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Das verschwundene Kind

Das verschwundene Kind

Titel: Das verschwundene Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Bezler
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den Pullover zu entsorgen. Dann kommt sie in aller Seelenruhe nach Hause und denkt, sie ist fein raus.«
    Hölzinger verzog skeptisch den Mund. »Wenn ich sie wäre, würde ich mich, nachdem ich den Pullover ohne Probleme losgeworden bin, auch darum kümmern, das Tuch und die Kette für immer verschwinden zu lassen. Schließlich ahnt sie ja, dass du sie verdächtigst und demnächst mit einem Durchsuchungsbeschluss vor ihrer Tür stehen wirst.«
    »Verdammt«, zischte Stephan, »wir haben schon wieder einen Fehler gemacht! Die ist wahrscheinlich längst wieder zu Hause oder auf dem Weg dahin. Komm, vielleicht haben wir Glück und können sie in ihrem Garten stellen, wenn sie nach den Sachen sucht!«
    Sie stürmten los. In der Tulpenhofstraße angekommen, fanden sie die Einfahrt mit offenen Toren vor. In der Straße parkte kein Sportwagen.
    »Ich glaube, wir haben Glück!«, triumphierte Stephan.
    Hölzinger steuerte eine Parklücke an, von der aus sie einen guten Blick auf das Haus hatten.
    »Sollen wir hier auf sie warten oder im Garten?«
    »Besser im Garten«, sagte Stephan.
    Hölzinger verzog das Gesicht. »Besser einer hier und einer im Garten.«
    Stephan öffnete seufzend die Beifahrertür. »Ich ahne schon, dass du lieber im trockenen Auto bleiben willst, Kollege.«
    Hölzinger nieste heftig, als wolle er die Option damit bekräftigen. Stephan stieg aus und schloss leise die Tür. Er betrat das Grundstück über die Einfahrt. Vorsichtig sah er sich um, dann schlich er eng an der Wand entlang um das Haus. Hinten im Garten angekommen, hielt er nach einem Versteck Ausschau. Doch dann erstarrte er. Wenige Sekunden später saß er wieder neben seinem völlig verblüfften Kollegen im Auto.
    »Wohin?«, fragte Hölzinger und drehte den Schlüssel, um den Motor zu starten.
    »Nirgendwohin, erst nachdenken«, forderte Stephan.
    Hölzinger drehte den Schlüssel wieder zurück. »Was ist?«
    Stephan schaute zu, wie sich winzige Regentröpfchen auf der Scheibe sammelten. »Sie war schon da.«
    »Woran hast du das gemerkt?«
    »Der Sockel liegt mit der Öffnung nach oben auf dem Boden, das Häuschen auf dem Dach daneben.«
    Hölzinger schaute durch die trübe Scheibe zur Fassade des Hauses. »Ist es möglich, dass sie im Haus ist?«
    Stephan schüttelte den Kopf. »Das sieht mehr nach panischer Flucht aus.«
    Hölzinger nieste wieder und presste die Hand vor das Gesicht. Dann zog er ein Taschentuch hervor und schneuzte sich ausgiebig. Seine Augen waren glasig. »Und jetzt?«
    »Sie weiß nun, dass wir sie haben.«
    »Dann holt sie jetzt das Kind, um mit ihm zu fliehen.«
    »Möglich«, sagte Stephan.
    Hölzinger betätigte kurz den Scheibenwischer. »Und wir stehen hier wie der Ochs am Berg. Ausgeträumt, Bulle!«
    Stephan nickte langsam. Sein Handy meldete sich. Hölzinger beobachtete den Kollegen, der mit regloser Miene zuhörte.
    »Danke, wir fahren hin«, sagte Stephan.
    Hölzinger sah Stephan an und hob die Augenbrauen. »Kaiserlei-Brücke. Richtung Frankfurt«, sagte er mit müder Stimme. Hölzinger startete den Motor und gab Gas. Im Anfahren öffnete er die Seitenscheibe und plazierte das magnetische Blaulicht auf dem Wagendach.
    »Da sind wir jetzt wie der Blitz«, rief er mit jugendlicher Zuversicht. Doch er konnte Stephans betretene Miene nicht ändern.
    »Sie steht dort, ein Baby im Arm. Mögliche Suizidabsicht. Die Kollegen sperren gerade die Brücke.«
    »Shit!«, fluchte Hölzinger. »Das war jetzt die schlechteste Möglichkeit, wie unsere Aktion heute ausgehen könnte.«
    Stephan nickte. »Fahr zu!«
    Und ausgerechnet jetzt ist Heck nicht da, dachte er. Gerne hätte er dessen ruhige Professionalität an seiner Seite gespürt. Nun war er selbst an der Reihe und musste die Sache mit Hölzinger allein managen. Schon auf der Berliner Straße gerieten sie in einen Stau, der sich schnell aufgrund der gesperrten Brücke gebildet hatte. Nur zögerlich wichen die Fahrzeuge aus.
    »Die hören unser Signal nicht. Das ist viel zu leise!«, winselte Hölzinger und fuhr dicht auf ein Fahrzeug auf, das den Weg versperrte. Plötzlich ertönte hinter ihnen eine Sirene, deren Lautstärke die Scheiben vibrieren ließ. Hölzinger schaute in den Rückspiegel.
    »Die Feuerwehr! Da hängen wir uns dran.«
    Er ließ das Einsatzfahrzeug passieren, stieß in die Gasse und bog in den Kreisverkehr der Kaiserleistraße ein. Aus mehreren Einmündungen kamen blau-silberne Polizeifahrzeuge.
    »Das zweite Revier ist groß, die werden es

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