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Das Versprechen der Kurtisane

Das Versprechen der Kurtisane

Titel: Das Versprechen der Kurtisane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Grant
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sprach von einem Durchschnitt. An manchen Abenden verlieren wir vielleicht, und an manchen Abenden gewinnen wir bestimmt mehr.« Noch ein stärkender Schluck Kaffee, und ein letzter, wohlplatzierter Hieb. »
Ich
muss auf jeden Fall dorthin. All meine Hoffnung auf ein anständiges Leben, für mich und mein Dienstmädchen, hängen davon ab.«
    »Dann spielen wir. Wir fangen heute Abend an. Du weißt sehr gut, dass ich dich dort nicht allein hingehen lassen kann.«
    Sie trank noch mehr Kaffee und sagte nichts. Ihr Schweigen würde ihm die Gelegenheit geben, auf den Gedanken zu kommen, dass sie sehr wohl ohne seinen Schutz in die Spielhöllen gehen würde, falls er im Duell ums Leben kam. Und wenn sie erst einmal am Tisch saßen und gewannen, würde ihm aufgehen, was er alles Gutes tun könnte mit dem Gewinn. Wenn er genug gewonnen hatte, um Mr Fullers Teilhaber zu werden und die Zukunft jener Witwe zu sichern, würde er sicherlich wieder so sehr am Leben und an seiner glänzenden Zukunft hängen, dass ihm schon der Gedanke an ein Duell völlig absurd erscheinen würde.
    An jenem Abend verloren sie tausendzweihundert. Natürlich verlor er das Meiste davon. Sie winkte ihn zu einem scheinbar günstigen Zeitpunkt dazu, er spielte und setzte genau so, wie sie ihm soufflierte, und dennoch fielen die Karten schlecht aus und er musste zusehen, wie sein Vorrat an Jetons unaufhaltsam zusammenschmolz.
    »Glaubst du, der Bankier betrügt?«, fragte Will, als sie endlich das Signal zu einer Unterredung gegeben hatte. Das Etablissement, das außer seiner Adresse keinen Namen hatte, war um einiges karger als das
Oldfield’s
. Es bot keine Korridore oder Vorzimmer, die für eine private Unterredung geeignet gewesen wären; die Tür aus dem Spielsalon führte direkt zur Treppe und die Treppe direkt zur Haustür, die sie von der Außenwelt abschloss. Sie mussten sich in einer Ecke des Salons vor aller Augen unterhalten, einen betrunkenen Flirt mimend, während sie leise, nüchterne Worte wechselten.
    »Ich glaube nicht. Wenn ja, dann benutzt er bessere Tricks, als ich kenne.« Sie legte ihm eine Hand auf den Arm und verzog die Lippen zu einem Lächeln, das Tricks versprach, von denen kein Bankier auch nur zu träumen wagte. »Manchmal bekommt man schlechte Karten, auch wenn die Chancen gut stehen. Denk daran, wie ich dir drei Karten hingelegt habe und du auf Anhieb das Ass gefunden hast. Mit der Zeit wird sich die Wahrscheinlichkeit durchsetzen.«
    Aber sie hatten keine Zeit. Nach dem heutigen Abend blieben ihnen noch fünf, vielleicht nur vier Nächte, und der Weg, der vor ihnen lag, war viel länger geworden, als er es vor ein paar Stunden gewesen war, als sie den Salon betreten hatten. Er fuhr mit einem Fingerknöchel an ihrem Kiefer entlang, doch mit der Kaltblütigkeit, die sie an den Tag legte, konnte er bei Weitem nicht mithalten. »Willst du noch weiterspielen? Ich vertraue deinem Urteil.« Er klang ebenso jämmerlich, wie er sich fühlte.
    »Ich muss gestehen, dass mich unsere Verluste ablenken und ich nicht so sehr bei der Sache bin, wie ich es gern wäre.« Sie ergriff seine Hand, zog sie an ihren Mund und schlug die Augen nieder. »Lass uns gehen.«
    Sein Körper brachte nicht einmal eine anständige animalische Reaktion auf das Kitzeln ihres Atems auf seiner Haut zustande. Dass sie zugab, sich über ihre Verluste Sorgen zu machen, beunruhigte ihn nur noch mehr. Mit größter Anstrengung verzog er den Mund zu einer anzüglichen Geste und ließ die Hand von ihren Lippen über ihre Schulter an ihrem Arm hinabgleiten. »In Ordnung.« Er ergriff ihre Finger. »Gehen wir.«
    Ihre kokette Wärme verschwand augenblicklich, als die Haustür sich hinter ihnen schloss. Sie wurde stumm und reserviert. Die Sorge überschattete sie wie eine kleine persönliche Wolke, und er hatte nicht die geringste Ahnung, wie er sie vertreiben sollte.
    Ob er mit ihr ins Bett gehen sollte? Es könnte sie zumindest beide für ein oder zwei Stunden ablenken. Sie würde ohnehin in seinem Bett sein. Da die Spielhöllen von St. James zu Fuß erreichbar waren und sie kein Dienstmädchen hatte, das ihr beim An- und Ausziehen half, hatten sie beschlossen, dass sie bei ihm bleiben würde, bis – ja, bis wann genau hatten sie nicht genauer festgelegt.
Bis sie ihre zweitausend Pfund hat und sich ein Haus nehmen kann
war die zuversichtlichste Möglichkeit, den Satz zu beenden, doch andere mögliche Ausgänge drängten sich ebenfalls auf.
Bis Cathcart ihr die

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