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Das verplante Paradies

Das verplante Paradies

Titel: Das verplante Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tate
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Ankunft in Playa 9 bemerkt haben, aber in Point Concepcion befindet sich eine große Entsalzungsanlage.“
    „Wir sind an irgendeiner Fabrik vorbeigefahren“, bestätigte Henny. „Sollen wir etwa über Destillationsverfahren Bescheid wissen?“
    „Nein, keineswegs. Der Direktor dieser Anlage da – ein etwas nervöser Bursche – hat sich Sorgen gemacht über diese Budniks. Nachdem diese Burschen von Simeon vertrieben worden sind, würden wir gern wissen, bei wem dessen Sympathien nun liegen. Die Budniks wollten gegen die Auswirkungen der Entsalzungsanla ge auf das Meer protestieren, und das, was ich von Simeon auf seiner Schaukel gehört habe, klingt ganz so, als ob er genauso denkt. Wenn Sie den gleichen Eindruck gewinnen sollten, dann könnten wir einigermaßen sicher sein.
    Ich glaube, es liegt auf der Hand, warum wir so besorgt sind. Jemand, der gegenüber der Anlage feindselig eingestellt ist, könnte beträchtlichen Schaden anrichten. Bisher haben wir uns ihm gegenüber zurückgehalten. Wir haben ihn sogar dafür bezahlt, daß er Gogan vertrieben hat. Aber er hat den Scheck nicht eingelöst – noch etwas, das uns beunruhigt. Sie sehen also, die Situation ist momentan ziemlich ungeklärt.“
    Latimer stand auf und zupfte an seinen Handschuhen. „Nun?“
    „Es hört sich vernünftig an“, sagte Henny.
    „Aber das sollte es wohl auch“, sagte Zak.
     
    „Wißt ihr, jeder wartet im Grunde auf ein Wunder“, sagte Simeon. „Jeder möchte auf spektakuläre Weise überzeugt werden.
    Aber so läuft es meistens nicht. Schaut euch nur um. Früher genügte schon die Farbenpracht einer Zeremonie, um die Leute anzuziehen. Wie in der Kirche. Aber das ging vorbei. Dann fingen die Leute – jedenfalls die jungen, alle die nicht bloß Gemüse zwischen den Ohren hatten – damit an, ihre eigene Farbenpracht zu erzeugen. Das Rauschgift, der große psychedelische Traum, all das zielte auf irgendeine Art der Kommunikation mit dem Allmächtigen.
    Die ganze Begeisterung für den östlichen Mystizismus, die den Westen gegen Ende der sechziger Jahre erfaßte … die Upanischaden oder die Bhagawadgita, Mahajana und die tantrische Schule. Sicherlich – sie hatten neue Namen. Jedenfalls im Westen waren die Namen neu. Aber was lehrten sie? Der Weg zur Unsterblichkeit, zur inneren Vollendung, zum Nirwana konnte nur durch Rechtschaffenheit, gute Werke und Liebe erreicht werden.
    Was war daran schon neu ? Sind das nicht ohnehin gemeinsame Nenner? Die Tibetaner mögen über ihren Himmelsgott sprechen, die Nubier des Sudan mögen ihren Kwosh, die Yaos in Njassaland einen Regenbogen als Verkörperung anbeten, die Sioux benutzen Totems als Gefäß des Wa-kan …
    Yok, Mana, Leza, Baiame … alle leben sie im Himmel … Jenes Licht, das jenseits des Himmels scheint, hinter allen Dingen, hinter jedem, in den höchsten Welten … das ist auch jenes Licht, das hier im Innern, in den Menschen, ist … das ist Schandogia, einer der Upanischaden. ‚Dieses ganze Universum ist in Wahrheit Brahma. Er ist der Anfang, das Ende und das Leben von allem.’
    Wovon sprechen sie?
    Alle Religionen sind heute eine Mischung originaler Ideen mit dem jeweiligen Milieu, dem Ahnenkult und der beständigen Lust des Menschen zu phantasieren.
    Wir zeigen zum Himmel; eine ganz gewöhnliche Geste. Warum tun wir das? Weil Menschen ebenso wie Dinge solchen Kräften wie der kosmischen Strahlung dem Magnetismus und den Gezeiten unterworfen sind. Unsere Gefühle sind also nur ein Reflex der kosmischen Kräfte.
    Nichts lieben die Leute mehr, als wenn sie geliebt werden. Weckt die Selbstmörder auf. Fragt sie, warum sie sich umgebracht haben. ‚Weil sich niemand darum zu kümmern schien, ob wir lebten oder tot waren.’ Es ist ein Irrtum. Es ist kurzsichtig. Denn es gibt immer Einen, der euch liebt, Einen, der uns lange genug am Leben halten möchte, daß wir seine Existenz erkennen und zugleich einsehen, daß auch unser Leben einen Sinn hat.
    Der Tod bedeutet nicht das Ende. Sonst wäre das Leben sinnlos. Ihr wollt Wunder. Nun, ihr werdet keine erleben – niemand hat uns welche versprochen. So etwas hat es vielleicht vor zweitausend Jahren einmal gegeben. Damals blieb es den Leuten selbst überlassen, ob sie ihren Augen oder den Pharisäern glauben wollten. Wir befinden uns nicht mehr in dieser glücklichen Lage. Es genügt nicht mehr, einfach zwischen Schwarz und Weiß zu wählen. Die ganze Sache ist nach zwanzig Jahrhunderten der Mythenbildung, der persönlichen

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