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Das Versprechen

Das Versprechen

Titel: Das Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Nichts schien so schön zu sein wie ein Sonnenuntergang über den Bergen.
    Sie kamen durch Tremont, überquerten kurz darauf die kleine Brücke bei McKenzie’s und nahmen die erste Anhöhe. Sie gelangten an einen Bahnübergang, doch statt auf der Straße weiterzufahren, bog Cotton ab und lenkte den Wagen auf die Schienentrasse.
    »Das ist einfacher als auf den Straßen hier oben«, erklärte er. »Wir kommen später wieder auf die Straße zurück. Am Fuß der Berge gibt es Asphalt- und Schotterstraßen, hier oben aber nicht. Diese Bergstraßen wurden allein mit Muskelkraft gebaut, mit Hacke und Schaufel. Das Gesetz schrieb damals vor, dass jeder arbeitstaugliche Mann zwischen sechzehn und sechzig zehn Tage im Jahr beim Straßenbau helfen musste, mit eigenem Werkzeug und in eigener Kleidung. Davon ausgenommen waren nur Lehrer und Priester, obwohl ich mir vorstellen kann, dass den Arbeitern dann und wann ein Gebet gut getan hätte.
    Die haben damals verflixt gute Arbeit geleistet. In vierzig Jahren haben sie achtzig Meilen Straße gebaut. Aber es tut dem Hintern noch immer ganz schön weh, über das Ergebnis dieser guten Arbeit zu fahren.«
    »Und was ist, wenn jetzt ein Zug kommt?«, fragte Oz ängstlich.
    »Dann müssen wir wohl von den Gleisen runter«, sagte Cotton.
    Irgendwann hörten sie ein lautes Pfeifen, und Cotton lenkte den Wagen in Sicherheit und wartete. Ein paar Minuten später rollte ein voll beladener Zug vorbei, der wie eine riesige Schlange aussah. Da die Strecke hier ziemlich kurvig war, fuhr er langsam.
    »Ist das alles Kohle?«, fragte Oz, als er die riesigen Felsbrocken in den offenen Waggons musterte.
    Cotton schüttelte den Kopf. »Das ist Koks. Er besteht aus Kohlengrus, das in Schmelzöfen gebrannt wurde. Der Koks wird zu den Stahlwerken gebracht.« Er schüttelte langsam den Kopf. »Die Züge kommen leer hierher und verlassen uns voll beladen. Kohle, Koks, Bauholz. Aber hierhin bringen sie höchstens neue Leute für die Knochenarbeit.«
    Auf einem Nebengleis, das von der Hauptstrecke wegführte, zeigte Cotton ihnen eine Ansiedlung der Kohlengesellschaft, die aus kleinen, völlig gleichen Häusern mit einem Sackbahnhof in deren Mitte und einem Laden bestand, in dem die Waren vom Boden bis zur Decke gestapelt waren, wie Cotton den Kindern erzählte, denn er war schon einmal dort gewesen. Eine lange Reihe miteinander verbundener Ziegelsteinbauten, die aussahen wie Bienenstöcke, waren entlang einer erhöhten Straße errichtet worden. Jedes dieser merkwürdigen Gebilde verfügte über eine Metalltür und einen Schornstein, um den Erde aufgeschüttet war. Rauch quoll aus jedem dieser künstlichen Hügel und färbte den dunkel werdenden Abendhimmel noch dunkler. »Kohlenmeiler«, erklärte Cotton.
    Sie fuhren an einem großen Haus vorbei, vor dem ein glänzender neuer Chrysler Crown Imperial stand. Das Haus des Bergwerksdirektors, erzählte Cotton. Neben dem Haus befand sich ein Pferch mit einigen bedächtig grasenden Stuten und zwei umherspringenden, lebhaften Fohlen.
    »Ich muss mal ’n Geschäft erledigen«, sagte Diamond und zog bereits die Träger des Overalls herunter. »Zu viel Minnalwasser. Dauert nur ’n Moment, geh schnell hinter den Schuppen da.«
    Cotton hielt, und Diamond sprang aus dem Wagen und lief los. Cotton und die Kinder unterhielten sich, während sie warteten, und der Anwalt erzählte ihnen weitere interessante Dinge.
    »Das ist eine Zeche der Gesellschaft Southern Valley. Schacht Clinch Nummer zwei, so heißt er amtlich. Das Unternehmen zahlt ganz gut, aber die Arbeit ist die reinste Schinderei, und bei den Preisen der gesellschaftseigenen Läden schulden die Arbeiter der Company schließlich mehr, als sie an Lohn bekommen.« Cotton unterbrach seinen Vortrag und schaute nachdenklich in die Richtung, in der Diamond verschwunden war. Sein Gesicht verdüsterte sich ein wenig. »Und die Männer werden oft krank«, fuhr er fort, »und sterben an der Staublunge oder bei Grubenunglücken, Arbeitsunfällen und so weiter.«
    Ein Pfiff war zu hören, und sie beobachteten, wie eine Gruppe Männer, mit kohlengeschwärzten Gesichtern und wahrscheinlich müde bis auf die Knochen, am Eingang der Grube auftauchte. Mehrere Frauen und Kinder liefen zu ihnen, um sie zu begrüßen, und sie gingen gemeinsam in die alle gleich gebauten Häuschen. Die Bergleute schwangen ihre metallenen Henkelmänner und zogen Tabak und Flaschen mit Hochprozentigem hervor. Eine andere Gruppe Männer, die ebenso

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