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Das Versprechen

Das Versprechen

Titel: Das Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Diamond und einem Mann, in dem Lou seinen Vater vermutete. Fotos, die Diamonds Mutter zeigten, entdeckte Lou nirgends. Während das Feuer emporloderte, streckte Jeb sich neben ihr auf dem Fußboden aus und leckte sich ein paar Flöhe aus dem Fell.
    Diamond schuppte die Barsche fachmännisch, durchbohrte sie der Länge nach mit einem Hickory-Ast und briet sie über dem Feuer. Dann schnitt er einen Apfel auf und rieb den Saft in das Fischfleisch. Diamond zeigte Lou, wie sie das feste, weiße Fleisch von den winzigen Gräten pflücken konnte. Sie aßen mit den Fingern, und es schmeckte köstlich. »Dein Dad sah richtig gut aus«, meinte Lou und zeigte auf das Foto.
    Diamond folgte ihrem Blick und nickte. »Da haste Recht.« Er holte tief Luft und blickte Lou finster an.
    »Louisa hat es mir erzählt«, erklärte sie ihm.
    Diamond erhob sich und stocherte mit einem krummen Ast im Feuer herum. »Find ich nicht gut, wie du mich austrickst.«
    »Warum hast du es mir nicht selbst gesagt?«
    »Warum sollte ich?«
    »Weil wir Freunde sind.«
    Das besänftigte Diamond, und er setzte sich wieder.
    »Vermisst du deine Mom?«, fragte Lou.
    »Nee, wieso? Ich hab die Frau nie kennen gelernt.« Er strich mit der Hand über die bröckelige Steinumrandung des Kamins, und sein Gesicht nahm einen verbitterten Ausdruck an. »Sie is’ gestorben, als ich zur Welt kam.«
    »Ist schon gut, Diamond. Du kannst sie trotzdem vermissen, auch wenn du sie nie gekannt hast.«
    Diamond nickte. Er kratzte sich mit einem Daumen die schmutzige Wange. »Ich denk oft drüber nach, wie meine Momma wohl gewesen is’. Ich hab kein Bild von ihr. Mein Pa hat’s mir natürlich erzählt, aber das ist nich’ dasselbe.« Er hielt inne und verschob mit einem Stock ein Stück Feuerholz. »Ich frag mich oft, wie ihre Stimme war«, sagte er. »Und wie sie gerochen hat. Und wie ihre Augen und ihr Haar im Licht geglänzt haben. Aber ich vermiss auch meinen Pa, denn er war ’n prima Kerl. Er hat mir alles beigebracht, was ich wissen muss. Jagen, Fischen.« Er schaute sie an. »Ich wette, du vermisst deinen Pa auch.«
    Lou hätte heulen können. Sie schloss kurz die Augen und nickte. »Ja, ich vermisse ihn.«
    »Es ist gut, dass du deine Momma hast.«
    »Das stimmt nicht. Ich hab sie ja gar nicht, Diamond.«
    »Im Augenblick sieht’s schlecht aus, aber das wird schon. Eltern verschwinden nie, außer wir vergessen sie. Ich weiß nich’ viel, aber das weiß ich.«
    Lou wollte ihm widersprechen, wollte ihm sagen, er wisse nichts, gar nichts. Seine Mutter hatte ihn verlassen. Endgültig. Lou hingegen saß mit ihrer Mom wie auf Treibsand. Und sie musste für Oz da sein.
    Sie lauschten den Geräuschen des Waldes, den Bäumen und Insekten, Vögeln und Säugetieren, die draußen ihr Dasein fristeten.
    »Warum gehst du nicht zur Schule?«, wollte Lou wissen.
    »Ich bin vierzehn, und ich komm ganz gut so klar.«
    »Du hast gesagt, du würdest die Bibel kennen.«
    »Na ja, ein paar Leute haben mir draus vorgelesen.«
    »Weißt du denn, wie du deinen Namen schreibst?«
    »Na, hör mal, jeder hier oben weiß, wer ich bin.« Er stand auf, zog ein Klappmesser aus der Tasche und schnitzte ein »X« in einen Balken. »So hat mein Pa es sein Leben lang gemacht, und was für ihn genug war, is’ auch für mich genug.«
    Lou zog sich die Decke straffer um die Schultern und blickte in die tanzenden Flammen, während eine tückische Kälte in ihre Glieder kroch.

 
KAPITEL 27
    An einem besonders warmen Abend trommelte jemand wild an die Tür, als Lou gerade nach oben gehen und sich schlafen legen wollte. Es war Billy Davis, der beinahe ins Zimmer stürzte, als Louisa die Tür öffnete.
    Louisa fing den zitternden Jungen auf. »Was ist passiert, Billy?«
    »Mommas Baby kommt.«
    »Ich wusste, dass es bald so weit sein wird. Ist die Hebamme schon da?«
    Die Augen des Jungen flackerten wild, seine Glieder zitterten, als hätte er einen Hitzschlag erlitten. »Es kommt keine. Pa erlaubt’s nicht.«
    »Mein Gott, warum nicht?«
    »Er sagt, sie verlangt einen Dollar. Und den will er nicht bezahlen.«
    »Das ist ’ne Lüge. Keine Hebamme hat jemals auch nur einen Penny verlangt.«
    »Pa sagt Nein. Aber Ma meint, irgendwas mit dem Baby war nich’ ganz richtig. Ich bin mitm Maultier hergeritten.«
    »Eugene, spann Hit und Sam vor den Wagen. Beeil dich«, befahl Louisa.
    Ehe Eugene hinausging, nahm er das Gewehr aus dem Ständer und hielt es Louisa hin. »Nehmen Sie das lieber mit, falls Sie

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