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Das verschwundene Mädchen: Roman (German Edition)

Das verschwundene Mädchen: Roman (German Edition)

Titel: Das verschwundene Mädchen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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zum Taxistand. Ich warf einen Blick zu Souders Apotheke hinüber, die genau gegenüber von Axels Taxistand lag. Ach so heilige Gattin. Vielleicht wusste Mrs Souder etwas über Rose Queen, etwas, das ihren Ruf hätte zerstören können oder tatsächlich zerstört hatte … Ich verspürte auf einmal das bedrohliche Gefühl, dass es vielleicht etwas mit Mary-Evelyn Devereau zu tun haben könnte, dass Rose vielleicht etwas getan hatte …
    Nein, nein, nein. Dieses Rätsel war schon gelöst. Ich weigerte mich, es neu aufzurollen. Rose war ja gar nicht bei den Devereaus gewesen, als Mary-Evelyn ertrunken war.
    Seine ach so heilige Gattin.
    Großer Held.
    Ich hatte also doch recht gehabt: Da war noch jemand anders. Ben Queen. Aber warum sollte der Ralph Diggs erschossen haben?
    Das Abendessen war so bodenständig und schnörkellos, wie die Menüs meiner Mutter nur sein konnten: Roastbeef au jus , Ofenkartoffeln, grüne Bohnen almondine , also mit Mandeln. Keine komplizierten Kreationen oder überkandidelten Soßen. Mit anderen Worten, es gab darin nichts, wogegen man etwas hätte einwenden können.
    Miss Bertha schaffte es dennoch: Roastbeef nicht genug »durch«, Kartoffeln zu hart, Bohnen … Bohnen …
    »Zu almondine?«
    Knappes Nicken.
    »Pech!« Ich drehte mit meinem Tablett ab und ging. So was war mir einfach zu blöd!
    Vera hatte einen Vierertisch, von dem ich niemanden kannte, bis auf die Fünfte, Mrs Davidow, die daraus lautstark einen Fünfertisch machte. Die Einzige, die sich dran störte, war Vera, denn nun konnte sie nicht mehr so tun, als hätte sie das Heft in der Hand. Das hatte Mrs Davidow in der Hand, und die schickte sie nach mehr Brötchen, mehr au jus , mehr Wein. Ich konnte sehen, dass Vera vor Wut schäumte.
    Ich für meinen Teil war höchst erfreut darüber, dass sich Mrs Davidow im Speisesaal aufhielt, denn das bedeutete, dass sie nicht im Büro war. Allerdings war meine Mutter nicht in der Küche, und das war eine Überraschung. Walter sagte, sie sei nach oben gegangen, um sich umzuziehen. Er solle Miss Bertha zum Nachtisch den Brotpudding reinbringen, wenn sie fertig waren, sagte ich zu Walter.
    Dann füllte ich ein Glas mit Eis und steuerte in Richtung Hoteleingang und von dort auf das hintere Büro zu. Ich goss einen Fingerbreit Myer’s, einen weiteren Jack Daniel’s und eine Spur Gordon’s Gin über das Eis. Aus Wills gebunkertem Vorrat fügte ich etwas Orange Crush hinzu. Dann steckte ich ein Papierschirmchen in eine Cocktailkirsche und gab das auch dazu. Ich beschloss, aus dem Fläschchen etwas vom Maraschinosaft dazuzugeben, was dem Drink eine hübsche rosigbraune Farbe verlieh, und nannte ihn »South Sea Sunset«. Ich hatte eben ein Händchen für Namen.
    »Was ist das?« Aurora griff danach, ganz egal, was es war.
    »Ein South Sea Sunset.«
    »Ach, ist das hübsch!« Mit einem einzigen Schluck hatte sie ein gutes Drittel intus.
    »Morris Slade hat sich als Ralph Diggs’ Vater entpuppt.«
    Zur Abwechslung war Aurora mal völlig perplex. »Das haut mich jetzt aber total vom Hocker, Mädchen!« Nicht aber den Drink aus ihrer Hand. »Soll das etwa heißen, der junge Bursche, der hier gearbeitet hat, war das entführte Kind? Gütiger Himmel! Klingt ja wie ein Stück von deinem verrückten Bruder.«
    »Falls du Medea meinst, das hat Will nicht geschrieben. Pass auf, am Tatort waren zwei Schusswaffen – eine davon deine, wie du dich erinnerst. Und eine Schrotflinte, die aber bestimmt nicht Morris Slade gehörte. Ich glaub auch nicht, dass er Ralph erschossen hat. Es besteht der Verdacht, dass da noch jemand war.«
    Sie unterbrach das Eisgeklinker in ihrem Glas. »Wer?«
    Ich erzählte ihr, was Donny gesagt hatte. Und wie er es gesagt hatte. Vor Sarkasmus triefend.
    »Ben Queen?«
    Ich nickte.
    Sie schien aufrichtig verblüfft.
    »Was hat Donny damit sagen wollen?« Ich klang wohl ein wenig zu drängend, denn sie war plötzlich auf der Hut.
    Sie winkte lässig ab. »Du bist noch zu jung, um das alles zu verstehen.«
    »Wenn ich dafür zu jung bin, dann geht’s bestimmt um Sex.«
    »›Dann geht’s bestimmt um Sex‹«, äffte sie mich nach und warf die Arme hoch.
    Ich kaute verlegen auf der Lippe.
    Sie lächelte und zeigte dabei ihre unregelmäßigen Zähne: »Wie wär’s, wenn du mir Patience & Prudence auflegst, bevor du gehst.«
    Ich trat an den Plattenspieler und kramte »Tonight You Belong To Me« aus dem Stapel Schallplatten hervor.
    Mit verschlagener Miene hielt sie mir ihr Glas

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