Das Versprechen
verstrichen war.
Als sie zum Oldsmobile gingen, warteten die Männer bereits auf sie. George Davis hatte eine Hand auf die Tür von Cottons Wagen gelegt.
Cotton trat unerschrocken auf die Gruppe zu. »Was kann ich für euch tun, Leute?«, fragte er höflich, während er Davis’ Hand mit leichtem Nachdruck vom Wagen nahm.
»Du kannst die blöde Alte dazu bringen, ihr Land zu verkaufen, das kannste tun!«, rief Davis.
Cotton besah sich die Männer. Bis auf Davis waren sie aus der Stadt, nicht vom Berg. Doch er wusste nur zu gut, dass sie deshalb nicht weniger verzweifelt waren als jene Menschen, die ihr Leben an Erde und Saat und ein wenig Regen hängten. Die Städter hatten ihre Hoffnungen auf die Kohle gesetzt. Doch Kohle war etwas anderes als Mais; einmal geerntet, wuchs sie nicht mehr nach.
»Darüber haben wir doch schon geredet, George, und die Antwort ist und bleibt Nein. Wenn ihr mich jetzt entschuldigen würdet, ich muss die Kinder nach Hause bringen.«
»Die ganze Stadt ist zum Teufel«, sagte einer der Männer.
»Und Sie denken, das ist Louisas Schuld?«
»Sie stirbt. Sie braucht ihr Land nicht«, meinte Davis.
»Sie stirbt nicht!«, entgegnete Oz.
»Cotton«, sagte ein gut gekleideter Mann von ungefähr fünfzig Jahren, dem die Automobilhandlung in Dickens gehörte. Er hatte schmale Schultern, dünne Arme und weiche Handflächen, die erkennen ließen, dass er noch nie einen Heuballen gehoben, eine Sense geschwungen oder ein Feld gepflügt hatte. »Ich werde mein Geschäft verlieren. Ich werde alles verlieren, wenn die Kohle nicht durch etwas anderes ersetzt wird. Und ich bin nicht der Einzige, dem es so geht. Schauen Sie sich um. Es geht uns wirklich mies.«
»Und was ist, wenn es kein Erdgas mehr gibt?«, konterte Cotton. »Was soll Sie dann retten?«
»So weit muss man nich’ nach vorn blicken. Wir müssen jetzt Geschäfte machen, und das können wir nur mit Gas«, sagte Davis verärgert. »Wir werden alle reich. Ich hätt kein Problem damit, mein Land zu verkaufen und meinem Nachbarn zu helfen.«
»Ach, wirklich?«, erwiderte Lou. »Beim Bau der Scheune hab ich Sie aber nicht gesehen, Mister Davis. Seit Louisa Sie vom Hof gejagt hat, waren Sie überhaupt nicht mehr bei uns. Es sei denn, Sie hatten etwas mit dem Abbrennen der Scheune zu tun.«
Davis spuckte aus, wischte sich den Mund ab und zog seine Hemdsärmel zurecht. Ohne Zweifel hätte er das Mädchen erwürgt, hätte Cotton nicht neben ihm gestanden.
»Lou«, sagte er streng, »das reicht.«
»Ich kann es kaum fassen, Cotton, dass Sie uns für eine dumme Frau aus den Bergen hängen lassen«, meinte der gut gekleidete Mann. »Glauben Sie denn, Sie hätten als Anwalt noch irgendwas zu tun, wenn die Stadt stirbt?«
Cotton lächelte. »Machen Sie sich um mich mal keine Sorgen. Sie würden sich wundern, wie anspruchslos ich bin. Und was Miss Cardinal betrifft - hören Sie gut zu, denn ich sage es zum letzten Mal: Sie will ihr Land nicht an die Southern Valley verkaufen. Das ist ihr gutes Recht, und das sollten Sie akzeptieren, verdammt noch mal. Wenn Sie hier ohne das Erdgasunternehmen tatsächlich nicht überleben können, schlage ich vor, dass Sie verschwinden. Denn Miss Cardinal hat dieses Problem nicht, wissen Sie. Jedes bisschen Kohle oder Gas könnte morgen von dieser Erde verschwinden, ebenso der Strom und sämtliche Telefone - ihr würde es noch immer gut gehen.« Er starrte den elegant gekleideten Mann an. »Jetzt sagen Sie mir, wer ist hier der Dumme?«
Als die Männer näher kamen und Cotton bedrängten, bedeutete er den Kindern, in den Wagen zu steigen, und setzte sich selbst auf den Fahrersitz. Einige Kerle wichen zurück und verstellten die Rückfront des Oldsmobile. Cotton ließ den Motor an, kurbelte das Fenster herunter und musterte die Männer. »Hört mal, die Kupplung ist ziemlich empfindlich. Manchmal springt sie raus, und das gute alte Mädchen macht ’nen Riesensatz. Einmal hätte sie beinahe einen umgebracht. Los geht’s, passt auf!«
Ruckartig ließ er die Kupplung kommen, und der Wagen machte einen Sprung nach hinten - genau wie die Männer. Der Weg wurde frei. Cotton setzte zurück, und sie fuhren davon. Als der Stein gegen den Gepäckraum des Wagens schlug, trat Cotton das Gaspedal durch und befahl Lou und Oz, sich zu ducken und unten zu bleiben. Noch mehrere Steine trafen den Wagen, dann waren sie in Sicherheit. Cotton holte tief Luft und fuhr weiter.
»Was ist mit Louisa?«, fragte Lou.
»Ihr wird
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