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Das Versprechen

Das Versprechen

Titel: Das Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Hafergrütze und Schinken essen kann.«
    »In zwei Stunden«, wiederholte Oz. »Aber wir haben keine Uhr.«
    »Das Gericht hat eine Turmuhr ... aber die geht ein wenig nach. Hier, Oz.« Cotton nahm seine Taschenuhr ab und reichte sie dem Jungen. »Die nimmst du mit. Pass gut auf sie auf. Ich habe sie von meinem Vater bekommen.«
    »Als Sie hierher gezogen sind?«, fragte Lou.
    »Genau. Er hat gesagt, ich würde dann viel Zeit haben, und er wollte wohl, dass ich sie im Auge behalte.« Er tippte zum Abschied an seinen Hut. »In zwei Stunden.« Und dann ging er seiner Wege.
    »Was machen wir jetz’ in den zwei Stunden?«, fragte Diamond.
    Lou ließ ihre Blicke schweifen, und ihre Augen strahlten.
    »Kommt mit«, sagte sie und rannte los. »Sie werden jetzt endlich eine Kinothek besuchen, Mr Diamond.«
    Fast zwei Stunden lang waren sie an einem Ort, der weit entfernt war von Dickens, Virginia, den Appalachen und den lästigen Belangen des Alltags. Sie waren im atemberaubenden Land des Zauberers von Oz, der in den Lichtspielhäusern auf dem Lande noch immer gezeigt wurde. Als sie das Kino verließen, löcherte Diamond sie mit Dutzenden von Fragen darüber, wie das, was sie gerade gesehen hatten, möglich sein konnte.
    »Hat Gott das gemacht?«, fragte er mehr als einmal mit ehrfurchtsvoller Stimme.
    Lou zeigte auf das Gerichtsgebäude. »Kommt schon, oder wir verspäten uns.«
    Sie liefen über die Straße und die breiten Treppen des Gerichts hinauf. Ein uniformierter Hilfssheriff mit einem dicken Schnurrbart hielt sie an.
    »He, wo wollt ihr denn hin?«
    »Ist schon in Ordnung, Howard, die gehören zu mir«, sagte Cotton und trat aus der Tür. »Vielleicht sind sie eines Tages auch Rechtsanwälte. Sie wollen sich die hehren Hallen der Justiz anschauen.«
    »Da ist hoffentlich Gott vor, Cotton. Noch mehr Anwälte brauchen wir nicht«, sagte Howard lächelnd und ging weiter.
    »Na, was habt ihr unternommen?«
    »Ich hab grade ’nen Löwen gesehen, ’ne verdammichte Vogelscheuche und ’nen Mann aus Blech, alles an so ’ner großen Wand«, sagte Diamond, »und ich hab noch immer nicht rausgekriegt, wie die das gemacht haben.«
    »Wollt ihr mal sehen, wo ich mein täglich Werk verrichte?«, fragte Cotton.
    Sie alle bejahten eifrig. Doch bevor sie das Gebäude betraten, gab Oz Cotton feierlich die Uhr zurück.
    »Danke, dass du so gut darauf aufgepasst hast, Oz.«
    »Genau zwei Stunden«, sagte der kleine Junge.
    »Pünktlichkeit ist eine Zier«, erwiderte der Anwalt.
    Sie betraten das Gerichtsgebäude, während Jeb draußen liegen blieb. Von der großen Eingangshalle führten zahlreiche Türen ab, und über diesen Türen hingen Messingschilder, auf denen zu lesen stand: »Standesamt«, »Steuerkasse«, »Geburten und Todesfälle«, »Bundesstaatsanwaltschaft« und so weiter. Cotton erklärte ihnen die verschiedenen Aufgabenbereiche und zeigte ihnen den Gerichtssaal, von dem Diamond behauptete, es sei der größte Raum, den er je gesehen habe. Sie wurden Fred vorgestellt, dem Gerichtsdiener, der aus irgendeinem Raum gekommen war, als sie hineingingen. Richter Atkins, gab Fred zu verstehen, sei schon zum Mittagessen nach Hause gegangen.
    An den Wänden hingen Porträts von weißhaarigen Männern in schwarzen Roben. Die Kinder fuhren mit den Händen über die Geländer aus geschnitztem Holz und setzten sich in den Zeugenstand und auf die Geschworenenbank. Diamond fragte, ob er auf den Richterstuhl dürfe, aber Cotton hielt das für keine gute Idee und Fred ebenso wenig. Als die beiden gerade mal nicht aufpassten, kletterte Diamond trotzdem darauf und hockte da wie ein aufgeplusterter Hahn, bis Lou, die diese Ungehörigkeit bemerkt hatte, ihm einen kräftigen Rippenstoß verpasste.
    Sie verließen das Gericht und gingen nach nebenan in ein Gebäude, das eine kleine Anzahl Büros beherbergte, darunter auch das Cottons. Sein Arbeitsplatz war ein einziger großer Raum mit knarrenden Eichendielen, der auf drei Seiten von Regalen gesäumt wurde. Abgegriffene Gesetzesbücher standen dort, Schatullen für Testamente und Dokumente sowie eine prächtige Ausgabe der Gesetze des Staates Virginia. Ein großer Walnuss-Schreibtisch stand in der Mitte des Raumes, darauf ein Telefon und Berge von Papier. Eine alte Kiste diente als Papierkorb, und in einer Ecke stand ein Hutständer mit einem Schirmfach. Es hingen keine Hüte an den Haken, und dort, wo die Schirme hingehört hätten, lehnte eine alte Angelrute.
    Cotton ließ Diamond eine

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