Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne

Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne

Titel: Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorna Sternekieker
Vom Netzwerk:
Außerdem konnte er mir keine nennenswerten Neuigkeiten liefern, die ich nicht selbst im Internet gelesen hatte.
Wie dem auch sei, die Kampagne läuft prima und Herr Brunner ist mehr als zufrieden mit mir. Unser Verhältnis entwickelt sich prächtig, aber das war zu erwarten. Durch die enge Zusammenarbeit bleiben erotische Spannungen natürlich nicht aus. Erst neulich gab es eine verfängliche Situation, als unser Team bei einem Abendessen den bisherigen Erfolg feierte. Nach dem Dessertwein schlug mir Herr Brunner anerkennend auf die Schulter, blickte tief in meine Augen und meinte bedeutungsvoll: "Frau Wiese, ich sehe goldene Zeiten auf uns zukommen!"
Es dauerte den ganzen Nachtisch, bis mir klar wurde, dass er die Firma und nicht UNS meinte, aber davon lasse ich mich nicht entmutigen. Schließlich stehen wir noch am Anfang und ich habe Zeit.
Aber auch ich bin sehr stolz auf mich, denn ich arbeite hart und viel. Oft sitze ich zu Hause bis tief in die Nacht hinein an meinem Werk. Hatte Kasimir mich zu Beginn noch belächelt, räumt er inzwischen hoheitsvoll das Feld, wenn er mich mit meinen Unterlagen sieht. Ich glaube, er ist ein wenig beleidigt und fühlt sich vernachlässigt, er ähnelt mehr und mehr Herrn Kreutzer.
Das Beste an meinem Karrieredurchbruch ist allerdings der Zeitpunkt. Heute findet das monatliche Treffen mit meinen Abi-Mädels statt und ich freue mich sehr darauf. Seit Jahren verlaufen diese Abende stets gleich, wir donnern wir uns auf, essen wenig, trinken viel und schwelgen in Erinnerungen.
Es ist schrecklich!
Die letzten Zusammenkünfte habe ich - gelinde gesagt - gehasst. Das ständige Aufblasen und Übertrumpfen der Damen erinnert mich sehr an meinem früheren Kugelfisch Sir Blubber von Blase. Jede der Grazien will besser sein, als die anderen: erfolgreicher, dünner, beliebter und so weiter. Auf die wahren Dinge des Lebens, wie Gesundheit und Zufriedenheit kommt es in unseren Gesprächen schon lange nicht mehr an. Und Probleme? Die gibt es nicht.
Warum auch, dafür interessiert sich niemand. Die Mädels sind ausschließlich darum bemüht, sich so gut wie möglich darzustellen. So führen wir Treffen für Treffen regelmäßig das gleiche traurige Theaterstück auf, nur um anschließend heimzugehen und in die Kissen zu heulen.
Aber heute wird alles anders laufen, wenn die wüssten! Dieses Mal hat Charlotte Wiese ein Ass im Ärmel und wird nicht zögern, es im passenden Moment auszuspielen. Ich kann förmlich die, vor Neid gelb gefärbten, Gesichter mit ihren offen stehenden Mündern vor mir sehen. Das wird MEIN großer Moment. Bislang konnte ich leider nur wenig Erfolge vermelden und musste mir bereits Tage vor unseren Treffen abenteuerliche Geschichten zurechtlegen, um nicht als komplette Versagerin dazustehen. Aber das ist jetzt kalte Suppe vom Vortag.
In glühender Erwartung sehne ich den heutigen Abend herbei. Es ist schön, in der Agentur mit den Großen Tennis zu spielen, anstatt ständig nur den Ball zu holen, aber was nützt es, wenn du die Freude mit niemandem teilen kannst? Wenn keiner fragt: "Wie war dein Tag?", keiner dir anerkennend auf die Schulter klopft?
Gut, tosender Beifall oder gar lobende Worte werden mich heute Abend auch nicht erwarten, aber ich kann von meinem Aufstieg berichten und die Mädels müssen mit mir darauf anstoßen, egal wie es ihnen stinkt. Immerhin sind wir Freunde und ich habe Kordula auch auf die bestandene Prüfung zugeprostet, obwohl ich ihr den Sekt lieber ins Gesicht geschüttet hätte.
Das wäre übrigens nur verdient und daher absolut gerechtfertigt gewesen. Erst mimt meine Freundin jahrelang die aufopfernde Mutter und erzählt uns Stunde um Stunde, wie hart und anstrengend ihr Job als Hausfrau sei. Nämlich viel mühsamer als der unsere, versteht sich. Dann studiert die Gute eine Zeit lang an einer Abendschule und auf einmal sind alle nicht berufstätigen Mütter nur noch faule Dummköpfe in ihren Augen. Dass sie den Altersdurchschnitt ihres Kurses enorm in die Höhe schnellen ließ, hat Kordula nicht sehr geschickt versucht, mit außergewöhnlich jugendlichen Klamotten auszugleichen. Wie absurd zu denken, dass Kleider Leute machen würden! Zum Glück habe ich das nicht nötig.
Lächelnd streichle ich über das neue Businesskostüm, welches ich mir für den heutigen Abend gekauft habe. Im Gegensatz zu Kordula werde ICH mit Stil auftreten.

Aufgebrezelt hüpfe ich kurze Zeit später nervös zur Haltestelle. Das Wetter ist angenehm warm, so dass ich

Weitere Kostenlose Bücher