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Das Versprechen

Das Versprechen

Titel: Das Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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müde aussah wie die erste, trottete an ihren Kumpeln vorbei, um ihren Platz unter Tage einzunehmen.
    »Sie haben hier früher drei Schichten gefahren, zurzeit sind es aber nur noch zwei«, sagte Cotton. »Die Kohle wird weniger.«
    Diamond kehrte zurück und sprang auf den Rücksitz.
    »Alles in Ordnung, Diamond?«, fragte der Anwalt.
    »Jetzt ja«, antwortete der Junge. Ein Lächeln lag jetzt auf seinen Lippen, und seine grünen Katzenaugen funkelten.
    Louisa war verärgert, als sie erfuhr, dass die Kinder in der Stadt gewesen waren. Cotton erklärte, dass er sie früher hätte zurückbringen sollen und dass er eine Standpauke verdient hätte. Aber dann meinte Louisa, sie könne sich erinnern, dass ihr Vater genau dasselbe getan hätte, und Pioniergeist sei eben nicht zu unterdrücken; es sei schon in Ordnung. Den Schal nahm sie mit Tränen in den Augen entgegen, und Eugene probierte den Hut auf und behauptete, das sei das schönste Geschenk, das er je bekommen habe. Nach dem Nachtmahl entschuldigte sich Oz und ging in das Zimmer seiner Mutter. Neugierig folgte Lou ihrem Bruder und beobachtete ihn wie üblich durch den schmalen Spalt zwischen Tür und Wand. Oz packte vorsichtig das Paket aus, das er in der Stadt erstanden hatte, und hielt eine Haarbürste hoch. Amandas Gesicht wirkte friedlich; ihre Augen blieben wie stets geschlossen. Für Lou sah sie aus wie eine Prinzessin, die in einen todesähnlichen Schlaf gefallen war, und keiner von ihnen besaß das Mittel, sie zu erwecken. Oz kniete vor dem Bett und bürstete Amandas Haar, wobei er ihr von dem wunderschönen Tag in Dickens erzählte. Lou beobachtete eine Zeit lang, wie er sich mit dem Bürsten abmühte, dann ging sie ins Zimmer und half ihrem Bruder. Sie hielt das Haar der Mutter fest und zeigte Oz, wie man die Bürste richtig benutzte. Amandas Haare waren ein wenig gewachsen, aber noch immer ziemlich kurz.
    Später an diesem Abend ging Lou auf ihr Zimmer, packte die Socken weg, die sie gekauft hatte, zog die Stiefel aus, legte sich voll angezogen aufs Bett und dachte an den aufregenden Tag in der Stadt. So lag sie da, ohne auch nur einmal die Augen zuzumachen, bis es an der Zeit war, die Kühe zu melken.

 
KAPITEL 19
    Ein paar Tage später saßen sie alle beim Abendessen, während es draußen in Strömen regnete. Diamond war zum Essen gekommen. Er hatte ein zerlumptes Stück Segeltuch getragen, in das ein Loch für den Kopf geschnitten war, eine Art selbst gemachten Regenmantel. Jeb hatte sich geschüttelt und sich vors Feuer gelegt, als gehöre ihm das Haus. Als Diamond sich von dem Segeltuchmantel befreit hatte, sah Lou, dass irgendetwas um seinen Hals baumelte. Und es roch nicht gerade angenehm.
    »Was ist denn das?«, fragte sie und hielt sich die Nase zu, denn der Gestank war fürchterlich.
    »Teufelsdreck«, antwortete Louisa für den Jungen. »Eine Wurzel. Wehrt Krankheiten ab. Diamond, Schatz, wenn du dich am Feuer aufwärmst, kannst du ’s mir geben. Ich danke dir.« Als Diamond nicht hinschaute, ging Louisa mit der Wurzel auf die hintere Veranda und warf das widerliche Ding in die Dunkelheit.
    Louisas Bratpfanne verbreitete das Aroma brutzelnden Schmalzes und dick geschnittener Rippchen mit so viel Fett, dass sie es nicht wagten, sich zusammenzuziehen. Das Fleisch stammte von einem der Schweine, das sie hatten schlachten müssen. Normalerweise fand eine solche Schlachtung im Winter statt, doch verschiedene Umstände hatten sie gezwungen, bereits im Frühjahr zu schlachten, Eugene hatte das Tier getötet, als die Kinder in der Schule waren. Oz aber hatte so lange gebettelt, bis Eugene einwilligte, dass der Junge ihm helfen durfte, das Schwein abzuziehen und die Rippen, das Bauchfleisch, den Schinken und die Innereien auszulösen. Doch als Oz das tote Tier sah, aufgehängt an einen hölzernen Dreifuß, mit einem Stahlhaken im blutigen Maul und einer Zinkwanne mit kochendem Wasser daneben - die nur darauf wartete, wie Oz zweifellos glaubte, dass die Haut eines kleinen Jungen dem Ganzen die richtige Würze gab -, hatte er die Flucht ergriffen. Seine Schreie hallten durch das Tal wie die eines unachtsamen Riesen, der sich den Zeh gestoßen hatte. Eugene hatte über Oz’ Schnelligkeit und die Kraft seiner Lunge gestaunt, um sich dann allein an die Arbeit mit dem Schwein zu machen.
    Beim Fleisch langten alle herzhaft zu, genau wie bei den Dosentomaten und grünen Bohnen, die fast sechs Monate lang in einer Marinade aus Salzwasser und Zucker

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