Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne
der Traum hervorrief und der nun so groß scheint, dass er aufschreien möchte.
Voller Scham dreht Paul sich auf die andere Seite, die beiden sollen ihn so nicht sehen. Anka scheint etwas zu ahnen, wortlos legt sie ihre Arme um Paul, derweil Frederik schuldbewusst den Rückzug antritt. So schweigen sie einige Minuten, bis Paul sich aus der Umarmung löst.
"Ich habe die ganze Nacht an dem Projekt gearbeitet und bin wohl etwas übermüdet", entschuldigt er sich wenig glaubhaft.
Ankas braune Augen schauen verständnisvoll, während sie aufmunternd nickt.
"Na, dann bin ich aber gespannt. Ich besorge uns jetzt einen Kaffee und anschließend zeigst du mir deine Ideen, okay?"
Mit diesen Worten steht sie auf. Paul ist dankbar für ihr Taktgefühl und nutzt den Moment der Ruhe, um wieder zu sich zu kommen. Der Traum war ungewöhnlich realistisch und die quälenden Erinnerungen hallen immer noch in ihm nach. Hatte er vorhin noch ein schlechtes Gewissen, ist dieses schlagartig wie weggeblasen. Dieser Arsch von Max hat ihm in seinem grenzenlosen Egoismus das Wichtigste auf der Welt genommen, so einer verdient kein Mitleid.
Zielstrebig steuert Paul eine Bank auf der Strandpromenade an und breitet seine Unterlagen aus. Als Anka mit zwei dampfenden Tassen auftaucht, hat er sich beruhigt und beginnt voller Eifer mit seinen Ausführungen.
"Ich habe gestern noch lange über unser Gespräch nachgedacht und du hast vollkommen recht. Wir haben uns bisher viel zu sehr um die unbedeutenden Dinge gekümmert. Menschen brauchen mehr als Geld und Erfolg, um glücklich zu sein. Freunde, Liebe und Gesundheit gehören auch zu einem erfüllten Leben. Da können wir uns nicht einfach nur die Rosinen rauspicken, alles hängt mit allem zusammen. Ein Mensch der noch nie geliebt hat und keine Freunde besitzt, der wird irgendwann auch krank. Aus diesem Grund habe ich bei der Planung alle Bereiche gleichermaßen berücksichtigt."
Er räuspert sich. Die Worte klingen hölzern in seinen Ohren, zu oft hat er die Sätze im Geist schon geübt. Doch Anka bemerkt nichts von seinem Schauspiel und so rollt Paul den Gebäudeplan aus.
"Also, ich habe die Einrichtungen leicht verändert. In der obersten Etage gibt es ein Fitnesscenter mit eigener Laufbahn auf dem Dach. Außerdem wird es einen Irish-Pub mit Themenabenden wie Karaoke geben, eine Tanzschule mit Singletanzkursen und ein Restaurant mit einer eigenen Kochschule. Jede Woche findet ein anderes Event statt, in der Eröffnungswoche sogar jeden Tag. Anfangen werden wir mit dem Schneehasenspaß in der nebenstehenden Skihalle."
Paul holt tief Luft, bevor er fortfährt.
"Natürlich werden wir nicht drum herum kommen, alle Beteiligten zu den Veranstaltungen einzuladen. Das ist gut für die Presse und logischerweise müssen die Angebote auch getestet werden", erklärt er mit brüchiger Stimme und hofft inständig, dass Anka seinen Plan nicht durchschaut.
Die ist ganz Feuer und Flamme.
"Und da muss natürlich auch eine gewisse Dame dabei sein, ich bin begeistert. Paul, das sind großartige Ideen!"
Anerkennend klopft sie auf seine Schulter.
"Was denkst du, wie lange die Umsetzung dauern wird?"
Grübelnd wiegt Paul seinen Kopf hin und her.
"Nachdem die Leitung gestern spontan ihre Meinung geändert hat und die Arbeiten so rasant voranschreiten, werden wir sicher bald öffnen können. Vermutlich schon in wenigen Wochen, das Grundgerüst steht bereits."
"Ich bin überwältigt, das ist super!"
Anka klatscht verzückt in ihre Hände und Paul ist nun nicht mehr zu bremsen.
"Da als Erstes nur die obersten Stockwerke umgebaut werden, kann die Außenparkanlage noch genutzt werden. Dort lassen wir ein Sunshine-Konzert stattfinden. Den Erlös spenden wir an eine Umweltorganisation, damit kriegen wir, neben der guten Publicity, die Naturschützer auf unsere Seite. Die Reinigungsarbeiten und die Parkpflege übernehmen Vertreter sozialer Randgruppen, die damit eine neue Chance erhalten und …"
"Paul, du bist ja nicht mehr zu stoppen!", lacht Anka fröhlich und auch Paul schmunzelt.
"Siehst du, manchmal braucht man nur die richtigen Ansätze, um loszulegen", lächelt sie und Pauls Gewissen meldet sich prompt.
Mit in Falten gelegter Stirn betrachtet er den blonden Engel an seiner Seite. Sie ist so rein und frei von Bosheit, nie würde sie auf derart niederträchtige Ideen kommen. Dabei liegt es doch eigentlich auf der Hand. Ist das Angebot für Singles nicht übermäßig groß in einem Center, das der Leitung von Max untersteht?
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