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Das verschwundene Mädchen: Roman (German Edition)

Das verschwundene Mädchen: Roman (German Edition)

Titel: Das verschwundene Mädchen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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etwas Zimt und steckte eins von Lolas Rührstäbchen hinein. Dann begutachtete ich den Drink ein Weilchen und nannte ihn »Hollow Leg«.
    »Das ist gut«, meinte Aurora, »wirklich gut. ›Hohles Bein.‹ Du hast dich wieder mal selber übertroffen.« Sie nahm noch einen Schluck, um ihn wie einen großartigen Wein im Mund hin und her zu schwenken.
    »Ist bloß Apfelsaft.«
    Sie drohte mir scherzhaft mit einem knochigen Finger. »Vergiss nicht den Zimt. Der gibt dem Ganzen den Biss.«
    »Ich würde sagen, der Biss kommt eher vom Whiskey.«
    »Lola Davidow sollte eine Bar aufmachen, mit dir als Barkeeperin.«
    »Den Vorschlag hast du schon mal gemacht. Das käme bestimmt gut an bei der Sittenpolizei.« Ich hatte keine Ahnung, ob es so was überhaupt gab (in La Porte bestimmt nicht). Perry Mason hatte ich jedenfalls mal davon reden hören. »Hör mal, erinnerst du dich, wie die Polizei in der Nacht, als das Slade-Baby entführt wurde, ins Belle Ruin kam?« Das mit Ralph Diggs wollte ich ihr vorerst noch nicht erzählen.
    »Ja, du lässt es einen ja keine Sekunde vergessen.«
    »Das war Sheriff Mooma. Wieso hast du gesagt, er war wirklich ein Narr?«
    »Hab ich das gesagt?«
    Sie scherte sich nicht drum, ob sie es gesagt hatte oder nicht. Sie hielt das Gesicht über ihr Glas gebeugt, als würde sie auf dem Boden die Schätze der Titanic entdecken.
    »Ist er aber gar nicht. Ich habe heute lang mit ihm geredet. Ein Narr ist der nicht.«
    Sie hielt mir ihr Glas hin. Das war zwar noch halb voll, aber wahrscheinlich wollte sie schon mal vorbauen für die Zukunft. »Noch einen! Ich bin bereit!«
    »Ich aber nicht. Das Baby hieß Fey. Wie buchstabierst du das?«
    Sie kniff die Augen zusammen und sah mich an. »Was? Wie man ›Fay‹ buchstabiert? Na, so eine schwierige Frage. Das könnte dir auch der Hotelkater sagen.«
    Das Eis in ihrem Glas klirrte, als sie wieder einen Schluck nahm.
    »Der Name war f-E-y, nicht f-A-y. Das war ein Kosename für Raphael. Für einen Jungen.«
    Das überraschte sie ebenso sehr wie mich vorhin. Sie überlegte tatsächlich eine ganze Weile hin und her und stellte dazu sogar ihr Glas auf dem Tischchen neben sich ab. »Na, da waren die Ermittlungen aber ziemlich schwierig, wenn die nicht mal das Geschlecht wussten.«
    »Du erinnerst dich, es gab überhaupt keine richtigen Ermittlungen.«
    »Hab dir doch gesagt, dass Mooma ein Narr war.«
    »Nein, war er nicht. Ist er nicht. Mr Woodruff hatte ihn gebeten, noch ein paar Stunden abzuwarten, weil er erst noch herausfinden wollte, ob sein Schwiegersohn was damit zu tun hatte.«
    »Meinst du Morris Slade? Die Polizei darf aber keinem einen Gefallen tun.«
    »Doch, wenn der Gouverneur einen drum bittet.«
    »War Lucien Woodruff mit dem Gouverneur befreundet? Was für ein korrupter Haufen!» Um mich aus dem Konzept zu bringen, damit ich ihr noch einen Drink brachte, holte sie ihr abgegriffenes Kartenspiel aus der Schachtel mit dem Krimskrams, dazu winzige Streichhölzer in zwei schwarzen Schächtelchen, die sie auf den Tisch knallte.
    Ich nahm eins in die Hand. Quer über die schwarzglänzende Oberfläche stand ein französisches Wort gedruckt – L’ennui . »Was ist da drin?«
    »Streichhölzer. Mit denen können wir wetten, nachdem du ja kein Geld hast.« Sie begann, die Karten zu mischen.
    »Aber was heißt das?«
    » L’ennui? Meine Zeiten, kennst du nicht das Lied vom Kampf gegen den alten Ang-nuuuiii?« Sie sang die Liedzeile. »Es bedeutet erschöpft. Nein, überdrüssig. Lebensmüde. Pokern wir? Seven-card Stud oder Spit in the ocean?« Sie mischte die Karten und schaute mich an wie eine verhinderte Falschspielerin.
    »Raphael«, wiederholte ich. »Fällt dir dazu jemand ein?«
    »Nein.« Sie klatschte eine Karte hin.
    Dass sie, nach ihrer anfänglichen Überraschung, überhaupt nicht neugierig war, wurmte mich gewaltig. » Raphael war der Name von Mr Woodruffs Vater.«
    Sie hob erneut den Blick, kniff wieder die Augen zusammen. »Und? Was hat der denn mit irgendwas zu tun?«
    »Es gibt geläufigere Kosenamen als Fey. Rafe zum Beispiel.«
    Überrascht starrte sie mich an. »Warte mal. Willst du damit sagen, dieser nichtsnutzige Kerl, den Lola Davidow gerade angeheuert hat …?« Sie tat es achtlos ab und mischte weiter.
    »Sag ich ja gerade. Ralph Diggs ist Morris Slades Junge, der entführt wurde. Er wurde als Baby irgendwo hingebracht, anscheinend weiß aber niemand, wohin und zu wem. Und jetzt ist er hier. Und vielleicht ist das der Grund,

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