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Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne

Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne

Titel: Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorna Sternekieker
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Außendienstmitarbeiter ein alkoholisches Getränk auf. Sämtliche Einwände des Mannes und auch das betretene Schweigen der Umstehenden wird mit perfekter Ignoranz weggewischt. Herr Kreutzer ist in seinem Element und ich beobachte amüsiert wie der arme Kerl, mit Schweißperlen auf der Stirn, zu den mit Schinken belegten Kanapees schaut, welche Herr Kreutzer nun anschleppt. Allmählich beruhige ich mich und nach zwei weiteren Gläsern hat mein Puls wieder den Normalzustand erreicht. Der behagliche Nebel in meinem Kopf hat die Erinnerung an den unangenehmen Auftritt nahezu vollständig verschluckt und ich lächle beseelt. Mein Chef gesellt sich nun zu uns und zieht Teil zwei seiner Show ab.
"Meine Mädels, ich wäre nichts ohne sie!", ruft er so laut, dass ihn jeder hören kann und klopft uns anerkennend auf die Schultern.
Wir schauen mit einer Mischung aus Verlegenheit und Stolz auf den Boden, den er manchmal mit uns aufwischt. Wenn es eine Verkörperung von Schizophrenie gibt, dann ist es unser Vorgesetzter. Ich schnappe mir ein weiteres Getränk, in der Hoffnung, dass es mir die anderen gleichtun und wir anschließend geschlossen den Feierabend antreten. Früher habe ich über eine derartige Arbeitsmoral nur missbilligend den Kopf geschüttelt, doch heute ist mir das egal. Nach den letzten Ereignissen in diesem Laden, können die Herren von Glück reden, wenn ich hier kein Feuer lege. Eigentlich keine schlechte Idee, denke ich, während ich verträumt in die Flammen der Teelichter schaue.
Die allgemeine Aufbruchstimmung reißt mich abrupt aus dem Tagtraum und ich trotte enttäuscht der Herde hinterher. Die Kolleginnen haben sich zu meiner Verwunderung sehr zurückgehalten und betrachten amüsiert mein rotes Gesicht.
"Na, Frau Wiese, heute haben Sie zur Abwechslung mal kräftig mitgefeiert. So kennt man sie gar nicht."
Frau Kehrmann knufft mir grob in die Seite. Ich habe große Lust, etwas Böses zu erwidern, nur meine Angst zu lallen, hält mich zurück. So begnüge ich mich mit einem hochmütigen Blick und schweige.
In meinem Büro angekommen, muss ich mich erst einmal setzen. Mein schwindeliger Zustand verblüfft mich, sooo viele Gläser waren es nun auch wieder nicht. Leise zähle ich nach und komme zu der Erkenntnis, dass es wohl am Stress liegen muss. Wenn die Psyche angeschlagen ist, verträgt man bekanntlich nicht so viel.
"Nur fünf Minuten ausruhen", nuschle ich leise und lege meinen Kopf auf den Tisch. "Rums!"
Ein lautes Klopfen weckt mich unsanft. In der Tür steht Frau Kehrmann und betrachtet mich mit einer Mischung aus Sorge und Belustigung.
"Geht es Ihnen gut? Vielleicht sollten sie besser nach Hause gehen, Frau Wiese?"
Ich schüttle den Kopf, kurz darauf nicke ich. Mein Mund ist zu trocken, um zu antworten. Das Mitleid in ihrem Blick verstärkt sich, als Frau Kehrmann vorsichtig sagt: "Sie haben da einen Zettel an der Stirn kleben."
"Wie? Ach so, danke", murmle ich verwirrt, während ich hastig das Post-it, leider nicht ohne ein paar Haare zu erwischen, entferne. "Autsch."
Dieser Tag wird auf jeden Fall als der peinlichste in meinem Leben in die Geschichte eingehen. Mit einem letzten betretenen Blick verlässt meine Kollegin das Zimmer und ich kann mir gut vorstellen, was das heutige Gesprächsthema in der Mittagspause sein wird. Stöhnend reibe ich meine Augen und schaue zur Uhr. Ich fühle mich, als wäre ich stundenlang ohnmächtig gewesen, dabei bin ich nur fünf Minuten weggedöst. Gerädert zupfe ich ein paar Haare von der Klebeseite des Zettels und betrachte diesen genauer. Das Überfliegen der Notiz macht mich schlagartig munter. Ich muss den Inhalt zweimal lesen und mich anschließend kneifen, um es zu glauben.
"Frau Wiese, bitte dringend zum Vorstand wg. Weiterführung des Projektes. Neumann"
Kein Gruß, kein Danke, aber Frau Neumann frostiges Verhalten kenne ich bereits zur Genüge. Ich springe auf und sinke sofort wieder auf den Stuhl zurück. Mein Aufbruch war etwas zu stürmisch. Das Zimmer dreht sich und mein Kreislauf legt sich mit einer Wärmflasche ins Bett. Der kleine Umtrunk scheint mir noch in den Knochen zu sitzen und ich beschließe nichts zu überstürzen. Wie in Zeitlupe erhebe ich mich und wanke zu meinem Aktenschrank. Auf der Innenseite der Tür ist ein Spiegel befestigt, in dem ich mich nun erschüttert betrachte. Ich sehe aus, als ob ich mehrmals von einem LKW überfahren worden bin! So kann ich doch nicht vor die Geschäftsleitung treten. Da fällt mir Frau Grubes

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