Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne
Damen hier, denke ich und senke meine Stimme wieder.
"Kurz gesagt, habe ich gerade die Feier vor einer Bombe gerettet und der Geschäftsführer möchte nun mit mir den Abend verbringen. Aber was mache ich mit Martin?"
Ich kann förmlich sehen, wie Kordula am anderen Ende der Leitung verwirrt die Stirn runzelt und den Umstehenden einen Vogel zeigt.
"Wovor hast du das Center gerettet?", fragt sie nach und ich wiederhole leise: "Eine Stinkbombe, aber das ist doch jetzt egal. Kordula, ich weiß nicht was…"
"Vor was? Du bist zu leise Charly!", unterbricht mich die Schnapsnase lallend und schreit dafür umso lauter.
Mir platzt der Kragen.
"Eine Bombe!", brülle ich und löse damit erneute Panik im Damenklo aus.
Ich vernehme das inzwischen vertraute Kreischen und bin kurz darauf wieder allein. Anschließend nutze ich die Stille und berichte laut und deutlich, während Kordula am anderen Ende gespannt meinem Bericht lauscht. Als ich fertig bin, vernehme ich durch den Hörer ein undefinierbares Geräusch.
"Kordula? Hallo?! Kordula!"
Es dauert ein paar Sekunden, bis ich begreife, dass meine Freundin ihr Telefon zur Seite gelegt hat, um mir zu applaudieren. Genervt lehne ich mich an die Kabinentür. Na großartig, das nächste Mal wenn ich eine betrunkene Kordula anrufe, lege ich sofort wieder auf. Das erspart mir viel Zeit und kostbare Nerven.
"Liebchen, das ist fantastisch!", ertönt es nun durch die Leitung. Sie ist anscheinend fertig mit ihrem Freudentanz.
"Kannst du dich bitteschön ein wenig klarer ausdrücken?", maule ich.
Inzwischen habe ich mir die Hoffnung auf eine konstruktive Meinung abgeschminkt. Ich höre ein Schlucken im Telefon, na super, Kordula lädt die Alkoholvorräte in ihrer Blutbahn auf.
"Na, ist doch ganz logisch! Heute Mittag warst du noch fix und fertig, weil Martin nicht genug Interesse an dir zeigt und jetzt hast du die Möglichkeit, ihm ein wenig auf den Zahn zu fühlen."
Ich verstehe nicht ganz und sage das auch.
Kordula seufzt ungeduldig: "Es bleibt doch dabei, dass du Martin willst, oder?"
Ich nicke, bis mir klar wird, dass sie mich nicht sehen kann.
"Ja."
"Na also, dann flirtest du jetzt wie der Teufel mit diesem netten Herrn Bombenleger und zappzerapp wird Martin klar, dass er dich verlieren könnte. Dann kommt er angekrochen und du hast das Spiel gewonnen."
Ich bin versucht ihr zu erklären, dass Max der Geschäftsführer und keinesfalls ein Bombenleger ist und dass es nicht darum geht, irgendein Spiel zu gewinnen. Aber mir läuft die Zeit davon und Kordulas schräge Idee leuchtet mir auf seltsame Weise ein.
"Worauf wartest du noch? Schnapp dir den Neuen! Wenn Martin dich mag, muss er jetzt kämpfen, er hatte seine Chance! Und außerdem geht es doch nur um einen Flirt, du heiratest diesen Max ja nicht."
Ich nicke begeistert, für diesen Scharfsinn liebe ich meine Freundin. Sie hat recht. Wenn mein toller Herr Nachbar etwas für mich empfindet, wird es ihm spätestens dann bewusst, wenn sich ein anderer für mich interessiert. Und wenn nicht, verschwende ich keine weitere Minute mit ihm.
"Kordula, du bist ein Schatz!", rufe ich aus.
"Ich weiß, ich weiß", lamentiert sie und legt auf.
Strahlend verlasse ich die Toilette und finde mich abermals in einem Pulk bewundernder Menschen wieder.
"Bombe entschärft", triumphiere ich laut und kämpfe mich durch die verdutzte Menge.
Zielstrebig steuere ich meine neue Eroberung an. Martin hat selbst gesagt, ich solle mir einen Typen angeln. Mal sehen, wie toll er die Idee in ein paar Stunden finden wird.
Der Abend ist noch jung und ich beglückwünsche mich zu meiner Entscheidung. Max ist ein wahrer Gentleman. Aufmerksam und charmant führt er das Gespräch, zudem beweist seine Kleidung Geschmack und Stil. Diese Kombination findet man heutzutage recht selten bei Männern, ich hätte an einen durchaus schlechteren Eifersuchtsschürhaken geraten können. Noch nie fiel es mir derart leicht, mich mit einem gutaussehenden Mann so zwanglos zu unterhalten. Trotz Max' Redeschwall langweile ich mich kein bisschen, seine Anekdoten sind spannend und witzig und er versteht es, sie zu erzählen. So vergehen die Stunden wie im Flug und ich vergesse nach einiger Zeit sogar das ursprüngliche Ziel meiner Mission. Habe ich mich am Anfang noch verstohlen nach Martin umgesehen, so hänge ich nun gebannt und mit ungeteilter Aufmerksamkeit an den Lippen des aufregenden Geschäftsführers. Kordula wäre stolz auf mich, ich beherrsche meine Rolle perfekt!
Leider will sich
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