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Das Versprechen

Das Versprechen

Titel: Das Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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schwarzen Haarschopf. Und sie war so warm. Ihre kleinen Finger legten sich um meine, und die Fingerspitzen ha’m sich noch nich’ mal berührt.« Louisa hielt inne. Das Schnaufen und Stampfen der Maultiere, die unbeirrt weitertrotteten, und das Knarren und Quietschen der Wagenräder waren die einzigen Geräusche. Schließlich fuhr Louisa mit leiser Stimme fort, während sie weiterhin zum unendlichen Himmel schaute. »Und ihre kleine Brust hob und senkte sich, hob und senkte sich, und dann vergaß sie einfach, sie wieder zu heben. Es war erstaunlich, wie schnell ihr Körper kalt wurde, aber sie war ja noch so winzig klein.« Louisa machte ein paar schnelle Atemzüge, als versuchte sie immer noch, für das Kind mitzuatmen. »Es war wie mit ’nem Stück Eis, das man sich an einem heißen Tag auf die Zunge legt. Es fühlt sich gut an, und dann ist es so schnell verschwunden, dass man gar nich’ richtig weiß, ob es überhaupt je da war.«
    Lou legte eine Hand über Louisas. »Das tut mir leid.«
    »Es ist so lange, lange her, obwohl ’s mir nie so vorkommt.« Louisa wischte sich mit einer Hand über die Augen. »Ihr Pa hat Annie einen Sarg gezimmert. Es war eigentlich nur ein winzig kleiner Kasten. Und ich bin die ganze Nacht aufgeblieben und hab ihr das schönste Kleidchen genäht, das ich je im Leben gemacht hab. Am nächsten Morgen hab ich ’s ihr angezogen. Ich hätt alles dafür gegeben, einmal zu erleben, wie ihre kleinen Augen mich anschauen. Es ist nich’ recht, dass eine Mutter die Augen ihres Babys kein einziges Mal zu sehen kriegt. Ihr Pa hat sie dann in den kleinen Kasten gelegt, und wir haben sie diesen Hügel raufgetragen und sie zur letzten Ruhe gebettet und ein Gebet für sie gesprochen. Und dann haben wir immergrüne Sträucher am Rand gepflanzt, damit sie das ganze Jahr Schatten hat.« Louisa schloss die Äugen.
    »Bist du jemals dort oben gewesen?«
    Louisa nickte. »Jeden Tag. Aber nich’ mehr, seit ich mein anderes Kind begraben hab. Der Weg ist einfach zu lang.«
    Sie nahm Lou die Zügel aus der Hand, und trotz ihrer vorherigen Ermahnung ließ Louisa nun die Peitsche knallen, um die Maultiere anzutreiben. »Wir sollten uns beeilen, denn wir müssen in dieser Nacht noch einem Kind auf die Welt helfen.«
    Der Dunkelheit wegen konnte Lou nicht viel von Davis’ Hof oder den anderen Gebäuden erkennen, und sie betete, dass George Davis im Stall blieb, bis das Baby geboren war und sie den Hof wieder verlassen hatten.
    Das Haus war erstaunlich klein. Das Zimmer, das sie betraten, war offensichtlich die Küche, denn dort stand der Herd, doch waren dort auch Pritschen mit nackten Matratzen aufgestellt. In drei der Betten lagen ebenso viele Kinder. Zwei von ihnen, Mädchen und offenbar Zwillinge, waren nackt und schliefen. Das dritte Kind, ein Junge in Oz’ Alter, war mit einem schmutzigen und schweißfleckigen Männerunterhemd bekleidet und beobachtete Lou und Louisa mit vor Angst geweiteten Augen. Lou erkannte in ihm den anderen Jungen von dem Traktor, der ihnen bergab entgegengekommen war. In einer Apfelkiste in der Nähe des Herdes lag ein kaum ein Jahr altes Baby unter einer schmuddeligen Decke. Louisa ging zum Spülstein, betätigte die Wasserpumpe und reinigte mit dem Stück Seife, das sie mitgebracht hatte, gründlich ihre Hände und Unterarme. Dann führte Billy sie durch einen schmalen Flur und öffnete eine Tür.
    Sally Davis lag im Bett, die Knie hochgezogen, und stöhnte leise. Ein mageres Mädchen von zehn Jahren, bekleidet mit einem Etwas, das wie ein Sack für Saatgut aussah, und mit kurz geschnittenem kastanienbraunem Haar, stand barfuß neben ihr. Lou erkannte auch sie von der Begegnung mit dem Traktor wieder. Sie blickte in diesem Moment genauso verängstigt drein wie auf dem Fahrweg.
    Louisa nickte ihr zu. »Jesse, du machst jetzt für mich Wasser heiß, am besten zwei große Töpfe voll, mein Schatz. Und du, Billy, holst so viele Laken, wie du finden kannst. Und achte darauf, dass sie möglichst sauber sind.«
    Louisa legte die Laken, die sie mitgebracht hatte, auf einen wackligen Eichenstuhl, setzte sich zu Sally ans Bett und ergriff ihre Hand. »Sally, ich bin’s, Louisa. Du brauchst keine Angst zu haben, Liebes.«
    Lou betrachtete Sally verstohlen. Ihre Augen waren rot gerändert, die wenigen Zähne und das Zahnfleisch waren fast schwarz. Sie konnte nicht älter sein als dreißig, sah aber doppelt so alt aus. Das Haar war grau, die Haut schlaff und faltig, bläuliche Adern

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