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Das verschwundene Mädchen: Roman (German Edition)

Das verschwundene Mädchen: Roman (German Edition)

Titel: Das verschwundene Mädchen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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hin und sagte: »Bring mir noch einen, und dann können wir vielleicht über S-e-x reden.«
    Ich nahm das Glas. »Ich hol dir einen Drink, und dann hältst du vielleicht die K-l-a-p-p-e.«
    Sie sang aber schon mit bei Patience & Prudence:
    Ich weeiiß, wenn der Mooooorgen
    Na-aa-aa-aht,
    Bist du fort von hiii-ii-iier,
    Aber heu-eute Nacht gehörst du mi-ii-iir.
    Ich ging nach unten und überlegte dabei, wer in meiner eigenen Geschichte eigentlich zu wem gehörte.

58. KAPITEL
    Ich lag auf dem Bett und versuchte, aus dem Ganzen schlau zu werden, und wusste doch, dass mir das vermutlich nie gelingen würde. Ich verstand einfach nicht, wieso das alles passierte. Nicht bloß das mit Morris Slade und Ben Queen und Ralph Diggs, sondern einfach alles.
    Zum Beispiel die große Garage: Am Dachsparren oben hängt Paul, und auf dem Pilotensitz des Flugzeugs liegt eine Schusswaffe, und trotzdem stürzt sich niemand zu Tode oder kriegt einen Schuss ab.
    Die ganzen bunten Lichter, Scheinwerfer, alles mit Verlängerungskabeln verbunden, die fast bis zum Lake Noir reichen und so viel Strom aus dem Netz ziehen, dass man meinen könnte, es müsste gleich alles in die Luft gehen. Doch nichts bricht in Flammen aus und brennt ab.
    Messer, Sägen, Hämmer und Bohrer haben sie und wissen nicht, wie man richtig damit umgeht, und doch kriegt keiner ein Auge ausgestochen, ein Loch in den Bauch oder Gliedmaßen abgesäbelt.
    Wenn es einen Ort gibt, an dem die Fantasie fast mit einem durchgeht, an dem sie wie ein Flächenbrand wütet, ohne dabei Schaden anzurichten, dann oben in der großen Garage.
    Nichts Schlimmes ist dort je passiert.
    Und hier draußen, in der weiten, weiten Welt, treffen ein paar Leute eher zufällig zusammen und bumm! Schon ist alles vorbei.
    Hört sich an, als hätte bei denen, die ertrinken, schießen und sterben, das Schicksal seine Hand im Spiel. Denn sie werden, wie von einem Magneten gegenseitig angezogen, ins Verderben gestürzt.
    In der großen Garage aber führen die Darsteller ein behütetes, geborgenes Leben, und egal, wie oft sie sich einem rasenden Zug in den Weg legen – der Zug wechselt jedes Mal das Gleis.
    Damit meine ich wohl, es ist alles ein Spiel, alles wie eine Nacht im Double Down, ohne dass es mit Glück oder Pech was zu tun hat. Ich könnte zu Ben Queen doch nicht sagen, ach, was für ein Pech Sie auch haben! Ihre Frau ist Opfer einer blutigen Mordtat geworden? Pech. Sie sind derjenige, der verurteilt und ins Gefängnis geschmissen wird? Pech. Ihre Tochter war’s? Pech. Und dann wird sie ermordet? Pech, Pech!
    Und jetzt sieht es so aus, als hätten Sie wieder Pech, wieder wird Ihnen was aufgezwungen …
    ( Großer Held.
    Ach so heilige Gattin.)
    … wird Ihnen von Ihrer ach so heiligen Gattin etwas aufgezwungen, Rose Devereau? Was hat sie bloß getan?
    Ich war schon drauf und dran, nach oben zu gehen und noch mal mit Aurora zu sprechen. Bloß würde Aurora es nicht wissen, sondern nur raten.
    Einen gab es aber, der es wüsste: Ben Queen selbst. Und Ben Queen hatte sich womöglich immer noch im Haus der Devereaus verschanzt.
    Es lohnte sich, einen Spaziergang dorthin zu machen. Das müsste ich mir aber noch überlegen. Die Vorstellung, wieder einen Fuß in das Haus der Devereaus zu setzen, behagte mir nicht besonders.
    Ich dachte über das Gedicht nach, das ich immer mit mir herumtrug und schon so oft gelesen hatte, dass ich es auswendig konnte:
    Wenn langsam (und niemand kommt mit einem Licht)
    Das Herz tiefer sinkt in den Rasen hinein,
    Denn etwas muss Gott doch anheimgestellt sein.
    Nein. Es war etwas mehr gemeint als nur Glück, aber nicht so viel wie Gott.

59. KAPITEL
    Nach einer doppelten Portion Pasta mit Gruyère (Makkaroni mit Käse, aber in der raffinierteren Version meiner Mutter) setzte ich mich ganz in die hinterste Ecke der vorderen Veranda. Dort schaukelte ich vor mich hin, dachte nach, während ich mit einem schmutzigen Stück Schnur ein Fadenspiel machte und überlegte, ob ich mich wirklich dazu aufraffen konnte, zum Spirit Lake zu laufen, an dem Steg vorbei und dem Wasser, in dem ich beinahe ertrunken wäre.
    Ich sah das Licht durch die mächtigen Eichen dringen, stellte fest, dass es noch ein paar Stunden hell bleiben würde, und beschloss, ja, ich konnte mich aufraffen, auch ohne Mr Root und die Woods zusammenzutrommeln (und sonst noch wen mit einer Schusswaffe, wie etwa den Sheriff oder Dwayne).
    Ich ging die Stufen hinunter auf die Straße, die neben dem Rosa Elefanten und

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