Das Versprechen
Pferdestärken und einem Notsitz. Die schwarze Farbe war an zahlreichen Stellen abgeblättert, und hier und da blühte der Rost. Die Kotflügel waren zerbeult, die dünnen Reifen nahezu völlig abgefahren. Der Wagen hatte ein aufklappbares Dach, das auch an diesem kalten Morgen geöffnet war. Es war ein wirklich wunderschönes Autowrack.
Der Fahrer hielt und stieg aus. Er war groß und hatte einen schlaksigen Körper, der auf Zerbrechlichkeit schließen ließ, zugleich aber den Eindruck außergewöhnlicher Zähigkeit ausstrahlte. Als der Mann seinen Hut abnahm, enthüllte er dunkles, dichtes Haar, das glatt an seinem Kopf lag. Sein Gesicht mit der geraden Nase und Kinnpartie, den freundlichen hellblauen Augen und den zahlreichen Lachfalten in den Mundwinkeln hätte selbst an schlimmen Tagen unverzüglich ein Lächeln hervorgerufen. Er schien den Vierzig näher als den Dreißig zu sein. Sein Anzug war ein grauer Zweiteiler mit schwarzer Weste, und eine Taschenuhr von der Größe eines Silberdollars hing an einer schweren Uhrkette, die sich quer darüber zog. Die Hosen waren an den Knien ausgebeult, und die Schuhe hatten ihren Glanz längst verloren. Der Mann kam auf sie zu, blieb stehen, ging zurück zum Auto und holte eine dicke, abgegriffene Aktentasche heraus.
Ein zerstreuter Professor, dachte Lou bei sich, als sie ihn näher betrachtete. Nachdem sie Leute wie Hell No und Diamond kennen gelernt hatte, fragte sie sich, welchen seltsamen Spitznamen dieser Fremde tragen würde.
»Wer ist das?«, fragte Oz.
»Lou, Oz«, sagte Louisa laut, »darf ich euch Cotton Longfellow vorstellen, den besten Anwalt weit und breit.«
Der Mann lächelte und gab Louisa die Hand. »Tja, wenn man bedenkt, dass ich einer der ganz wenigen Anwälte bin, die es hier oben überhaupt gibt, Louisa, ist das wohl ein zweifelhaftes Lob.«
Seine Stimme, eine interessante Mischung aus der eher schleppenden Sprechweise der Südstaatler und dem gleichmäßigen Rhythmus der Menschen aus den NeuenglandStaaten, erschien Lou einzigartig. Sie konnte den Mann keiner Gegend eindeutig zuordnen, und darin war sie normalerweise ganz gut. Cotton Longfellow! Gütiger Himmel, der kuriose Name hatte ihre Erwartungen nicht enttäuscht.
Cotton setzte die Aktentasche ab und reichte ihnen ernst die Hand, wobei er leicht zwinkerte. »Sehr erfreut, euch beide kennen zu lernen. Louisa hat mir schon so viel von euch erzählt, dass ich den Eindruck habe, ich würde euch schon kennen. Ich habe gehofft, euch eines Tages mal vorgestellt zu werden. Es tut mir sehr leid, dass wir uns unter diesen Umständen kennen lernen.« Letzteres sagte er mit einer ehrlichen Anteilnahme, an der selbst Lou nichts auszusetzen fand.
»Cotton und ich haben ein paar Sachen zu besprechen. Wenn ihr die Schweine versorgt habt, helft ihr Eugene, das restliche Vieh auf die Weide zu bringen und das Heu zu wenden. Danach könnt ihr die Eier einsammeln.«
Als Cotton und Louisa davongingen, nahm Oz seinen Eimer und lief zufrieden los, um weiteres Schweinefutter zu holen. Lou schaute Louisa und Cotton nachdenklich hinterher. Die Schweine waren ihr im Moment völlig egal. Sie fragte sich, was es mit einem Mann mit dem eigenartigen Namen Cotton Longfellow auf sich haben mochte, der so geschwollen daherredete und anscheinend sehr viel über sie zu wissen schien. Schließlich kehrten ihre Gedanken wieder in die Wirklichkeit zurück - zu einem vierhundert Pfund schweren Schwein, das sie im Winter wohl vor dem sicheren Hungertod bewahren würde, und sie trottete hinter ihrem Bruder her. Die Bergwände schienen sich um das Mädchen zu schließen.
KAPITEL 13
Cotton und Louisa betraten das Haus durch die Hintertür. Als sie durch die Diele zum vorderen Raum gingen, blieb Cotton kurz stehen und schaute durch die halb offene Tür in das Zimmer, wo Amanda im Bett lag.
»Was sagen die Ärzte?«, fragte er.
»Men-ta-les Trau-ma.« Die Fremdworte gingen Louisa schwer über die Zunge. »So hat die Pflegerin gesagt.«
Sie gingen in die Küche und setzten sich auf hochbeinige Stühle, deren handpoliertes Eichenholz abgewetzt und so glatt war, dass es sich wie Glas anfühlte. Cotton zog einige Unterlagen aus der Aktentasche und zog eine Brille mit Drahtfassung aus der Brusttasche. Er setzte sie auf, überflog kurz die Papiere und lehnte sich dann zurück. Louisa goss ihm eine Tasse Zichorienkaffee ein. Cotton trank einen Schluck und lächelte. »Wenn dich das nicht umhaut, bist du schon tot.«
Louisa
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