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Das Versprechen der Kurtisane

Das Versprechen der Kurtisane

Titel: Das Versprechen der Kurtisane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Grant
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mehr war, als er ihr bisher verraten hatte? Eine noch stürmischere Welle des Unwohlseins schlug in der Stille über ihm zusammen. Er hatte Verschiedenes durchblicken lassen, was eine halbwegs intelligente Frau stutzig werden lassen musste. Dass der Krieg ihn verändert hatte. Dass er sich nicht mehr in die Kirche traute. Dass er aus gewissen Gründen keiner Dame seine Hand anbieten konnte. Vielleicht hatte sie begonnen, die Hinweise zusammenzufügen. Vielleicht hatte er das die ganze Zeit gehofft.
    »Willst du mich wirklich kennenlernen, Lydia?« Sein Daumen hielt in seiner Bewegung inne. »Es gibt Dinge, die ich dir erzählen könnte, die du vielleicht gar nicht wissen willst.«
    »Ich weiß.« Ihre Finger schlossen sich über seinem Daumen. »Ich weiß schon lange, dass du Geheimnisse hast.« Sie sah ihn an, obwohl sie seine Züge gewiss ebenso wenig ausmachen konnte wie er ihre. »Ich weiß, dass ich vielleicht nicht gerade die geeignetste Vertrauensperson bin. Aber ich habe keine Angst vor dem, was du mir erzählen kannst.«
    »Du bist besser geeignet, als du glaubst.« Wer, auf der ganzen weiten Welt, würde eher verstehen als eine Frau, die selbst Tote auf dem Gewissen hatte? Und doch … wenn sie
kein
Verständnis haben würde, brauchte er nicht mehr zu hoffen, dass es jemals jemand haben würde.
    Er lag still. Wie sollte er auch nur anfangen?
    »Du musst mir nichts erzählen, wenn du nicht willst.« Sie war die Standfestigkeit in Person, ein dunkler Fels im schattigen Raum. »Ich habe keinerlei Anspruch auf deine Geheimnisse.«
    »Darf ich es mir bis morgen überlegen? Ich habe noch nie darüber nachgedacht, mit dir darüber zu sprechen – oder überhaupt mit irgendjemandem. Ich bin nicht sicher, ob es gut wäre.«
    »Natürlich.« Ihre Finger gaben seinen Daumen frei. »Vielleicht können wir aber diese Witwe besuchen, und ich kann dich ein bisschen besser kennenlernen. Ohne meine Nase in Dinge zu stecken, die du lieber für dich behalten möchtest.«
    Der Vorschlag ergab noch immer keinen Sinn. Wie sollte ein Besuch bei Mrs Talbot ihr dabei helfen, ihn besser kennenzulernen? Einerlei. Ein Besuch bei der Witwe klang nach der harmlosesten aller Zerstreuungen, verglichen mit der Aussicht, seine Beichte abzulegen. »Wenn du möchtest«, sagte er, und dann gab es nichts mehr zu tun, als wach zu liegen, über ihre Beweggründe nachzusinnen und sich zu fragen, ob er den Mut hatte, ihre gute Meinung von sich aufs Spiel zu setzen.
    Er war irgendwie verantwortlich für den Tod des Mannes dieser Frau. Das war die offensichtliche Erklärung, und man suchte nicht ohne Grund nach anderen Erklärungen.
Entia non sunt multiplicanda propter necessitatem
, wie Henry immer zu zitieren gepflegt hatte. Keine unnötige Verkomplizierung der Dinge.
    Lydia saß auf einem Sofa in einem kleinen Salon in Camden Town und kämpfte gegen den Drang an, die Hände zu ringen. Will saß zu ihrer Linken. Das Unwohlsein, das er verströmte, machte sie besorgt und nervös, während die andern beiden Frauen im Raum es gar nicht zu bemerken schienen. Vermutlich war es dumm von ihr gewesen, zu glauben, ein Besuch hier würde seinen Lebenswillen stärken.
    »Ist das ein älterer Zweig der Familie, die Slaughters? Ich meine fast, mich zu erinnern, mal von einem Lord Slaughter gehört zu haben.« Mrs John Talbot, die Frau des Bruders des Soldaten, und Herrin des Hauses, schien fest entschlossen, das ganze Gewicht dieses Besuchs auf sich zu beziehen, und musste nun erst einmal herausfinden, wie gewichtig er war.
    »Der ist mir nicht bekannt. Ich bezweifle, dass er mit uns verwandt ist.« Je weniger Aufhebens über die Slaughters gemacht wurde, desto besser. »Um ehrlich zu sein, verdanken wir den größten Teil unseres Ansehens der Blackshear-Linie.«
    »Meine Cousine schmeichelt uns.« Will schlug bescheiden den Blick nieder, was ihn nur noch vornehmer aussehen ließ. »Die Blackshears sind gemeiner Landadel, nicht mal ein Ritter dabei.« Er machte eine kleine, unwillkürliche Bewegung, um seine Manschette zurechtzurücken.
    »Aber das kann sich ja ändern, nicht wahr?« Die Frau ließ sich nicht beirren. »Ritterschläge gibt es immer mal wieder, und auch Baronetswürden werden verliehen. Manchmal werden sogar Leute in den Hochadel erhoben.«
    »Korrekt.« Er stimmte ihrem Einwand mit einer kleinen Verbeugung zu. »Doch mein ältester Bruder hat bereits einen tadellosen Ruf und kann es an Ehrwürdigkeit mit jedem Lord aufnehmen, aber er hat einen

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