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Das Versprechen

Das Versprechen

Titel: Das Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Bretter drauf.«
    »Wie sieht es mit den Eckpfeilern aus?«, fragte Cotton. »Wir haben keinen Mörtel, um sie einzusetzen.«
    »Brauchen wir auch nich’. Die Löcher müssen nur tief genug sein, bis unter die Frostgrenze. Das hält. Ich mach das Ganze an den Ecken noch mit Streben fest. Ihr werdet schon sehn.«
    »Du bist der Boss«, entgegnete Cotton mit einem aufmunternden Lächeln.
    Mit Spitzhacke und Schaufel gruben Cotton und Eugene das erste Loch, was bei dem hart gefrorenen Boden ziemlich schwierig war. Ihr kalter Atem dampfte in der Luft, und ihre behandschuhten Hände schmerzten von der Anstrengung. Währenddessen stemmten und bohrten Oz und Lou die Kerben und Verbindungslöcher in jene Stellen der Balken, an denen sich Zapfen und Fugen treffen sollten. Als sie dann mit Hilfe der Mulis einen der Pfosten zum Loch schleppten, mussten sie feststellen, dass es unmöglich war, diesen ins Loch zu bekommen. Wie sie es auch versuchten, in welchem Winkel und mit jedem erdenklichen Hebel, und so sehr der riesige Eugene sich anstrengte - sie konnten den Pfosten nicht ausreichend anheben. »Wir kümmern uns später drum«, sagte Eugene schließlich, während seine gewaltige Brust vor Anstrengung bebte.
    Er und Cotton legten die erste Wand auf dem Boden aus und machten sich daran, die Nägel einzuschlagen, die ihnen jedoch ausgingen, als sie die Arbeit zur Hälfte fertig hatten. Sie sammelten sämtlichen auffindbaren Metallschrott, und Eugene entfachte ein prasselndes Holzkohlefeuer zum Schmieden. Mit Schmiedehammer, Zange und Amboss fertigte er so viele grobe Nägel, wie er nur konnte.
    »Was für ein Glück, dass Eisen nicht brennt«, bemerkte Cotton, während er Eugene zuschaute, wie dieser auf den Amboss einschlug, der noch immer in der Mitte der Überreste stand, die einst die Scheune gewesen waren.
    Dank Eugenes harter Arbeit bekamen sie genügend Nägel zusammen, um ein weiteres Drittel der ersten Wand fertig zu stellen; dann aber waren sie am Ende.
    Viele Tage hatten sie nun in der Kälte gearbeitet, konnten bis jetzt aber nur ein Loch und einen einzigen fertigen Eckpfosten und eine zu drei Vierteln genagelte Wand vorweisen.
    Eines frühen Morgens versammelten sich alle um den Pfosten und das Loch, um ihre Lage zu besprechen. Sie waren sich einig, dass ihre Situation nicht gerade die beste war. Ein harter Winter stand bevor, und sie hatten keine Scheune. Sue, die Kühe und sogar die Maulesel zeigten bereits erste Anzeichen, dass sie unter der nächtlichen Kälte litten. Sie konnten es sich nicht leisten, noch mehr Tiere zu verlieren.
    Doch so groß diese Last auch schien - sie war ihr kleinstes Problem. Denn obwohl Louisa von Zeit zu Zeit das Bewusstsein wiedererlangte, hatte sie noch kein Wort gesprochen, und ihre Augen wirkten leblos. Travis Barnes war sehr besorgt und sprach wieder davon, sie nach Roanoke zu verlegen. Auf der anderen Seite befürchtete er, dass Louisa den Transport nicht überleben würde; außerdem konnte man auch in Roanoke nur wenig mehr für sie tun. Immerhin hatte Louisa ein wenig gegessen und getrunken, und wenngleich es nicht viel war, gab es Lou doch neuen Mut. Mehr schaffte ihre Mutter auch nicht. Zumindest waren beide noch am Leben.
    Lou blickte auf ihre kleine, bedrückte Gruppe und schaute dann zu den kahlen Bäumen auf den steilen Hängen hinüber. Sie wünschte sich, der Winter würde wie durch ein Wunder in die Wärme des Sommers übergehen und Louisa würde sich gesund und munter vom Krankenbett erheben.
    Die Geräusche heranrollender Wagen veranlassten alle, sich umzudrehen. Eine lange Reihe von Karren näherte sich, die von Maultieren, Pferden und Ochsen gezogen wurden. Sie waren mit geschnittenem Holz beladen und großen Pflastersteinen, Kisten voller Nägel, Seilen, Leitern, Flaschenzügen, Bohrern und allerlei anderem Werkzeug, von dem Lou vermutete, dass es zum Teil aus McKenzies Laden stammte. Sie zählte insgesamt dreißig Männer, allesamt kräftig, ruhig und bärtig, alle aus den Bergen, alle Farmer. Die Männer trugen grobe Kleidung und Hüte mit breiter Krempe zum Schutz gegen die Wintersonne. Alle hatten große, starke, wettergegerbte und von Jahrzehnten harter Arbeit gezeichnete Hände. Sie wurden von einem halben Dutzend Frauen begleitet. Die Männer luden das Material von den Karren, und während die Frauen Tücher ausbreiteten und Louisas Kochstelle und den Kamin zur Zubereitung des Essens in Beschlag nahmen, begannen die Männer mit dem Bau der

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