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Das Versprechen

Das Versprechen

Titel: Das Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Zehen. »Ich muss noch ’ne Menge erledigen, weißte.«
    »Was denn zum Beispiel?«, fragte Lou und erhob sich.
    »Angeln. Ich muss angeln gehen.«
    »Na gut, dann geh ich mit.«
    Er legte den Kopf schief und musterte sie skeptisch. »Du weißt, wie man angelt?«
    »In New York gibt’s jede Menge Angelteiche.«
    »Dann komm.«
    Der Angelsteg bestand aus ein paar roh behauenen Eichenbrettern, die noch nicht einmal zusammengenagelt, sondern zwischen den Steinen verkeilt waren, die am Ufer des breiten Flusses hervortraten. Diamond versah die Schnur mit einem sich lebhaft windenden, kleinen rosigen Wurm, wobei Lou ihm mit einem Gefühl des Ekels zuschaute. Zwar hielt sie sich keinesfalls für zart besaitet, aber ein Wurm war nun mal ein Wurm. Diamond reichte ihr die zweite Angel.
    »Du musst die Schnur so weit wie möglich rauswerfen.«
    Lou nahm die Angelrute und zögerte.
    »Soll ich dir helfen?« »Ich schaff das schon.«
    »Weißte, das is’ ’ne Angel, wie wir sie hier im Süden haben, und ich könnt mir vorstellen, dass du eher an die modernen Angeln gewöhnt bist, wie ihr sie im Norden habt.«
    »Stimmt. Die benutze ich sonst immer. Die Yankee-Angeln.«
    Zu Diamonds Ehre muss gesagt werden, dass er sich sogar den Anflug eines Lächelns verkniff; stattdessen nahm er die Angelrute, zeigte Lou, wie man sie hielt, und vollführte dann einen perfekten Wurf.
    Lou prägte sich seine Technik ein, versuchte es ein paar Mal zur Probe und brachte dann selbst einen ziemlich guten Wurf zustande.
    »Du kannst es ja fast so gut wie ich«, sagte Diamond mit gebührender südstaatlicher Bescheidenheit.
    »Lass mir ein paar Minuten Zeit, und ich kriege es besser hin als du«, erwiderte sie herausfordernd.
    »Du musst aber trotzdem erst mal ’nen Fisch fangen«, erinnerte Diamond sie behutsam.
    Eine halbe Stunde später hatte Diamond seinen dritten Schwarzbarsch am Haken und holte ihn mit ruhigen, stetigen Bewegungen ans Ufer. Lou schaute ihm zu und staunte über sein Geschick. Doch so leicht gab sie sich nicht geschlagen und verdoppelte ihre Bemühungen, den Angelfreund zu übertrumpfen.
    Plötzlich, ohne Vorwarnung, straffte sich ihre Schnur, und sie wurde in Richtung des Wassers gezogen. Mit einem heftigen Ruck riss sie die Angelrute hoch, und ein dicker Wels tauchte zur Hälfte aus dem Fluss auf.
    »Allmächtiger«, sagte Diamond, als er sah, wie das Tier aus dem Wasser stieg und wieder zurückfiel. »Das is’ der verdammich größte Wels, den ich je gesehen hab.« Er streckte die Hand nach der Angelrute aus.
    Lou stieß einen Schrei aus. »Ich hab ihn, Diamond!« Er trat zurück und beobachtete, wie sich Mädchen und Fisch einen fast gleichwertigen Kampf lieferten. Anfangs schien Lou Siegerin zu sein, als die Schnur sich spannte und wieder erschlaffte, während Diamond sie mit Ratschlägen anfeuerte. Lou rutschte und stolperte über den wackligen Steg und wäre erneut beinahe ins Wasser gefallen, doch Diamond bekam ihren Overall zu fassen und zog sie zurück.
    Schließlich aber ließen Lous Kräfte nach. »Hilf mir, Diamond«, keuchte sie.
    Als beide an Rute und Schnur zogen, wurde der Fisch rasch ans Ufer befördert. Diamond bückte sich, hievte ihn vollends aus dem Wasser und knallte ihn auf die Bretter, wo er wild zappelte. »So ’n fetter, schwerer Bursche is’ ’ne leckere Mahlzeit«, sagte der Junge. Lou hockte sich hin und betrachtete stolz ihren Fang, obgleich Diamond ihr dabei geholfen hatte. Noch während sie den Fisch betrachtete, wand er sich erneut, sprang dann in die Luft und spie Wasser, wobei sich gleichzeitig der Haken aus dem Maul löste. Lou schrie auf, wich zurück und prallte gegen Diamond, und sie stürzten gemeinsam in den Fluss. Hustend und spuckend kamen sie an die Oberfläche und konnten verfolgen, wie der Wels bis zum Ende des Stegs hüpfte, ins Wasser segelte und blitzschnell verschwand. Diamond und Lou warfen sich einen kurzen, entgeisterten Blick zu und begannen dann eine wilde Wasserschlacht. Ihr ausgelassenes Gelächter war weithin zu hören.
    Lou saß vor dem Kamin, während Diamond ein Feuer entfachte, damit sie trocken wurden. Er holte eine alte Decke, die nach Jeb, nach Schimmel oder nach beidem roch; Lou konnte es nicht sagen. Doch sie bedankte sich, als Diamond ihr die Decke um die Schultern legte. Das Innere des Hauses überraschte Lou, denn es war aufgeräumt und sauber, obgleich die wenigen Möbel offensichtlich selbst zusammengezimmert waren. An der Wand hing ein altes Foto von

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