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Das verschwundene Mädchen: Roman (German Edition)

Das verschwundene Mädchen: Roman (German Edition)

Titel: Das verschwundene Mädchen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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Kind. Das verschwundene Baby. Als würden sie erst dadurch definiert, als würden sie ohne ihr Verschwinden gar nicht existieren. Was wollte ich damit sagen? Und warum sie ? Es war doch nur eins. »Ja. Ich glaube, Ralph Diggs ist der, von dem man dachte, es wäre Fey Slade.«
    Dwayne rührte sich nicht. Das machte mich nervös. Gerade als ich dachte, er wollte was sagen, kam Abel Slaw mit Du-da herein. Ich sprang von den Reifen herunter, als ich sah, dass Abel schon anfangen wollte, mir eine Standpauke zu halten, von wegen, was für ein gefährlicher Ort eine Autowerkstatt sein konnte.
    Bevor ich gleich ihm eine Standpauke über Gefahren hielt, ging ich.

44. KAPITEL
    Ich hatte keine Lust, zu Fuß in die Stadt oder gar zurück zum Hotel zu laufen, um bei Axels Taxibetrieb anzurufen. Da ich auch nicht Mr Slaw bitten wollte, ob ich mal sein Telefon benutzen dürfte, ging ich nebenan in die Telefonzelle, direkt vor dem Bauholzgeschäft. Dann setzte ich mich davor auf die Bank und wartete auf Delbert.
    Der wollte natürlich wissen, was ich denn bei Hannas Baubedarf verloren hatte, und ich sagte ihm, es sei wegen der Arche, die wir hinten auf dem Hotelgelände bauten und von jedem fünfzig Cent verlangten, der sein Haustier bringen wollte, um es segnen zu lassen.
    Jeder andere hätte den ganzen Archebauplan in Frage gestellt, nicht aber Delbert, der sich einen Kommentar zu Noah nicht verkneifen konnte: »Ich glaub aber nich, dass der die Tiere gesegnet hat. Der sollte die bloß an Bord schaffen, die Rampe hoch und ins Schiff reintreiben, mehr nich.«
    Ich rutschte in meinem Sitz weiter nach unten und widersprach ihm nicht, denn das würde eine Unterhaltung vom Zaun brechen. Das mit der Archengeschichte geschah mir vermutlich recht. Und ich vergaß, dass Schweigen genauso gut eine Unterhaltung vom Zaun brechen konnte wie Sprechen.
    »Und wer macht die Segnung? Ich mein, wer ist dafür qualifiziert? Wer hat die Papiere dafür?«
    In letzter Zeit hatte Delbert oft von »Papieren« gesprochen, und ich fragte mich, wieso er plötzlich diesen Floh im Ohr hatte. Ich würde ihn bestimmt nicht fragen, was er damit meinte.
    »Walter«, sagte ich.
    Delberts Hals klemmte bestimmt irgendwann mal fest, wenn er nicht aufhörte, ihn so jäh herumzureißen. »Walter? Redest du jetzt von Walter Knepp? Der im Hotel arbeitet?«
    »Wenn du das Hotel Paradise meinst, ja.« Es ärgerte mich, dass ich vergessen hatte, dass Walter mit Nachnamen Knepp hieß.
    Wir fuhren gerade an Arturos Restaurant mit dem kaputten Neonschild vorbei.
    »Veräppel mich jetzt nich«, sagte Delbert. »Walter is doch zum Segnen gar nich qualifiziert.«
    »Du meinst, er hat keine Papiere?«
    »Was? Was meinst du damit?«
    »Nichts.« Als wir die Straßenecke erreichten, wo das Rainbow Café stand, fiel mir plötzlich etwas ein. »Delbert, hast du in letzter Zeit jemand Neues chauffiert? Neu in der Stadt?«
    »Wen denn?«
    Ich knirschte mit den Zähnen. »Wenn ich wüsste, wen, würde ich ja nicht fragen!«
    »Doch, schon. Könnte ja jemand sein, den du kennst und im Auge behalten willst.« Er fuhr seitlich heran und versetzte, hochzufrieden mit sich selbst, dem Gangschaltungshebel einen kleinen Aufwärtsschubs.
    Wenn ich jetzt nicht ganz schnell aus dem Taxi stieg und ins Rainbow flüchtete, würde ich ihn erwürgen.
    Es war zwar noch nicht Mittagessenszeit, doch saßen die üblichen Verdächtigen bereits am Tresen aufgereiht und studierten die gleiche Speisekarte, die schon gegolten hatte, als ich noch gar nicht geboren war.
    Maud räumte gerade Gläser ein, und Wanda Waylans stellte die auf einem Tablett säuberlich aufgereihten frischen Donuts in eines der Glasregale. Ob der Sheriff schon auf einen Kaffee da gewesen sei, fragte ich Maud. Sie verneinte und sah zur Tür.
    »Da kommt er grade. Geh schon mal nach hinten durch.«
    Ich tat es, und als ich mich umdrehte, sah ich, wie der Sheriff sich mit Dodge Haines unterhielt. Von den Männern, die dort am Tresen saßen, konnte keiner den Sheriff richtig leiden. Der Bürgermeister fürchtete um seinen Job, falls der Sheriff je für ein öffentliches Amt kandidierte. Bubby Dubois war mit der Frau des Sheriffs in flagranti erwischt worden. Dodge Haines bangte um seine Händlerlizenz. Und Melvin Creek war ein Gauner, den der Sheriff schon mehrmals festgenommen hatte. Wenn man aber manchmal sah, wie übertrieben freundlich sie ihm die Hand schüttelten, könnte man meinen, der Sheriff hätte sie gerade zu seinen

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