Beinen und hatte dann mit beängstigender Geschwindigkeit die hochgewachsene Gestalt Arreds angenommen. Der Hüter des Feuers war rasch und geschickt aus der

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