Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne
bunten Lampions unter den Bäumen verraten den Biergarten und die dahinter liegende Wirtschaft .
"Darf ich bitten, Gnädigste?"
"Aber gerne doch, mein Herr."
Galant öffnet Paul die Tür und sie betreten albernd das kleine Restaurant. Das Innere des Lokals löst noch mehr Begeisterung aus. Die romantischen Lichter tauchen den Raum in eine behagliche Atmosphäre und Paul schnurrt wohlig.
"Das war eine gute Idee. So langsam bekomme ich auch wieder Hunger."
Auch Anka nickt zufrieden, als sie sich in eine lauschige Nische setzen.
"Wahnsinnig gemütlich hier, oder?"
Die nächsten Minuten verstreichen ohne viele Worte und, abgesehen von dem üblichen Smalltalk, wird auch während des Essens an dem rustikalem Holztisch nicht viel gesprochen. Jedoch liegt eine seltsame Vertrautheit in der Luft, sodass die einvernehmliche Stille keineswegs unangenehm ist, sondern vielmehr ein Gefühl von Harmonie vermittelt. Nachdem sich die Portionen allmählich dem Ende neigen, schiebt Anka entschieden ihren Teller zur Seite. Sie hat genug nachgedacht.
"So, und jetzt erzähl!", fordert sie Paul auf.
"Was willst du wissen?", antwortet dieser lahm.
Er wusste, dass dieser Punkt kommen würde, trotzdem will er noch nicht reden. Wo soll er auch beginnen? Es ist inzwischen doch so vieles passiert. Angefangen damit, dass Kim einen anderen liebt. Einfach so. Von heute auf morgen. Dieser Umstand allein ist schon der Hammer, doch damit nicht genug. Die Tatsache dass Kims Affäre sich zusätzlich als der Geschäftsführer des Luckylife herausstellte und Paul somit über Umwege für den verhassten Rivalen arbeiten soll, ermöglicht ihm nicht einmal die Flucht in die Arbeit, sondern macht diese vielmehr zu einer schrecklichen Gratwanderung zwischen Job und Privatleben. Johns ablehnende Reaktion auf Pauls Bitte, ihm ein anderes Objekt zuzuweisen, rundet die Katastrophe ab.
Er atmet tief durch. Die leckere Pizza und der süffige Rotwein hatten in der letzten Stunde all diese Fakten aus seinem Bewusstsein verdrängt und Paul möchte den wohligen Zustand nicht durch lange Erklärungen zerstören.
"Wegrennen hilft nicht", meint Anka wissend lächelnd. "Manche Dinge schafft man nicht alleine. Du brauchst einen Freund."
Stirnrunzelnd über so viele Weisheiten, hebt Paul die rechte Augenbraue. Auch Ankas vernünftige Miene beginnt zu zucken und eine Sekunde später prusten beide los. Sie schütten sich förmlich aus vor Lachen und Paul befürchtet einen Augenblick lang, keine Luft zu bekommen.
"Entschuldige", japst Anka zwischen zwei Anfällen, "das klingt wie aus einem kitschigen Roman. Aber prinzipiell weißt du ja, was ich meine."
Paul wischt sich nickend die letzten Lachtränen aus den Augenwinkeln. Dann beginnt er zu erzählen, anfangs noch mit brüchiger Stimme und häufigen Pausen, in denen er um Fassung ringt. Anka lauscht schweigend seinen Ausführungen, und auch während der Unterbrechungen hakt sie nicht nach, sondern wartet nur stumm auf die Fortführung. Die Ruhe, die sie dabei ausstrahlt überträgt sich nach und nach auf Paul, der sich mit jedem Satz gefestigter und verstanden fühlt. Sein Ton wird nachdrücklicher und die Erzählung schneller, wie in Trance spricht Paul zuletzt nicht mehr zu Anka, sondern zu sich selbst. Kein Detail wird ausgelassen, jede Kleinigkeit sprudelt aus seinem Mund.
Nachdem Paul seinen Monolog beendet hat, schaut er verwundert auf.
"Sorry, das war wohl dringend mal nötig."
Anka drückt fest seine Hand.
"Geht es dir jetzt besser?", fragt sie, ohne auf die Entschuldigung einzugehen.
Als Paul befreit nickt, zieht die zierliche Kindergärtnerin so ruckartig und unerwartet ihre Hand zurück, dass dieser erschrocken zusammen zuckt.
"Gut, dann lass uns jetzt einen Schlachtplan entwickeln!", erklärt sie und schlägt bekräftigend auf den Tisch. Vom plötzlichen Verhaltenswandel überrascht, betrachtet Paul Ankas heftige Bewegung. Das ist bereits das zweite Mal am heutigen Tag, dass er der Auslöser für eine auf den Tisch sausende Faust ist.
"Du hattest in letzter Zeit einige private Probleme, gut, daran kann ich leider nichts ändern. Aber Selbstmitleid hilft dir jetzt nicht weiter, davon wird deine Lage nicht besser", fährt Anka unbeirrt fort.
Als Paul protestieren will, hebt sie abwehrend die Hand.
"Ich bin noch nicht fertig, lass mich bitte ausreden. Paul, du musst jetzt nach vorne schauen, dein Leben hast du doch längst verloren. Jetzt musst du das Beste aus der Situation machen. Die Vergangenheit kannst du später
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