Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Versprechen der Kurtisane

Das Versprechen der Kurtisane

Titel: Das Versprechen der Kurtisane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Grant
Vom Netzwerk:
sturen Stolz, der es ihm verbietet, seinen Stand jemals verlassen zu wollen. Mein zweitältester Bruder würde, glaube ich, lieber Einfluss auf einen Lord haben, als selbst einer zu werden. Und meine Schwestern sind beide bereits verheiratet, keine von beiden mit einem Adligen. Also erwarte ich zumindest in meiner Generation keine betitelten Blackshears.«
    Zwei Brüder, der eine Jurist, der andere in der Politik. Und noch eine Schwester außer der, die Jane damals nach Hause gefahren hatte. Leute, die sie nie kennenlernen würde, selbst wenn er das Duell abblies oder überlebte. Vor ihnen könnte er sie schwerlich als Verwandte ausgeben.
    »Ich glaube, heutzutage verdienen die jungen Männer sich ihren Ruf mit Taten.« Mrs Talbot, die Witwe, äußerte diese radikale Meinung etwas zögerlich – es schien durchaus möglich, dass Mrs Talbot, die Ehefrau, ihr über den Tisch hinweg eine Ohrfeige verpassen würde –, aber dennoch mit stiller Überzeugung. »Denken Sie nur an Wellington. Ein jüngerer Sohn, und noch dazu Ire, aber dennoch höher angesehen als selbst der Prinzregent, möchte ich behaupten.«
    »Ganz meine Meinung.« Mrs John Talbot riss das Gespräch sofort wieder an sich. »Selbst jüngere Söhne können auf Titel hoffen, wenn sie sich den richtigen Leuten vorstellen lassen. Ein Mann wie Sie, Mr Blackshear, könnte es eines Tages zu mehr bringen als Ihre Brüder.«
    Mrs George Talbot verfiel in entsetztes Schweigen. Sie hatte ganz eindeutig nicht so unverschämt sein wollen, anzudeuten, dass Will sich um einen Titel bemühen solle.
    Ich habe nicht vor, ihr den Hof zu machen
, hatte er gesagt. Falls er tatsächlich in irgendeiner Weise für ihr Witwentum verantwortlich war, war das nur verständlich. Doch eine Dame
wie
Mrs Talbot, wenn schon nicht Mrs Talbot selbst, würde ihm guttun. Sie war ein bewundernswertes Beispiel dafür, wie man Schicksalsschläge mit Würde tragen konnte. Der Verlust ihres Mannes und ihr Sturz in die Abhängigkeit von ihren Verwandten mussten schrecklich gewesen sein, doch sie hatte die Kraft gefunden, weiterzumachen. Sie war nicht ausgezogen, um sich in einem Bordell selbst zu zerstören, wie es schwächere, ungestümere Frauen taten.
    Ungestüm zu sein konnte sie sich natürlich auch nicht leisten, mit einem Kind, an das sie denken musste. Doch war das nicht genau der Grund dafür gewesen, dass sie Will hierhergebracht hatte? Um ihn an die Menschen zu erinnern, an die
er
denken musste, die Menschen, die von ihm abhängig waren und um derentwillen er sein Leben nicht in einem Duell aufs Spiel setzen durfte?
    »Miss Slaughter!« Die andere Mrs Talbot richtete sich mit abrupter Lebhaftigkeit auf. »Ich wäre
so
dankbar für Ihre Meinung zu dem Garten, den ich gerade angelegt habe. Würden Sie wohl einen kleinen Spaziergang mit mir machen?«
    Will zuckte neben ihr zusammen. Gegenüber von ihnen errötete die Witwe Talbot. Mrs John Talbots Absicht hätte nicht offensichtlicher sein können.
    Lydia griff nach der Sofalehne und verfehlte sie völlig. Ihre Glieder waren plötzlich eiskalt, sie konnte nur noch mit Mühe aufrecht sitzen und jeder Atemzug verlangte eine bewusste Anstrengung.
    »Machen wir doch alle einen Spaziergang!« Will war zur Besinnung gekommen. »Ich habe in letzter Zeit angefangen, mich sehr für Landwirtschaft zu interessieren, vor allem dafür, was auf geringstem Raum alles möglich ist.« Er sprach mit solchem Enthusiasmus, dass die andere Mrs Talbot sicher sein konnte, dass er nicht darauf aus war, dem Tête-à-Tête zu entfliehen, sondern überhaupt nicht verstanden hatte, was beabsichtigt wurde.
    Das würde ihm aber nur eine Gnadenfrist einbringen. Es konnte kein Zweifel daran bestehen, was folgen würde, wenn er das Duell überlebte. Er würde sich Vorwürfe machen, bei den Talbots falsche Hoffnungen hervorgerufen zu haben. So, wie sie ihn kannte, würde er seine Verpflichtung ehren wollen, selbst wenn sie auf einem Missverständnis beruhte. Schließlich gab es ein Versprechen und eine ernste Bürde. Er würde eher seine eigene Zukunft opfern, als Mr Talbots Witwe im Stich zu lassen.
    Vielleicht war es aber auch gar kein Opfer. Hast du nicht gerade gedacht, dass diese Frau genau das ist, was er braucht?
Sie erhob sich, so träge und ungraziös, als zöge sie sich aus einem Sumpf, und ging mit den anderen nach draußen.
    Ein Gedanke keimte kleinlaut in ihr auf, während sie sich durch den Talbot’schen Gartens schleppte: Vielleicht würde er
jetzt
vom

Weitere Kostenlose Bücher