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Das Versprechen

Das Versprechen

Titel: Das Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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mit dem Mann Schwierigkeiten bekommen.«
    Doch Louisa schüttelte den Kopf, während sie auf einen ängstlichen Billy hinunterschaute, und lächelte den Jungen schließlich an. »Ich werd beschützt, Eugene. Ich spür’s. Es wird alles gut gehen.«
    Eugene behielt das Gewehr in der Hand. »Ich begleite Sie. Der Mann ist verrückt.«
    »Nein, du bleibst bei den Kindern. Geh jetzt und mach den Wagen fertig.« Eugene zögerte einen Moment, dann führte er den Auftrag aus.
    Louisa raffte ein paar Dinge zusammen und packte sie in einen Fetteimer, stopfte ein kleines Bündel Tücher in die Tasche, legte ein paar saubere Laken dazu und ging zur Tür.
    »Louisa, ich komme mit«, sagte Lou.
    »Nein, das ist kein guter Ort für dich.«
    »Ich komm mit, Louisa. Ob im Wagen oder auf Sue - ich begleite dich. Ich will dir helfen.« Sie schaute zu Billy. »Und diesen Leuten.«
    Louisa überlegte ein paar Sekunden. »Ein weiteres Paar Hände könnte ich sicher gut gebrauchen«, meinte sie dann. »Billy, ist dein Pa zu Hause?«
    »Die Stute kriegt ihr Fohlen. Pa sagte, er kam erst ausm Stall, wenn’s geboren is’.«
    Louisa starrte den Jungen an. Dann ging sie kopfschüttelnd zur Tür hinaus.
    Sie folgten Billy im Wagen. Er ritt auf einem alten Maultier, dessen Stirn weiß war und dem ein Stück des rechten Ohrs fehlte. Der Junge schwenkte eine Petroleumlampe, um ihnen den Weg zu zeigen. Es war so dunkel, dass man die Hand nicht vor Augen sehen konnte.
    »Treib die Maultiere nicht mit der Peitsche an, Lou. Es nutzt Sally Davis nichts, wenn wir in einem Graben landen.«
    »Ist das Billys Mutter?«
    Louisa nickte, während der Wagen schwankend dahinrollte und der Wald zu beiden Seiten immer näher zu rücken schien. Die hin und her schwingende Lampe war ihr einziges Licht. Lou erschien sie mal wie ein Leuchtfeuer, sicher und zuverlässig, und mal wie eine Art Sirene, ein Dämon, der sie ins Verderben lockte.
    »Seine erste Frau ist im Kindbett gestorben, das arme Ding. Ihre Kinder haben George verlassen, eh er sie zu Tode schinden oder schlagen konnte oder sie verhungern ließ.«
    »Warum hat Sally ihn geheiratet, wenn er ein so schlechter Mann ist?«
    »Weil er sein eigenes Land hatte, sein eigenes Vieh, und weil er ein Witwer mit kräftigen Armen und ’nem starken Kreuz war. Hier oben ist das alles, was man braucht. Und für Sally gab’s nichts anderes. Sie war erst fünfzehn.«
    »Fünfzehn! Dann war sie ja nur drei Jahre älter als ich!«
    »Die Leute heiraten hier oben früh. Dann heißt es, schnell Kinder kriegen und eine Familie großziehn, die auf dem Feld helfen kann. So geht das hier. Ich stand schon mit vierzehn vorm Altar.«
    »Die Frau hätte doch weggehen können.«
    »Das hier war alles, was sie kannte. Sie hatte Angst, woandershin zu gehn.«
    »Hast du jemals daran gedacht, die Berge zu verlassen?«
    Louisa überlegte, während der Wagen ein gutes Stück weiter schaukelte. »Ich hätt es tun können, wenn ich ’s gewollt hätte. Aber in meinem Herzen hab ich einfach nicht geglaubt, dass ich woanders glücklicher werden könnte. Einmal war ich drunten im Valley. Der Wind ist ganz seltsam da unten. Hat mir nich’ gefallen. Ich und dieser Berg, wir kommen die meiste Zeit ganz gut mit’nander aus.« Sie verstummte, während ihre Augen das Auf und Ab der Lampe vor ihnen genau verfolgten.
    Lou sagte: »Ich habe die Gräber hinterm Haus gesehen.«
    Für einen Moment schien Louisa zu erstarren. »Hast du?«
    »Wer war Annie?«
    Louisa blickte auf ihre Füße. »Annie war meine Tochter.«
    »Ich dachte, du hättest nur Jacob gehabt.«
    »Nein. Ich hatte auch meine kleine Annie.«
    »Ist sie sehr jung gestorben?«
    »Sie hat nicht länger als eine Minute gelebt.«
    Lou konnte Louisas Kummer fast körperlich spüren. »Das tut mir leid. Ich war nur neugierig wegen meiner Familie.«
    Louisa entspannte sich auf dem harten Holz des Wagensitzes und blickte hinauf zum schwarzen Himmel, als wäre es das erste Mal, dass sie ihn bewusst betrachtete.
    »Ich hatte immer schon Schwierigkeiten mitm Kinderkriegen. Ich hab mir eine große Familie gewünscht, aber ich verlor meine Kinder, lange bevor sie weit genug waren, auf die Welt zu kommen. Lange Zeit habe ich geglaubt, Jake würd mein einziges Kind bleiben. Dann aber, an einem kühlen Frühlingsabend, kam Annie. Sie kam sehr schnell zur Welt. Keine Zeit, ’ne Hebamme zu holen. Es war ’ne furchtbar schwere Geburt. Aber Annie war wunderschön, Lou. Sie hatte ’nen dichten

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