Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne
lache ich laut heraus. Tränen laufen mir über die Wangen, aber ich kann mich einfach nicht beherrschen. Der nette Herr von vorhin eilt auf mich zu und nimmt mich in den Arm.
"Das muss ein hysterischer Anfall sein, ich werde mich um sie kümmern", höre ich wie aus weiter Ferne.
Sekunden später werde ich zu einer Theke geführt und trinke ohne Gegenwehr den mir zugeteilten Drink. Nach mehreren Schlucken komme ich allmählich wieder zu mir. Der Whisky verfehlt seine Wirkung nicht, "aber ich war ja schon immer der Meinung dass es Alkohol auch in der Apotheke geben sollte. Natürlich nicht für Jugendliche, nur an Erwachsene und auch nach zweiundzwanzig Uhr. Dann müsste man sich nicht in einer stinkenden Bar neben einem schmierigen Typen volllaufen lassen, nur weil der Freund gegen Mitternacht Schluss gemacht hat. Oder in einen Club gehen, um bei ohrenbetäubender Musik einen Wodka-Energy für zehn Euro zu trinken. Aus eigener Erfahrung kann ich von beiden Varianten nur abraten. Man würde einfach ganz ruhig die Auskunft anrufen, sich nach der nächsten Notfallapotheke erkundigen, dort eine Kiste Rotwein ordern und sich schön in der eigenen Küche bis zur Besinnungslosigkeit betäuben. Das wäre doch was!"
"Ganz meine Meinung", lächelt der Mann neben mir und ich klappe erschrocken meinen Mund zusammen.
"Habe ich das etwas laut gesagt?"
Ich erschrecke vor mir selbst. Jetzt plappere ich schon ungefiltert meine Gedanken heraus, so wenig Selbstbeherrschung hatte ich noch nie.
"Keine Aufregung", er streicht behutsam über meinen Arm, "das ist ganz normal nach so einem Schock."
Ich nicke dankbar.
"Ich bin übrigens Max Bergmann", stellt sich mein Gegenüber vor und schüttelt fest meine Hand. "Sie sind Charlotte Wiese, nicht wahr? Ich kenne Sie von der Eröffnungsfeier."
Mir wird heiß und kalt und ich kippe im Zeitraffer mein Glas hinunter. Ich hatte gehofft, mein Auftritt wäre nicht weiter aufgefallen oder inzwischen längst vergessen, aber wenn man den eigenen Boss mit faulen Eiern bewirft, dann bleibt man den Leuten im Gedächtnis.
Max bemerkt mein Unwohlsein und korrigiert sich rasch: "Ich meine, hauptsächlich kenne ich Sie von der hervorragenden Arbeit, die Ihr Unternehmen für das Luckylife leistet. Und jetzt retten Sie auch noch die Veranstaltung der Woche, ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll."
Ich betrachte ihn irritiert, schließlich habe ich keine Schulklasse aus einem brennenden Haus gerettet oder so. Erst als der Kellner uns schweigend und in devoter Haltung eine Flasche Champagner serviert, fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Ich sitze neben dem Geschäftsführer des Luckylife-Centers. Eigentlich hätte ich Herrn Bergmann auf der offiziellen Eröffnung kennenlernen sollen, aber damals habe ich ja eine Session mit meinen Junkiefreunden vorgezogen.
"Ach schon gut, das ist doch nicht der Rede wert", stammle ich und möchte am liebsten im Erdboden versinken. "Es geht mir schon wieder besser."
Bestätigend erhebe ich mich langsam von meinem Stuhl. Max ist eindeutig anderer Ansicht, behutsam drückt er mich zurück in meinen Sitz.
"Frau Wiese, warten Sie bitte. Lassen Sie mich Ihnen danken, Sie sind heute Abend mein Gast, keine Widerrede. Bitte!"
Sein Blick ist tief und stechend zugleich und ich spüre, wie mein Widerstand sinkt. Immerhin gibt es weitaus Schlimmeres, als den Abend in Begleitung eines Mannes zu verbringen, der stinkreich ist und wie ein Surferboy aussieht.
"Okay", höre ich mich sagen und dem Geschäftsführer entweicht ein Gewinnerlächeln.
Plötzlich fällt mir Martin wieder ein und ich springe auf.
"Wenn Sie mich bitte einen kleinen Augenblick entschuldigen würden? Ich, ähm, muss mich kurz frisch machen."
"Natürlich, ich warte hier auf Sie", spricht das blonde Sahnestück und ich spüre seinen Blick noch in meinem Rücken, als ich die Toiletten erreiche. Abermals lande ich schutzsuchend in einer Kabine und wähle hastig Kordulas Nummer.
"Hallo Lottchen, was gibt es denn? Ist euch der Sekt ausgegangen?", witzelt diese und ich erkenne an der ausgelassenen Stimmung im Hintergrund, dass dies bei ihr eindeutig nicht der Fall ist.
"Ich habe ein Problem", raune ich leise in den Hörer.
"Was? Liebchen, ich kann dich nicht verstehen, du musst lauter sprechen!", brüllt sie zurück.
"Ich habe ein Problem und brauche deine Hilfe!", wiederhole ich jetzt um einiges lauter und spüre förmlich, wie alle Frauen im Raum die Ohren spitzen.
"Schieß los, ich bin ganz Ohr."
So, wie der Rest der
Weitere Kostenlose Bücher