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Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne

Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne

Titel: Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorna Sternekieker
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unter meinem Blazer zu schwitzen beginne. Aber ich will den Anzug nicht umsonst gekauft haben, deshalb muss ich wenigstens die ersten dreißig Minuten vollständig bekleidet durchstehen. Ich hoffe nur, mein Deo hält der Herausforderung stand. Bis zu dem Restaurant sind es nur fünf Stationen, doch für mich zieht sich die Fahrt wie Kaugummi in die Länge. Ständig betrachte ich mein Spiegelbild in der Fensterscheibe und zupfe aufgeregt hier und da etwas zurecht. Gedanklich habe ich das Treffen schon mehrere Male durchgespielt und sehe es förmlich vor mir:
Hoheitsvoll schreite ich in das Lokal, während mich die Mädels mit geweiteten Augen und einem eingefrorenen Lächeln ausgiebig und ungläubig mustern. Dann wird die gemeine Elke eine Spitze ablassen wie: "Na Charly, hast du dir endlich auch einmal etwas Hübsches gekauft? Was war denn der Anlass, der Geburtstag von deinem Kater?"
Elke ist ein hinterlistiges Aas. Eines ihrer wenigen Talente ist es, Beleidigungen so zu platzieren, dass dir zwar das Herz stehen bleibt, du ihr aber keine böse Absicht nachweisen kannst. So bleibt dir nichts anderes übrig, als ruhig weiter zu atmen und dir nichts anmerken zu lassen. Seit den Anfängen unserer Freundschaft habe ich daher immer eine Flasche Rescue-Tropfen in meiner Handtasche.
Mein Spiegelbild grinst mich an, dieses Mal wird es ein bisschen anders ablaufen:
Während Kordula und Peggy weiterhin erwartungsvoll glotzen, werde ich Elke geheimnisvoll zuzwinkern und nachsichtig sagen: "Ach weißt du, in meiner neuen gehobenen Position ist es einfach Voraussetzung, angemessen gekleidet zu sein. Da hast du es schon deutlich leichter."
Und dann werden alle gespannt die Luft anhalten. Elke wird sich kleinlaut setzen, während die anderen anfangen werden, mich mit Fragen zu löchern.

Beschwingt hüpfe ich aus der Bahn und eile die Straße hinunter, zu dem wahrscheinlich schönsten Abend meines Lebens. Meine Uhr zeigt fünfzehn Minuten nach sieben und ich lächle freudig. Die Verspätung ist beabsichtigt und Teil meines grandiosen Auftritts. Neugierig drücke ich meine Nase von außen an die Scheibe und suche den Raum nach den Mädels ab. Ich entdecke sie wie üblich, schnatternd an unserem Stammtisch, zumindest zwei von ihnen. Von Kordula fehlt jede Spur und ich ärgere mich. Dermaßen spät zu kommen, ist nicht nur unhöflich, sondern auch respektlos den anderen gegenüber. Nach kurzer Überlegung beschließe ich zu warten, was Kordula kann, das kann …
Huch! Unvermittelt tippt jemand von hinten auf meine Schulter und ich kann einen kleinen Aufschrei nicht unterdrücken.
"Was treibst du denn hier draußen, Charly?"
Der belustigte Unterton in Kordulas Stimme ist unüberhörbar.
"Traust du dich etwa nicht rein?"
Ich bemühe mich um ein möglichst herablassendes Gesicht, was bei dessen feuerroten Farbe keine leichte Aufgabe ist. Ursprünglich wollte ich edelmütig und bescheiden auftreten, aber diese Mistbiene lässt mir keine andere Wahl.
"Ich wollte euch mit einer Flasche Schampus überraschen, du hast mich ertappt Sherlock Holmes", sage ich hochmütig.
Kordula nickt wissend.
"Das ist echt anständig von dir", sagt sie und mich stört die offenkundige Verwunderung in ihrer Stimme.
"Wie meinst du das?", frage ich verstört, während ich ernüchtert registriere, dass auch meine Freundin ihre Alltagskleidung gegen ein elegantes Kleid eingetauscht hat.
Der weiße Stoff unterstreicht anmutig Kordulas lange rabenschwarze Haare und bringt ihre schlanken Beine toll zu Geltung. Schlagartig fühle ich mich in meinem Kostüm plump und steif, wie bei einem Vorstellungsgespräch.
"Ach das ist mir nur so rausgerutscht, Charly, das muss du nicht ernst nehmen. Komm, wir gehen rein und feiern alle zusammen."
Versöhnlich schnappt sie meinen Arm und zieht mich in das Lokal. An unserem Tisch herrscht ausgelassene Stimmung, irritiert wandern meine Augen zwischen den lachenden Gesichtern und den zwei Flaschen hin und her.
"Wie lange seid ihr denn hier?", frage ich verdutzt und was zum Teufel wird hier gefeiert, füge ich in Gedanken hinzu.
"Charly! Kordula! Schön dass ihr da seid! Wir haben schon mal was zum Anstoßen bestellt, selbst schuld, wenn ihr so spät kommt", lallt Elke uns entgegen.
Peggy schaut mich mit glasigen Augen an und ich vermute, dass auch sie sich bereits im Zauberwald befindet. Verwirrt lasse ich die Umarmungen über mich ergehen und mir ein gefülltes Glas in die Hand drücken.
"Auf die Zukunft!", ruft Elke und kippt ihr

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